Beweismittel landeten auf dem Sperrmüll

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Am Donnerstag kommen weitere Details in der Bommeleeër-Affäre ans Tageslicht. Beweismittel landeten auf dem Sperrmüll. Der hohe Offizier Schockweiler bediente sich nach Belieben aus den Archiven.

Marc Origer, ein ehemaliger Arbeitskollege von Arnold Mack, der am Mittwoch im Zeugenstand aussagte und dabei die Arbeitsweise des aktuellen Polizeidirektors Romain Nettgen kritisierte, erscheint am Donnerstag spontan vor Gericht. Origer arbeitete als Zivilist für die Kriminalpolizei. Im Zeugenstand erklärt er, wie damals die Beweisstücke verschwanden. Die damaligen Leiter der Kriminalpolizei – unter anderem Romain Nettgen und André Glodt, gaben den Befehl, man müsse den Keller vom Erkennungsdienst räumen. Alles landete später auf dem Sperrmüll. Origer: „Ich war immer der Meinung, diese Beweismittel hätten niemals auf dem Sperrmüll landen dürfen.“

Die Räumung des Kellers fand im Jahre 2000 statt. Nichts wurde schriftlich festgehalten. Der Keller war ein auf drei Meter groß und vollgestopft mit Fotoalben, Fingerabdrücken, Plastikrohren und Kisten. Es herrschte ein großes Durcheinander in dem Raum. Alles lag drunter und drüber. Jeder der einen Schlüssel hatte, auch die Reinigungskraft, konnten nach Belieben dort ein- und ausgehen. Verantwortlicher war Romain Nettgen. Die Reinigungskraft sollte alles auf dem Sperrmüll entsorgen. Die Fingerabdrücke landeten im Schredder.

Marc Origer ergänzt die Kritik des Zeugen Macks vom Vortag: „Wir wurden bei unseren Ermittlungsarbeiten immer behindert. Wir wollten immer ordentlich arbeiten, wurden aber immer von der Direktion gebremst.“

„Schockweiler nahm, was er brauchte“

Als nächster Zeuge wird André Glodt gehört. Er arbeitete 22 Jahre beim Erkennungsdienst. Im Zeugenstand erklärt Glodt, dass der Keller wegen des bevorstehenden Umzugs nach Hamm geräumt werden musste. Er bestätigt die Aussagen von Marc Origer, dass auch Beweismittel auf dem Sperrmüll landeten: „Es handelte sich unter anderem um Kleider und alte Teppiche, die voller Würmer waren.“ Armand Schockweiler habe die Beweismittel nach 1996 abgeholt, so Glodt: „Er hat gleich mehrere Kisten mitgenommen. Er hat sich genommen, was er braucht.“ Anwalt Gaston Vogel wirft Schockweiler vor, er habe im Auftrag von oben gehandelt. „Wir erfahren in letzter Zeit viele neue Details in der Affäre,“ so die Anwältin Lydie Lorang.

Richter, Staatsanwaltschaft und Verteidigung wundern sich, dass Schockweiler nach 1996 noch Zugang zu den Beweismittel hatte. Schließlich war Nettgen zu dem Zeitpunkt Leiter der Kriminalpolizei.

„Pädophilie“ und „Deal“

Als nächster Zeuge wird Georges Kill, früherer Vizepräsident des Verfassungsgerichts, gehört. Kill ist sehr vorsichtig in seinen Aussagen und fordert, dass diese vom Gericht „genau genommen“ werden. In einem damaligen Gespräch habe Colonel Harpes gegenüber Kill gesagt, er könne Ben Geiben nicht mehr schützen, da es nicht mehr legal sei. Dabei fiel das Wort „Jungen“.

Vor Gericht fallen die Worte „Pädophilie“ und „Deal“ zum Austritt Geibens aus der Gendarmerie. Dabei soll es sich um Gerüchte handeln.

Amnesie eines Untersuchungsrichters

Jean-Mathias Goerens tritt in den Zeugenstand. Er war zwischen 1978 und Mitte September 1985 Untersuchungsrichter, auch in der Bombenleger-Affäre: „Wir tappten zunächst völlig im Dunkeln. Wussten nicht was die Täter wollten. Später gingen wir von Insiderwissen aus.“ Goerens verrät, dass es Treffen gab, bei denen über die Insider-Spur gesprochen wurde. Man sei aber auf keinen „grünen Zwieg“ gekommen.

Vor Gericht wird die mangelnde Eigeninitiative Goerens kritisiert. Auch Gleichgültigkeit und Erinnerungslücken plagen den damaligen Untersuchungsrichter. Er findet bei vielen Fragen keine konkreten Antworten.