LuxemburgWeiter geht’s mit 2G+: Konzerthäuser stellen sich auf die neuen Maßnahmen ein

Luxemburg / Weiter geht’s mit 2G+: Konzerthäuser stellen sich auf die neuen Maßnahmen ein
Mit etwas Glück kann die Philharmonie mit dem „Neijoersconcert“ am 5. Januar  wie geplant ins musikalische Neujahr starten – wenn auch unter etwas anderen Bedingungen als anfangs angenommen Symbolfoto: Kultur:LX/Alfonso Salgueiro Lora

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Nach der Einführung des 2G-Covid-Checks im Kulturbereich sind die Corona-Maßnahmen nun nochmals verschärft worden. Die Leiter von kulturellen Einrichtungen und Konzerthallen stellen ihre Anpassungsfähigkeit wieder einmal unter Beweis – und reagieren gelassen auf die Neuerungen.

Zügig und damit umso überraschender hat die Regierung nach der Verabschiedung des Covid-Gesetzes am 16. Dezember weitere Restriktionen angekündigt. Der Grund für die Verschärfung der Maßnahmen sei die Ausbreitung der neuen Coronavirus-Mutante Omikron, sagten Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) und Premierminister Xavier Bettel (DP) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am 22. Dezember. Die neuen Einschränkungen sind an Weihnachten in Kraft getreten. Für den Kulturbereich bedeutet dies: 2G+ bei Veranstaltungen mit mehr als 20 Personen oder – wenn man auf Schnelltests verzichten möchte – strikte Einhaltung der Zwei-Meter-Abstandsregel und Maskenpflicht. Darüber hinaus müssen Organisatoren von Events, an denen mehr als 200 Menschen teilnehmen, ein sanitäres Konzept in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium entwerfen.

Auf diese Regeln muss sich der Luxemburger Kulturbetrieb wieder neu einstellen. Erst Mitte Dezember wurde von den kulturellen Einrichtungen und Konzerthallen ein schnelles Reaktionsvermögen verlangt, als das neue Covid-Gesetz nach kurzer Vorlaufszeit verabschiedet und so die sektorweite Einführung des 2G-Covid-Checks von einem Tag zum anderen fällig wurde. Laut den Institutionsleitern verlief der Umstieg von der 3G- auf die 2G-Regel gut, auch wenn sie sich über die genaue Definition und die konkrete Umsetzung aller Maßnahmen mitunter erst austauschen mussten (das Tageblatt berichtete). Doch was bedeuten die noch strikteren Verordnungen nun für sie?

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Das Escher Konservatorium gehört zu den Ersten, die die Auswirkungen der neuen Maßnahmen gespürt haben. Das traditionelle Weihnachtskonzert der Brass Band, das am 26. Dezember in der Sankt-Josefs-Kirche in Esch hätte stattfinden sollen, musste – wie schon vergangenes Jahr – abgesagt werden. Anders sei es nicht möglich gewesen, sagt Marc Treinen, Leiter der Musikschule. „In der kurzen Zeit hätten wir die neuen Regeln nicht umsetzen können, zumal mehr als 200 Menschen im Publikum hätten sitzen sollen.“ Dass die Corona-Regeln strenger würden, hätten sie wie alle anderen nur ein paar Tage vor dem Termin erfahren – und das Gesetz trat am Vortag des Konzerts in Kraft. „Wie hätten wir da noch gemeinsam mit der ,Santé’ ein sanitäres Konzept ausarbeiten sollen?“, fragt Treinen. Außerdem war aufgrund von Reisebeschränkungen unklar, ob der Solist es rechtzeitig bis nach Luxemburg schaffen würde. Dieses Problem hätte schließlich gelöst werden können, aber „alle Komponenten zusammen“ führten schließlich geführt, dass die Veranstaltung ins Wasser fiel.

