Kayl-TetingenZwischen Bangen und Hoffen: Wie die lokalen Vereine der Covid-19-Krise trotzen

Kayl-Tetingen / Zwischen Bangen und Hoffen: Wie die lokalen Vereine der Covid-19-Krise trotzen
Veranstaltungen wie die „Kannerkavalkade“ sind enorm wichtig für die lokalen Vereine. Aufgrund der Pandemie fallen sie dieses Jahr aber aus. Archivbild: Lucien Montebrusco

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Sie gelten bisweilen als Relikt vergangener Zeiten. Wer bedarf schon des lokalen Vereins, wo man doch in den sozialen Medien ohne viel Aufwand quasi vom Bett aus hunderte, ja tausende „Freunde“ haben und mit ihnen zu beliebiger Tageszeit „kommunizieren“ kann? Doch ausgerechnet in den letzten zwölf Monaten, in denen die Videotelefonie täglich neue Höhenflüge feierte, wird man sich der Bedeutung lokaler Vereine für das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde bewusst. Ohne sie keine sportlichen und kulturellen Veranstaltungen, keine geselligen „Dëppefester“, kein Würstchenstand oder Kaffee-und-Kuchen-Tisch bei größeren kommunalen Veranstaltungen. Ohne Generalversammlungen verliere man den Kontakt zu den Menschen, hatte erst kürzlich noch der Bürgermeister von Kayl-Tetingen, John Lorent, bei der Jahrestagung der „Amicale des marcheurs Kayl“ gesagt. Auch bei den engagiertesten Vereinsmitgliedern können Vorstandssitzungen via Zoom oder Skype das Beisammensein und den Meinungsaustausch im Vereinslokal oder in der Gaststätte nicht ersetzen.

Die Pandemie setzt den Vereinen zu. Sie alle sind auf die ehrenamtliche Mitarbeit ihrer Mitglieder angewiesen. Bleibt die aus, droht auch dem Verein das Aus. Wie viele Vereinigungen die Covid-19-Krise überleben werden, ist vorerst ungewiss. Wir sprachen mit einigen ausgewählten Vereinen aus dem kulturellen und sportlichen Bereich der Gemeinde Kayl-Tetingen. Dabei fragten wir nach etwaigen Aktivitäten in den letzten Monaten, der Beteiligung der Mitglieder, nach den finanziellen Folgen von Lockdown und den strengen sanitären Maßnahmen. Schließlich wollten wir wissen, welche Unterstützung sie von der öffentlichen Hand erwarten.

Basketball-Club Käldall

Der Club trainierte, wenn die Corona-Regeln es erlaubten. „Das war beschwerlich, weil die Regeln oft geändert wurden, insbesondere im Jugendbereich“, sagt Präsident Gérard Kraus. Bei Letzteren konnte an den Basisregeln gearbeitet werden. Schwieriger gestaltete sich das Training bei den Senioren. An der Meisterschaft habe man sich im Herbst beteiligt. Der Supercup, den man traditionell ausrichte, habe jedoch aus mehreren Gründen nicht stattfinden können.

Als kleiner Basketballclub sei man finanziell auf „Dëppefester“ und andere traditionelle Rendezvous angewiesen. Schmerzen tat insbesondere der Ausfall des Fischverkaufs an Karfreitag – „ein traditionelles Basketball-Business“, so Kraus. Andererseits blieben etliche Ausgaben erspart. Die Trainer seien jedoch weiterhin bezahlt worden, was die Kasse belaste.

Das „Confinement“ bedeutete einen enormen Druck auf die Psyche der Menschen. Was dazu führte, dass einige sportlich äußerst motivierte Mitglieder den Club verließen. Andererseits habe man den Jugendbereich ausbauen können. Auch bei den anderen Mannschaften habe man einen steten Zulauf festgestellt.

Mit Forderungen an die Gemeinde gibt man sich beim BBC Käldall eher bescheiden. Auch ihr seien die Mittel gekürzt worden, so Kraus. Die Subsidien an den Verein würden jedoch weiterfließen und dank der Jugendarbeit dieses Jahr wohl auch üppiger ausfallen. Auch das Sportministerium habe Unterstützung vorgeschlagen und davon werde wohl auch der Basketball-Club profitieren.

Seniorensport-Club Kayl-Tétange

Im Februar hat man die Vereinsaktivität wieder aufgenommen, sagt Sekretär Eugène Kraus. Trainiert wird jeweils am Montag in Zehner-Gruppen in der Sporthalle. Mehr Teilnehmer seien wegen der sanitären Regeln nicht zugelassen. Dabei würden einige Senioren freiwillig auf die sportliche Betätigung verzichten. Andere ziehen es vor, erst die Impfung abzuwarten. Aus dem Club ausgeschieden sei jedoch niemand.

Als man sich im Februar wieder treffen durfte, habe man regelrecht spüren können, wie sehr diese Zusammenkünfte den Menschen fehlten, sagt Kraus. Finanzielle Einbußen verzeichne man nicht.

