Fußballnationalmannschaft abgeriegeltWillkommen in der „bubble“

Fußballnationalmannschaft abgeriegelt / Willkommen in der „bubble“
Das Fitnesszentrum des Hotels wurde nur für einige Stunden und nur auf Reservierung der Nationalmannschaft geöffnet Foto: sportspress.lu/Jeff Lahr

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Seit die Fußballnationalmannschaft am Donnerstag in Baku gelandet ist, sind die Spieler von der Außenwelt abgeschottet. Ein Blick in die Einsamkeit.

Das Coronavirus hat die Welt im Griff – das ist keine Neuigkeit. Aserbaidschan hat sich aber deutlich mehr abgeschottet als die europäischen Länder. Der Flugverkehr mit dem Ausland ist eingestellt. Nur aserbaidschanische Staatsbürger oder Ausländer mit einer Sondergenehmigung dürfen einreisen. In der Haupstadt Baku ist der Personenverkehr stark eingeschränkt. Die Metro nimmt ihren Betrieb voraussichtlich erst wieder im Oktober auf. Bis vor drei Wochen durften die Menschen ihre Wohnung nur verlassen, wenn sie per SMS eine Sondergenehmigung erhielten. Baku wurde besonders stark abgeschottet, da 56,2 Prozent der Corona-Infizierten auf die Haupstadt entfallen (Stand: 1.9.2020). Allerdings leben auch rund 25 Prozent der aserbaidschanischen Bevölkerung in Baku.

Die luxemburgische Fußballnationalmannschaft erhielt eine Sondergenehmigung, um die Auftaktpartie der Nations League im Land am Kaukasus bestreiten zu können. Angereist werden musste per Charterflug. Da derzeit eigentlich kein Ausländer einreisen darf, konnte auch nicht wie üblich ein Visum für die Mannschaft bei der aserbaidschanischen Botschaft in Brüssel beantragt werden. Die Folge: bei der Ankunft am Flughafen wurde die Nationalmannschaft rund eine Stunde aufgehalten, um die nötigen Papiere auszufüllen. Besonders der „Head of delegation“ der FLF, Jean Schiltz, war davon betroffen. Mit seiner Kreditkarte rannte das Vorstandsmitglied von einem elektronischen Visums-Automaten zum anderen, um die 26 Dollar Gebühren für alle 47 Reisenden zu zahlen. Irgendwann streikte die Kreditkarte und Vorstandskollege Christian Hess musste einspringen. 

Angekommen im Hotel, warteten die nächsten Überraschungen. Es gab zwar reichlich Essen für die Spieler, der Rest der Delegation ging jedoch mit fast leerem Magen ins Bett. Restaurants und Bars sind im Fünfsternehotel Fairmont nur während ein paar Stunden geöffnet. Wer diese Termine verpasst, leidet. Den 47 Reisenden ist es strengstens untersagt, die „bubble“ zu verlassen. Für die Spieler bedeutet dies: schlafen, frühstücken, ausruhen, essen, ausruhen, training, essen und noch einmal schlafen. Das Entertainmentprogramm ist auf das Minimum beschränkt. Spieler, die Probleme damit haben, sich vor einem Spiel abzulenken und locker zu bleiben, haben in Baku nicht den leichtesten Stand. Auf der anderen Seite sind es perfekte Bedingungen für Spielertypen, die genau das Gegenteil brauchen: keine Ablenkung und die totale Konzentration auf den wichtigen Moment am Samstagabend.

Kontakt mit dem Personal sollen die Mannschaft und der Trainerstab komplett vermeiden. Den Putzfrauen ist es nicht erlaubt, die Zimmer der Spieler zu betreten. Der Rest der Delegation muss mindestens zwei Meter Distanz zu den „Roten Löwen“ halten.

Mehr Sicherheit geht fast nicht.

Leergefegt: das Mannschaftshotel in Baku
Leergefegt: das Mannschaftshotel in Baku Foto: Sportspress/Jeff Lahr