Da-Costa-AffäreWirtschaftsministerium hatte doch Kontakt zu RSS-Hydro – CSV erteilt Fayot Absolution

Da-Costa-Affäre / Wirtschaftsministerium hatte doch Kontakt zu RSS-Hydro – CSV erteilt Fayot Absolution
Wirtschaftsminister Franz Fayot wurde von der CSV „freigesprochen“ Foto: Editpress/Julien Garroy

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Neues Moment in der Da-Costa-Affäre: Beamte des Wirtschaftsministeriums sollen nun doch mit dem RSS-Hydro-Chef in Kontakt gestanden haben – jedoch nur, um ihm von einer Entlassung von Jeff Da Costa abzuraten. Das soll Wirtschaftsminister Franz Fayot während einer Kommissionssitzung der Chamber am Donnerstagmorgen gesagt haben. Für die CSV ist die Sache jedoch klar: Es hat keinen Druck gegeben. Das berichtet Radio 100,7 am Donnerstag.

Beamte des Wirtschaftsministeriums sollen RSS-Hydro-Chef Guy Schumann geraten haben, den Doktoranden und Angestellten Jeff Da Costa nicht zu entlassen. Das hat Radio 100,7 zufolge Wirtschaftsminister Franz Fayot (LSAP) in einer Chamber-Kommission am Donnerstag zu Protokoll gegeben. Dabei handelte es sich um eine gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Verbraucherschutz und Raumfahrt und dem für Umwelt, Klimaschutz, Energie und Raumordnung. Die Stellungnahme Fayots bestätigten auch Sven Clement (Piratenpartei) und Gilles Roth (CSV) am selben Tag gegenüber dem Tageblatt. Der Finanzminister und Umweltministerin Joëlle Welfring („déi gréng“) waren extra für diese Sitzung angefragt worden.

Vor der Sitzung hatte Fayot stets bestritten, dass es einen Kontakt zwischen Beamten des Wirtschaftsministeriums und Schumann gegeben habe – laut 100,7 sogar noch einige Stunden zuvor in einem Interview des Radiosenders. Nun heiße es jedoch laut Fayots Aussagen in der Kommissionssitzung, RSS-Hydro-Chef Schumann habe von sich aus das Ministerium kontaktiert – um sich dort über seinen Mitarbeiter zu beschweren.

„Ich finde es schon komisch, dass Schumann bezüglich der Sache auf das Ministerium zugekommen sein soll“, sagt Sven Clement auf Nachfrage. Laut dem Piraten-Abgeordneten habe Fayot seine Erklärung zu der Sache recht kurz gehalten und sei nicht auf Details eingegangen. Auch nicht darauf, warum Fayot den Kontakt zuvor bestritten und nun doch bestätigt habe.

Für uns ist klar, dass weder der Wirtschaftsminister noch die Umweltministerin eine Schuld trägt

Gilles Roth, CSV-Abgeordneter

Für die CSV steht nach der Sitzung fest, dass es keinen politischen Druck seitens der Regierung gegeben hat – unklar sei hingegen, was genau zwischen den Beamten und RSS-Hydro passiert sei. „Für uns ist klar, dass weder der Wirtschaftsminister noch die Umweltministerin eine Schuld trägt“, sagt CSV-Mann Gilles Roth gegenüber dem Tageblatt. Sven Clement meint, er könne sich vorstellen, dass vielleicht ein Nebensatz in einem Gespräch oder Telefonat auch als „Druck“ aufgefasst worden sein könnte – für diese Vermutung gebe es jedoch keine Belege oder Anhaltspunkte. Der Piraten-Abgeordnete sagt, die Angelegenheit stelle sich derzeit als eher undurchsichtig dar.

Kritik an Hochwasser-Reaktion

Zur Erinnerung: Der Ursprung der Affäre war offenbar die Kritik des jungen Luxemburger Hydrometeorologen und Doktoranden Jeff Da Costa zum Handeln der Regierung während der Hochwasser-Katastrophe im Juli 2021. Er bemängelte das Krisenmanagement der Luxemburger Regierung. Speziell kritisierte er, dass das Großherzogtum vorliegende Warnungen zur Heftigkeit der Überschwemmungen nicht ernst genug genommen habe. Da Costa äußerte sich dazu sowohl im Tageblatt als auch in anderen nationalen und internationalen Medien und verfasste einen Artikel in dem akademischen Nachrichtenmagazin „The Conversation“.

