Bargeld, Medikamente und gefälschte Pässe

Bargeld, Medikamente und gefälschte Pässe
(AFP/Gerard Julien)

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In Luxemburg und anderen EU-Staaten wurde am Freitag ein mutmaßlicher Ring von illegal tätigen Pferdefleisch-Händlern gesprengt. Weitere brisante Details sind jetzt bekannt.

Mehr als zwei Jahre nach dem Pferdefleischskandal in Europa haben Ermittler bei europaweiten Razzien erneut einen mutmaßlichen Ring von illegal tätigen Pferdefleisch-Händlern gesprengt. Insgesamt seien 26 Verdächtige festgenommen worden, die meisten in Frankreich und Belgien, wie die europäische Justizbehörde Eurojust am Samstag in Den Haag mitteilte. Razzien gab es auch in Luxemburg. Ob es Festnahmen gab, ist noch unklar.

Bei den Durchsuchungen in sieben Ländern sei es den Ermittlern von Eurojust und der französischen Behörden „gelungen, ein kriminelles, organisiertes Netzwerk zu zerschlagen, das in den illegalen Verkauf von Pferdefleisch verwickelt war“, erklärte Eurojust. Die Festnahmen erfolgten im Zuge eines Rechtshilfeersuchens der zuständigen Richterin in Marseille.

Ein Belgier

Die meisten Festnahmen gab es in Belgien, den Niederlanden, Deutschland und in Südfrankreich. Die Mitglieder des „organisierten kriminellen Netzwerks“ hätten Dokumente gefälscht, um „auf betrügerische Art und Weise“ für den Verzehr ungeeignetes Pferdefleisch in die Lebensmittelkette zu bringen, erklärte die EU-Behörde.

Die französischen Behörden gehen den Angaben zufolge davon aus, dass zwischen 2010 und 2013 rund 4700 nicht für den Verzehr geeignete Pferde geschlachtet und verkauft wurden. Laut Eurojust handelt es sich bei dem Hauptverdächtigen um einen Belgier. Die Ermittlungen gegen ihn laufen demnach bereits seit November 2012; zu dem 2013 enthüllten Pferdefleischskandal gibt es aber offenbar keine Verbindungen.

Gefälschte Pferdepässe

Belgischen Medienberichten zufolge wurden vier Belgier in Frankreich festgenommen, darunter auch der mutmaßliche Chef des Pferdehändler-Rings. Wie der Fernsehsender RTBF berichtete, wurden die Tiere im südfranzösischen Marseille geschlachtet. Aus französischen Ermittlerkreisen hieß es, die Pferde seien in einem „Département nahe Bouches-du-Rhône“ in Südfrankreich geschlachtet worden.

Laut Eurojust entdeckten die Ermittler in Frankreich 400 gefälschte Pferdepässe. Auch in den Niederlanden wurden nach Angaben der dortigen Behörden 15 Betriebe durchsucht und drei Verdächtige festgenommen. Frankreich verlangt demnach deren Überstellung. Die Überstellungen sollen nach Angaben aus ermittlernahen Kreisen „im Laufe der Woche“ erfolgen.

Bargeld, Medikamente, Pässe

Bei den Razzien, die am Freitag auch in Irland, Luxemburg und Großbritannien stattfanden, wurden überdies 37.000 Euro Bargeld, Medikamente und 800 Pässe beschlagnahmt. Auch die britische Polizei leitete Ermittlungen ein. Desweiteren sollen 200 Pferde von Tierärzten untersucht werden.

Der vor gut zwei Jahren aufgedeckte Pferdefleischskandal hatte im Januar 2013 in Irland und Großbritannien seinen Anfang genommen und zu Rückrufen von Fleischprodukten in etlichen europäischen Ländern geführt. Es war einer der größten Lebensmittelskandale in Europa. Eine französische Fleischverarbeitungsfirma namens Spanghero hatte unter anderem die Firma Tavola in Capellen mit rund 20 Tonnen falsch deklariertem Fleisch beliefert. Kontrollen in Luxemburg gab es keine. Tavola produziert im Jahr rund 16.000 Tonnen Fertiggerichte für den Weltmarkt.

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