Jeunesse EschWarum Noël Tosi kein Feuerwehrmann sein will

Jeunesse Esch / Warum Noël Tosi kein Feuerwehrmann sein will
Noel Tosi ist das neue Gesicht der BGL Ligue Foto: Le Quotidien/Luis Manghorrinha

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Seine dunkle Krawatte glitzert, der schwarz-weiße Seidenschal baumelt über dem blauen Sakko. Er lacht, strahlt Selbstbewusstsein, Sicherheit und Sympathie aus. Genau dieses Funkeln soll Noël Tosi bei der Jeunesse Esch zurückbringen. Die erste Begegnung.

„Ich weiß ganz genau, wie die erste Frage lauten wird. Deshalb werde ich schon mal vorgreifen. Eine Zusammenarbeit kam im vergangenen Juni aus finanziellen Gründen nicht zustande. Als ich mit dem Präsidenten über das Gehalt gesprochen habe, nannte ich ihm ein Viertel der Summe, die ich in Marokko (bei WAC Casablanca) verdiente. Er meinte nur, dass niemand in Luxemburg so viel Geld erhalten würde.“ Noël Tosi weiß, wie man Spannung aufbaut, Gespräche führt und Journalisten das nötige Quäntchen an Material liefert. Der Fußballtrainer, zweifache Roman-Autor und Weltenbummler coachte bereits auf vier Kontinenten. 

Sechs Monate später wurden Zugeständnisse gemacht – beiderseits, wie hinter vorgehaltener Hand zu vernehmen war. Der finanzielle Aspekt war es nämlich auch, der Tosi dann im zweiten Anlauf dazu bewogen hat, auf den zweiten Anruf von Vereinsmanager Pascal Molinari zu reagieren. Bei seiner vorherigen Station in Cherbourg hatte er nicht nur einen Sponsor und 500.000 Euro organisiert, sondern sieben Monate „bénévolat“ betrieben – für Freunde, wie er es nannte. „Aber ich kann nicht auf ewig von meiner Kriegsausbeute leben“, scherzte der 60-Jährige. 

Dillmann neuer Co-Trainer

Mit dieser Locker- und Offenheit, durch die Tosi bei seiner Präsentation einen ganzen Saal in seinen Bann zog, soll er ab heute Abend auch die Spieler mitreißen und am besten zurück auf Europa-League-Kurs bringen. Tosi ist überzeugter Verfechter der Nichts-ist-unmöglich-Devise. Der Franzose betonte mehrfach, dass sein Job auf der Bank hauptsächlich mit dem mentalen Bereich zu tun habe. „Ich sammelte bereits Erfahrung mit schwierigen Situationen. 85 Prozent der Arbeit eines erfolgreichen Trainers bestehen aus Psychologie, Kommunikation und der Kabine. Taktik und Co. spielen nur eine untergeordnete Rolle.“ An seiner Seite hat er übrigens nicht mehr den bisherigen Co-Trainer Hugo Cabouret (der nach seiner Operation auf eine Fortsetzung seiner Arbeit verzichtete) – sondern einen Ex-Spieler der „Grenzer“ und zuletzt Sportdirektor in Junglinster, Philippe Dillmann. 

Emotionaler wurde er allerdings, als Tosi auf einen ehemaligen Spieler angesprochen wurde. Ausgerechnet bei seiner Feuertaufe trifft der Coach auf Régis Brouard, mittlerweile Coach des RFCU Lëtzebuerg. Tosi schwärmte: „Ein super Typ, ein super Trainer. Ich wusste schon immer, dass er ein Händchen für diesen Job hätte.“ Ob ihn das jetzt in eine komplizierte Lage bringe? „Nein, nach dem, was ich jetzt behauptet habe, wird er es viel schwerer haben als ich …“

Während er mit der Feuertaufe leben kann, ist dem 60-Jährigen dagegen ein anderer Begriff ein Dorn im Auge: „Es heißt ja immer, dass man als Feuerwehrmann kommt. Ich mag diese Bezeichnung nicht. Vielmehr ist es doch eine Kunst, sich einer komplizierten Situation anpassen zu können.“ Erfahrung hat Tosi jedenfalls eine Menge. Bei den ersten Worten, die er an die Presse richtete, ging es um die persönliche Vergangenheit: Ob seine Stationen als jüngster Spielertrainer in Frankreich, jüngster Trainer in Grenoble oder erster Proficoach in den USA, allein die Aufzählung seiner Klubs würde jeden Rahmen sprengen.

Die Überlebensdauer eines Trainers im modernen Business liegt, mit ein paar Ausnahmen, bei 18 Monaten.

Noël Tosi, Jeunesse-Coach

Obwohl sich Tosi voll und ganz in seinen Job reinknien wird („Ich bin sechsmal zum gleichen Verein zurückgekehrt. Das dürfte ja eigentlich aussagekräftig sein. Meine Vereine liegen mir immer sehr am Herzen. Nur Menschen mit Überzeugung können überzeugen.“), könnte die Liebe zeitlich begrenzt sein. „Sind wir ehrlich: Die Überlebensdauer eines Trainers im modernen Business liegt, mit ein paar Ausnahmen, bei 18 Monaten. Deshalb bevorzuge ich Verträge auf kurze Dauer. Ich sehe einfach nicht ein, warum man einen Verein mit einem mehrjährigen Vertrag als Geisel nehmen sollte.“

Doch die Liebe, wie er sagt, hat ihn schließlich auch nach Luxemburg gebracht. „Ich habe eine große Schwäche: Es reicht, dass man mir sagt, dass man mich liebt, damit ich mich engagiere.“ Und zumindest seine ersten Begegnungen haben positiven Eindruck hinterlassen. „Die Luxemburger sind eher reserviert, es dauert, bis sie sich öffnen. Doch wenn man ihr Vertrauen gewonnen hat, bleiben sie für ewig treu.“ 

Makota ist weg

Am Rande der Pressekonferenz bestätigte Präsident Jean Cazzaro, dass Stürmer Yannick Makota den Rekordmeister in Richtung Oman verlassen hat. „Gerüchten zufolge tut ihm diese Entscheidung bereits leid …“, fügte er hinzu. Eine Rückkehr sei ausgeschlossen. Erst nach der ersten gemeinsamen Trainingswoche werden die neuen Coaches dann entscheiden, welches neue Personal gebraucht wird. „Es gibt bereits Ideen, doch nichts Konkretes“, meinte das Vereinsoberhaupt. Brandon Soares wird für sechs Monate nach Monnerich ausgeliehen. Nach Ende der Leihfrist könnte der Portugiese einen festen Vertrag beim FC Monnerich unterschreiben.

florent
15. Januar 2020 - 22.00

Er ist zu schwer für die Leiter?