Donnerstag13. November 2025

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Auf der Suche nach Außerirdischen in Esch

Auf der Suche nach Außerirdischen in Esch
(niw )

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Das Handy-Spiel "Pokémon Go" hat die Welt binnen weniger Tage erobert. Wir haben es in Esch ausprobiert. Chronik eines rempelnden Reporters.

Es ist eines der meisterwarteten Spiele der letzten Zeit. Dass der Hype um „Pokémon Go“ so massiv sein würde, konnte allerdings niemand ahnen. Offiziell gibt es das Spiel in Luxemburg nicht. Über einen kleinen Umweg kann man es sich jedoch besorgen. Wie das geht, erläutern wir aus rechtlichen Gründen hier nicht.

Also kurz mal die App herunterladen und dem Spiel erlauben, so ziemlich auf alle Daten zuzugreifen, die man hat. Es ist einer der größten Kritikpunkte an „Pokémon Go“ und wohl der wichtigste Umsatzpunkt der Hersteller. Die Daten der Benutzer werden für teures Geld verkauft. Uncool. Zumindest ist die App gratis.

Schnell ein Spielerprofil erstellen und schon erscheint auf dem Handy eine Karte der Umgebung, in der man sich befindet. Die Reportage kann beginnen.

Ich bin gerade in der Redaktion in Esch, sehe eine grün-blaue Karte der Stadt, mit einem kleinen Männlein, das mich darstellen soll. Es bewegt sich auf der Karte, wenn ich mich in der realen Welt bewege.

Ein Bisasam in der Redaktion

Plötzlich geht die Handykamera an. Auf dem Bildschirm sieht man die Redaktion und neben dem Bein einer meiner Kollegen … ein Pokémon! Ein Bisasam, um genau zu sein. Ich fange an, fleißig Poké-Bälle zu werfen, um es zu fangen. Das ist gar nicht so einfach. Irgendwann treffe ich. Auf dem Bildschirm erscheint eine Nachricht: „Glückwunsch, Sie haben Ihr erstes Pokémon gefangen.“

Okay. Ist irgendwie lustig. Aber eigentlich geht es auch darum, durch das Spiel die reale und fiktive Umgebung zu erkunden. Also raus ins Freie. Immerhin ist schönes Wetter und draußen lauern möglicherweise Scharen von Pokémons, die ich fangen kann.

Das hatte ich vergessen …

Kaum auf der Straße, fällt mir auf, dass ich die ganze Zeit auf mein Handy starre. Ich laufe um die Ecke und treffe auf mein nächstes Objekt der Begierde: Eine Art Fledermaus wartet an der Straßenecke auf mich. Wieder schmeiße ich Poké-Bälle. Jetzt sieht es wahrscheinlich nicht mehr so normal aus. Ich swipe frenetisch mit meinem Finger über den Bildschirm und versuche verzweifelt die Fledermaus zu treffen, die rauf- und runterhoppt.

Bis jemand hupt.

Ich blicke hoch und sehe einen Autofahrer in seinem Wagen, der mich mit verdutztem Blick ansieht. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich gerade vor einem Zebrastreifen stehe. Ich winke dem Auto, da ich nicht vorhabe, über die Straße zu gehen. Er gibt mir einen Daumen hoch und fährt weiter.

Ich brauche neue Poké-Bälle

Die Fledermaus erwische ich irgendwann doch und fange an, in Richtung Alzettestraße zu laufen. Mittlerweile habe ich keine Poké-Bälle mehr, mit denen ich um mich werfen kann. Also muss ich eine Art Checkpoint finden, wo ich neue sammeln kann. Auf einmal stehe ich vor dem Gebäude, zu dem mich das Spiel geführt hat und fange wieder an, auf dem Handy zu wischen, um neue Poké-Bälle zu ergattern.

Eine Frau kommt zur Haustür raus. Sie blickt kurz in meine Richtung, geht dann aber weiter. Ich frage mich immer noch, ob ich dämlich aussehe, oder ob es überhaupt keinem auffällt, dass ich gerade Pokémon spiele. Ich komme zum Schluss, dass es eher niemandem auffällt. Ich bin nur irgendein Typ, der mit seinem Handy herumläuft und ständig darauf starrt. So wie jeder zweite Passant.

Achtung, Straßenschild!

Vorsichtig sollte man trotzdem sein. Dreimal wäre ich bei meiner Pokémon-Jagd fast mit irgendwelchen Passanten oder Straßenschildern kollidiert. Nach einer halben Stunde habe ich dann genug. Bilanz: sechs gefangene Pokémons, ungefähr zwei abgelaufene Kilometer und ab und zu verdutzte Blicke.
Von der Umgebung habe ich leider nichts gesehen.