LINK Da Costa hat einen Forum-Beitrag für das Tageblatt verfasst, in dem er seine Geschichte noch einmal in eigenen Worten wiedergibt.

Etwas weniger als ein Jahr später, am 30. Mai 2022, berichtete der Radiosender 100,7, dass Da Costa seinen Job aufgrund seiner Kritik an der Regierung verloren habe. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe und versetzte innerhalb kurzer Zeit die Politiklandschaft in Aufruhr. Denn: Da Costa behauptete, es habe Druck vonseiten einiger Regierungsmitglieder auf seinen ehemaligen Chef bei der Firma RSS-Hydro gegeben.

Sein Chef Guy Schumann hätte stets hinter ihm gestanden und auch seine Interviews unterstützt, sagte Da Costa. Dann habe sich der Wind aber sehr plötzlich gedreht. Am Rande der Technologie-Messe „ICT Spring“, die vom 14. bis 17. September auf dem Kirchberg stattfand, teilte Schumann seinem Mitarbeiter mit, dass sich „Leute“ an seinen Aussagen gestoßen hätten. 

Firmenchef Schumann meinte gegenüber dem Tageblatt, es handele sich um eine interne Angelegenheit, darum wolle er auch nicht weiter zu dem Fall kommunizieren. Er beteuerte zudem, er sei von niemandem unter Druck gesetzt worden. Am 8. Juni berichtete das Luxemburger Wort von drei anonymen Zeugen, die Da Costas Schilderungen bestätigten: Sie sagten, es sei „von vielen Seiten“ Druck auf ihren Chef ausgeübt worden. In diesem Kontext fiel dann auch der Name von Luxemburgs Wirtschafts- und Kooperationsminister Franz Fayot (LSAP). Konkrete Beweise für eine Verwicklung Fayots in die Sache gibt es allerdings nicht. Fayot, der sich zu dem Zeitpunkt, als der Artikel erschien, auf einer Dienstreise in Niger und Ruanda befand, dementierte in den sozialen Medien jegliche Verbindungen zu Da Costa und Schumann.

Im Artikel des Luxemburger Worts berichten Zeugen auch von „mehreren Anrufen vom Wasserwirtschaftsamt“. Diese bestätigte der Behördenleiter Jean-Paul Lickes in der vergangenen Woche gegenüber dem Tageblatt. Es habe mehrere Anrufe und Gespräche zwischen „Mitarbeitern der AGE und Herrn Schumann“ gegeben – zu keinem Zeitpunkt sei jedoch Druck auf Schumann ausgeübt worden. Lickes erklärte auch, dass Schumann am 15. September 2021 ein Telefongespräch mit einem Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts geführt hat. In diesem Kontext habe Schumann „insbesondere den Druck durch die Medien, dem er ausgesetzt sei“ erörtert. 

Lucilinburhuc
19. Juni 2022 - 12.50

Welch eine Geschichte !? Wo - In Süd Italien? Nein in Lucilinburhuc. Ein Land das gerne nach den Sternen greift aber keinen ausreichenden Schutz für Arbeitnehmer bietet. Transparenz als Wunsch verkünden aber in der Praxis oft als unüberwindbare Herausforderung beenden. Fehlern zugeben wäre Schwäche zeigen.

JJ
17. Juni 2022 - 21.03

Franz.Sou einfach ass dat nëtt. Entweder du bass Chef vun denger Firma(Ministère) oder du bass et nëtt.Wanns de näischt wosst dovun,hues du däi Betrieb net am Grëff.Wanns de eppes wosst.....tja.

Grober J-P.
17. Juni 2022 - 10.13

"CSV erteilt Fayot Absolution". Na, na, hat jemand Gewissensbisse bekommen? Steckt etwa sogar der Jean-Claude dahinter? Bemerkenswertes Polittheater. Fragen sie doch mal den Kardinal, der hat Ahnung. Der Schumann sagt doch nix, dem ist das Ganze so peinlich. :-)

JJ
16. Juni 2022 - 22.53

Da blickt doch keiner mehr durch. Münchhausen lässt grüßen. Wenn jemand diesen Schmarrn verstanden hat,bitte um Aufklärung. Also ein Wissenschaftler wird entlassen weil er seine Meinung sagt und zwar von seinem Chef und guten Kollegen Schumann der von irgendwo Druck verspürt.