Algerisches Militär greift Islamisten an

Algerisches Militär greift Islamisten an

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das algerische Militär hat nicht lange gefackelt - und zum Sturm auf die Islamisten angesetzt, die auf einem Gasfeld im Osten des Landes Dutzende Ausländer festhielten. Ergebnis ist ein Blutbad.

Eine algerische Militäraktion zur Befreiung von Geiseln aus der Hand von Islamisten hat zu einem Blutbad geführt. Hubschrauber und Bodentruppen griffen am Donnerstag ein Terrorkommando an, das sich seit Mittwoch mit Dutzenden von ausländischen Geiseln auf einem Gasfeld im Osten des Landes verschanzt hielt. Dabei gab es Medienberichten zufolge viele Tote, mehrere ausländische Arbeiter konnten befreit werden. Nach Darstellung der Terroristen wurden allein bei den Luftschlägen 35 Geiseln und 15 Kidnapper getötet.

Die Informationen über die Vorgänge auf dem Erdgasfeld In Amenas waren am Donnerstag lange Zeit völlig unklar. Die Regierung in Algier widersprach am Abend Berichten des staatlichen Rundfunks, wonach die Befreiungsaktion des Militärs beendet sei. „Die Armeeoperation dauert an“, sagte Informationsminister Mohamed Said Belaid im staatlichen Fernsehen. Er bestätigte erstmals, dass es Tote gegeben habe, nannte aber keine Zahlen.

Der britische Premier David Cameron sagte wegen der dramatischen Lage seine für Freitag in Amsterdam geplante Grundsatzrede zum britischen Verhältnis zur EU ab. Großbritannien müsse sich bei dem Geiseldrama auf weitere schlechte Nachrichten einstellen, hieß es von der britischen Regierung.

Ohne Rücksprache

Algerien startete den Militärangriff offenbar ohne Rücksprache mit westlichen Regierungen. Cameron kritisierte die algerische Informationspolitik. Auch Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg beklagte am Abend, man habe noch immer keine sicheren Informationen über das Schicksal der Geiseln. Die USA forderten ebenfalls „Klarheit“ von Algier. Die Regierungen in den USA, Frankreich, Norwegen, Großbritannien, Irland und Japan hatten zuvor bestätigt, dass sich Bürger ihrer Länder unter den Geiseln befinden.

Die Terroristen hatten am Mittwoch das unter anderem von BP betriebene Gasfeld gestürmt und mehrere Dutzend westliche Arbeiter in ihre Gewalt gebracht. Die Gruppe, die laut algerischer Regierung von dem einäugigen Islamisten Mokhtar Belmokhtar angeführt wurde, fordert ein Ende des französischen Einsatzes in Mali. Die algerische Regierung lehnte Verhandlungen aber von Anfang an strikt ab.

Vier ausländische Geiseln befreit

Nach Informationen der algerischen Nachrichtenagentur APS konnten zunächst vier ausländische Geiseln befreit werden. Weitere sieben seien noch in der Gewalt der Entführer, hieß es am Nachmittag. Rund 200 algerischen Arbeitern soll während der Hubschrauberangriffe die Flucht gelungen sein.

Die überlebenden Islamisten hielten sich nach Informationen der mauretanischen Nachrichtenagentur ANI noch am Abend mit mehreren Geiseln auf dem Gelände verschanzt. Die Armee versuche, das Gelände zu stürmen. Ein Sprecher der Islamisten drohte im Gespräch mit ANI damit, auch die verbliebenen Geiseln zu töten.

Geiselnahme von Al-Kaida

Hinter der Geiselnahme steht nach algerischen Angaben die Organisation Al-Kaida im islamischen Maghreb (AQMI). Der erste Luftschlag sei erfolgt, als die Islamisten versucht hätten, mit einer Gruppe von Geiseln den Ort zu wechseln, berichtete ANI unter Berufung auf einen Sprecher der Islamisten. Ein algerischer Radiosender meldete, die Hubschrauber hätten die Terroristen angegriffen, als diese mit Geiseln in zwei Allradfahrzeuge gestiegen seien.

Laut Fernsehsender Ennahar hatten zuvor 15 Ausländer entkommen können, darunter ein französisches Paar. Eine irische Geisel, ein 36 Jahre alte Familienvater, meldete sich am Nachmittag bei seiner Familie in Belfast, wie das irische Außenministerium in Dublin mitteile. Der Mann sei „sicher und wohlauf“.

Der britische Außenminister William Hague kritisierte die Terroraktion als „kaltblütigen Mord“.