Le Cycliste 23 Tétange

Seit dem Cyclocross in Reckingen-Mess im vergangenen Herbst habe nichts mehr stattgefunden, sagt Marco Lux, Präsident von Le Cycliste 23 Tétange. Natürlich werde in der Zwischenzeit trainiert, betont er. Als Individualsport sei das ja problemlos möglich. Leider verliere man jedoch den Kontakt mit den Sportlern, bedauert er. Seine größte Sorge sei der mögliche Verlust junger Radsportler. Schließlich trainiere man ja auf ein Ziel hin, bereite sich auf einen Wettkampf vor. Und wenn der dann ausbleibt … Bisher sei aber noch niemand abgesprungen.

Finanzielle Sorgen plagen die Tetinger nicht. Als alteingesessener Verein verfüge man über eine stabile Kassenlage. Ohne Wettbewerbe entfielen auch die üblichen Ausgaben. Von Vorteil sei auch, dass alles auf Ehrenamtlichkeit fuße. Trainer habe man ja nicht, betont Lux.

Der LC Tetingen (hier Eric Meyers) und der LC Kayl stehen vor einer Fusion
Der LC Tetingen (hier Eric Meyers) und der LC Kayl stehen vor einer Fusion Archivbild: Editpress/Gerry Schmit

Les cyclistes Kayl

Auch bei den Nachbarn von Les Cyclistes Kayl ist seit Herbst letzten Jahres „nichts gelaufen“, so Präsident Romain Daubenfeld. „Nullaktivität“, sagt er. Wobei auch die Kayler Sportler weiterhin trainieren würden. Finanziell hinterlasse Covid-19 tiefe Spuren. Einnahmen erzielte man traditionsgemäß aus dem vom Verein organisierten Cyclocross und der Werbung in der dazu veröffentlichten Broschüre. Ausgeblieben waren 2020 auch die Einnahmen anlässlich des Nationalfeiertags und der „Fête de la musique“, bei denen der Verein in der Vergangenheit Catering-Dienste anbot.

Dennoch ist es Daubenfeld um die Zukunft des Radsports in der Gemeinde nicht bange. Anlass dazu liefert die anstehende Fusion mit den Tetinger Radsportlern. Daran hätten die Vorstände auch während der Pandemie gearbeitet, sagt Daubenfeld. „Die Sache ist so gut wie abgeschlossen.“ Man warte nur noch auf die Zustimmung durch die jeweiligen Generalversammlungen. Sollte diese Covid-bedingt bis zum Saisonauftakt ausbleiben, würden die Fahrer noch unter den Farben des jeweiligen alten Vereins fahren. Das sei so abgemacht.

Bei der Fusion setzt Daubenfeld auf die Unterstützung durch die Gemeinde. Substanzielle Hilfe erhofft man sich ebenfalls vom Sportministerium.

Harmonie Ste-Cécile Kayl

Seit März 2020 musste die Musikgesellschaft sämtliche Konzerte und Proben absagen, so Sekretärin Annick Mathias. Zeitweise habe man lediglich in Vierergruppen, Dirigent eingerechnet, geprobt. Das sei organisatorisch schwer gewesen wegen wechselnder Einschränkungen im Kulturbereich oder weil die Politik den Musikvereinen nicht immer alle Einzelheiten mitteile, was erlaubt sei und was nicht. Hinzu kämen Einschränkungen durch die kommunalen Behörden. So durfte man nicht in den eigenen Probesaal.

Ob Mitglieder die Lust am Musizieren verloren haben, weiß man im Kayler Verein nicht. Näheres werde man erst erfahren, wenn die normalen großen Proben wieder stattfinden können. Die finanziellen Auswirkungen sind deutlich spürbar, denn die laufenden Ausgaben fallen nach wie vor an, während die Einnahmen ausbleiben.

Artistekëscht Kayl

Viele Aktivitäten hatte die Theatergruppe Artistekëscht nicht. Zwar habe man versucht, zu proben. Aber bereits nach zwei Proben musste wieder alles abgesagt werden, da sich die sanitären Maßnahmen wieder geändert hatten, sagt Sabrina Dos Santos. Sie ist Vorstandsmitglied. Der Vorstand sah sich über Zoom. Auf dieses Instrument griffen auch die verschiedenen Arbeitsgruppen zurück, um sich zu sprechen. Während dieser Online-Treffen waren ziemlich viele Mitglieder anwesend, ein Zeichen, dass ihnen das Theater fehlt.

Auch finanziell herrscht Stillstand. Keine Auftritte, keine Einnahmen, resümiert Dos Santos. Ein Mitgliederschwund ist vorerst nicht feststellbar. „Wir wissen jedoch, dass viele Mitglieder neben dem Theater auch die sozialen Kontakte im Club vermissen. Wir gehen davon aus, dass die meisten sich auf eine Wiederaufnahme der Proben freuen.“

Wie eine Unterstützung durch die Gemeinde aussehen könne, werde man wohl erst erörtern, wenn die Tore zum Theater sich erneut öffnen werden. Alles andere sei derzeit Spekulation, weil niemand wisse, wie es weitergehen wird. Man freue sich natürlich über jede Hilfe. Dankbar sei man der Gemeinde für die 2020 getätigte Unterstützung, betont Dos Santos.