Der Kontakt zu den Besuchern, die schon ein Ticket gekauft hatten, sei kein Problem gewesen, betont Treinen. Bis auf eine Handvoll konnten alle erreicht werden – ihnen wurde das Geld zurückerstattet. Außerdem veröffentlichte das Konservatorium ein Presseschreiben zum Ausfall des Konzerts und gab dies in den sozialen Medien bekannt. „Natürlich sind wir enttäuscht“, sagt Treinen. „Aber die Botschaft ist klar.“ Der Auftritt sei nicht annulliert, sondern nur verschoben worden. Ein genaues Datum steht aber noch nicht fest. „Wir müssen sehen, was der Kalender hergibt“, sagt Treinen. Denn im kommenden Jahr, das im Zeichen von Esch2022 steht, müsse man darauf achten, dass sich der Termin nicht mit dem eines anderen großen Events decke.

„Es ist nicht so, dass wir Trübsal blasen“, versichert der Chef des „Conservatoire“. „Wir bleiben innovativ und passen uns an.“ Auch wenn Veranstaltungen wie „En Instrument, wat bei mech passt“, die sich an Kinder richtet, nicht in geplanter Form stattfinden können, sei man darum bemüht, Lösungen zu finden. Denn: „Ich denke nicht, dass die Kultureinrichtungen durch die neuen Maßnahmen fatal getroffen sind. Ich weiß natürlich nicht, wie es den anderen geht, und es ist selbstverständlich ein wenig Logistik gefordert, aber ich sehe das recht unproblematisch.“ Für das Escher Konservatorium gelte das umso mehr, da es sich um einen kleinen Konzertveranstalter handelt – der Saal der Musikschule ist auf 175 Plätze beschränkt. Damit dürfe es mit der 2G+-Regel keine größeren Schwierigkeiten geben. „Und auch, was größere Häuser angeht: Wenn man zwei Wochen Zeit hat, um ein Konzept auszuarbeiten und Rücksprache mit der ,Santé’ zu halten, müsste es klappen.“

Sanitäre Konzepte warten schon in der Schublade

Ähnlich zuversichtlich zeigt sich Tiffany Saska, Pressesprecherin der Philharmonie: „Ich glaube, dass wir fähig sind, angemessen auf die Anforderungen zu reagieren.“ Seit fast zwei Jahren seien sie jetzt daran gewöhnt, sich auf die geltenden Maßnahmen einzustellen. „Zuerst gab es einen kompletten Lockdown, danach konnten wir mit reduzierter, dann mit voller Kapazität arbeiten – natürlich immer mit einem sanitären Konzept, denn wir stehen im Austausch mit der ,Santé’.“ Die Erfahrungen der vergangenen Monate könnten sie jetzt nutzen, um erneut zurückzuschalten. „Wir setzen die Maßnahmen schnellstmöglich um, auch im Austausch mit unseren Kunden.“

Solange wir Konzerte spielen können, werden wir das tun, egal unter welchen Bedingungen

Tiffany Saska, Pressesprecherin der Philharmonie

Für das erste Konzert im Jahr 2022, das „Neijoersconcert“ am 5. Januar, hätten die Verantwortlichen den Ticketverkauf sofort nach Ankündigung der neuen Restriktionen gestoppt – und schon ein neues sanitäres Konzept ausgearbeitet. „Bei uns liegen ja schon unterschiedliche Konzepte in der Schublade, deswegen haben wir schnell reagieren können“, erklärt Saska. „Gerade warten wir auf die Antwort des Gesundheitsministeriums.“ Bisher sei es immer so gewesen, dass man der „Santé“ ein Konzept vorlegte. Erhielt man innerhalb von zehn Arbeitstagen keine Rückmeldung, wurde das Konzept automatisch für gültig erklärt. „Das ist jetzt nicht mehr so.“ Das Ministerium müsse nun sein ausdrückliches Okay geben.

„Wir sind in einer privilegierten Position“, unterstreicht Saska. Im Gegensatz zu vielen Nachbarländern könnten hierzulande noch zahlreiche Veranstaltungen stattfinden. Das dürfe man nicht vergessen. „Solange wir Konzerte spielen können, werden wir das tun, egal unter welchen Bedingungen“, sagt die Pressesprecherin der Philharmonie. „Es bleibt uns letztlich auch nicht viel anderes übrig.“