Das scheinbar „gute“ Wetter

Das scheinbar „gute“ Wetter
(Patrick Pleul)

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Während das Wetter für die einen ein Segen ist, wird es für die Bauern und die Naturschützer zum Fluch. Auch der Rest des Landes könnte demnächst Konsequenzen spüren.

Während die Luxemburger am Wochenende in Scharen zu den Baggerweihern und zum Stausee fahren, um die Sonne zu genießen, fluchen andere. Das auf den ersten Blick „gute“ Wetter ist nicht für alle ein Segen. Für die Bauern und Winzer ist das Wetter, wie es im Moment ist, eine existenzielle Bedrohung, für die Naturschützer ist es eine Katastrophe und demnächst könnte es auch Auswirkungen auf das Leben der ahnungslosen Sonnenanbeter und Regenhasser haben.

Das Wetter in den letzten Monaten, also eine Abwechslung zwischen regenloser Hitze und unnatürlich spätem Frost in der Nacht, könnte in Luxemburg problematisch werden.

Leere Flüsse

Einerseits für die Trinkwasserversorgung. Der Wasserpegel des Stausees im Norden des Landes ist anderthalb Meter tiefer, als er sein müsste. Er wird sich auch über den Sommer mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erholen. Die Regierung erwartet aber bisher keine Trinkwasser-Engpässe in diesem Jahr. „Im Jahr 2014 lag der Pegel am Stausee 3,5 Meter zu tief. Trotzdem hatte der tiefe Stand keinen Einfluss auf die Trinkwasserversorgung“, so das von Umweltministerin Carole Dieschbourg und Landwirtschaftsminister Fernand Etgen zitierte Beispiel.

Bei den Flüssen ist die Situation problematischer. Sie befinden sich gerade auf einem Stand, den sie nur mitten im Sommer erreichen sollten. Es entwickeln sich demnach zahlreiche Algen in den Flussbetten Luxemburgs.

Besorgte Bauern und Winzer

Für die Landwirtschaft waren die letzten Monate ebenfalls eine Plage. Sei es beim Getreide oder beim Raps: Die Bauern rechnen mit hohen Verlusten. „Wie hoch diese Verluste sein werden, können wir noch nicht sagen“, so Landwirtschaftsminister Fernand Etgen. Für die Bauern spielte auch der Spätfrost eine wichtige Rolle. Viele Früchte haben ihn nicht überlebt. Die Schäden sind extrem hoch.

Auch die Winzer fangen an, sich ernsthafte Sorgen zu machen. Sie müssen ihren ganzen Bestand zusätzlich bewässern. Vor allem für die jungen Weinreben könnte die Trockenheit problematisch werden, sollte sie weiter anhalten.

Mögliche Verbote

Auch für den Rest der Luxemburger könnte das „gute“ Wetter demnächst Konsequenzen haben. Laut Dieschbourg und Etgen wurde in diesem Jahr bereits mehr Trinkwasser genutzt als sonst. Die Regierung versucht, die Menschen durch Kampagnen zu sensibilisieren, und hat kürzlich eine „Wachsamkeitsphase“ gestartet. Die Gemeinden wurden dazu aufgerufen, ihren Verbrauch zurückzuschrauben und ihre Bürger dazu zu bewegen, das Gleiche zu tun.

Möglicherweise wird es nicht bei den Empfehlungen bleiben. „Je nach der Entwicklung des Wetters, des Verbrauchs und der Leistung der Quellen wird es möglicherweise notwendig sein, Verbote auszusprechen“, so Dieschbourg und Etgen. Dadurch solle dann die Qualität des Wassers garantiert werden.