Wiedereröffnung der GeschäfteVor allem neue Frisuren und Bücher sind gefragt

Wiedereröffnung der Geschäfte / Vor allem neue Frisuren und Bücher sind gefragt
 Foto: Editpress/Claude Molinaro

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Sie sind bereits Kunde?

Nach zwei Monaten Stillstand dürfen die Geschäfte wieder Kunden empfangen. Das Tageblatt hat sich in der Hauptstadt umgesehen und mit Ladeninhabern sowie Angestellten gesprochen. Alle sind froh, dass sie wieder arbeiten können, doch der Kundenandrang hält sich noch in Grenzen. Gefragt sind vor allem Friseur- und Buchläden.

Am Fuße der Treppe, die zum Friseursalon „Am Keller“ in der Avenue de la Liberté führt, steht ein kleiner Tisch mit einem Desinfektionsspray – Kunden werden hier gebeten, ihre Hände zu desinfizieren. Daneben liegt ein Buch für die Termine. Zwar müsse nun ein Termin im Voraus verabredet werden, aber es gebe derzeit noch Kunden, die die neue Regel nicht kennen und ohne Termin erscheinen, meint Derizia, eine der Angestellten. Bereits am Montagmorgen habe sich ein älterer Herr zum Salon begeben, der das nicht wusste. Solche Kunden können sich vor Ort auf einer Warteliste einschreiben und werden dann später kontaktiert. 

Im Salon werden nur einige Stühle benutzt, so ist der Mindestabstand garantiert. Eine ganz neue Erfahrung für den Kunden ist es wohl, sich die Haare von einem Friseur waschen zu lassen, der hierbei Handschuhe trägt. Michel, der ebenfalls im Friseursalon „Am Keller“ arbeitet, stört dieser Umstand, da seine Hände unter den Handschuhen schnell feucht werden – etwas, das doch recht unangenehm sei.

Arbeitsmangel herrscht in dem Salon übrigens nicht: Normalerweise ist der Friseursalon montags geschlossen, doch diese Woche hatte er auch an diesem Wochentag geöffnet. Die Rechnung ging auf: Da sich viele Kunden eine neue Frisur herbeisehnten, blieb der Ansturm auf den Friseurladen nicht aus. Bis auf Weiteres sei der Terminkalender gut gefüllt, sagt Michel. Vor der Corona-Krise habe der Salon nie auf Termin gearbeitet, diese Möglichkeit soll nun jedoch beibehalten werden. Auf dem Weg vom Bahnhofsviertel in die Oberstadt sieht man in allen Friseursalons das gleiche Bild: Überall werden fleißig Haare geschnitten.

„Hungrig nach Büchern“

Zu den wenigen anderen Geschäften, für die die Woche gut begonnen hat, zählen wohl auch die Buchläden. „Die Leute scheinen richtig hungrig nach Büchern zu sein“, erzählt Ava aus der Buchhandlung „Alinéa“ begeistert. Nicht nur seien an den ersten beiden Tagen viel mehr Leute im Laden gewesen als an Wochentagen vor der Krise – Samstage ausgenommen –, auch hätten die Leute viel mehr gekauft. Gehen die Kunden sonst meist mit einem oder vielleicht zwei Büchern aus dem Laden, nehmen sie nun haufenweise Bücher mit, so eine sichtlich erfreute Verkäuferin. 

Friseur- und Buchläden gehörten an den ersten Tagen aber wohl eher zu den Ausnahmen: In den meisten Geschäften konnte man die Kunden an einer Hand abzählen, auch auf den Straßen waren weniger Leute unterwegs als erwartet.

„Vielleicht haben die Leute einfach noch Angst“, meint Claudine, Verkäuferin beim Traditions-Fotoladen Mirgain, der sich in der Avenue Monterey befindet. Auch dort muss sich der Kunde zuerst die Hände desinfizieren. Bei Mirgain achtet man sehr darauf, weil viele Kunden die Apparate, die sie interessieren, anfassen. Der Abstand von zwei Metern zur Ladentheke wird durch Klebeband gewährleistet. An den beiden ersten Tagen seien Kunden vor allem für Passfotos gekommen. Etliche von ihnen hätten in den vorigen Wochen aufgeregt angerufen, weil ihr Führerschein abgelaufen sei und sie dringend neue Fotos bräuchten.

Scheinbar wurde auch während des „Confinement“ viel fotografiert. Etliche Kunden haben Filme zum Geschäft gebracht, um sie dort entwickeln zu lassen. Das „Photo-Ciné-Studio Mirgain & Huberty“ ist einer der wenigen Fotoläden, die noch mit traditionellen Fotofilmen handeln. Während der Ausgangssperre sei zudem viel Material über das Internet bestellt worden. „Ansonsten ist es, wie Sie sehen, noch nicht der große Andrang …“, sagt Claudine.

Kein Massenandrang

Solch eine Aussage wäre in der Nähe, im Kleiderladen Mia, sogar noch übertrieben: Dort sind bei unserem Besuch überhaupt keine Kunden, und es seien bis dahin auch noch nicht viele gekommen, gesteht uns eine Verkäuferin. Ein Blick in andere Kleidergeschäfte der Oberstadt bestätigt den Eindruck, dass der Erwerb von neuen Kleidern derzeit noch keine Priorität ist.

„Lues a lues komme se“, antwortet Carlo Keller, Besitzer des gleichnamigen Lederwarengeschäfts in der Grand-rue, auf die Frage nach den Kunden. Am Montag seien wenig Leute im Geschäfte gewesen. Das sei aber vielleicht dem schlechten Wetter geschuldet. Am Dienstag seien es schon einige mehr gewesen. Einige Kunden hätten regelrecht vor der Tür darauf gewartet, dass das Geschäft wieder öffnet. Keller sei sich bewusst gewesen, dass nicht vom ersten Tag an alles so sein würde wie vor der Krise. Deshalb arbeite in seinem Geschäft momentan auch nur eine Verkäuferin. Es sei klar, dass die Leute derzeit noch etwas vorsichtig seien. Die Kundschaft, auf die er wohl bis auf Weiteres verzichten müsse, seien die Touristen, vor allem jene aus asiatischen Ländern, sagt er. Viele hätten Koffer bei ihm gekauft, nur um ihre Einkäufe nach einer Shoppingtour in der Stadt zu verstauen. 

Nicht weit von der Lederwarenhandlung, nahe dem Supermarkt Alima Bourse, befindet sich eine kleine Schuhreparatur-Werkstatt. Dort versprüht Jasmin Lekovic Optimismus. Auch bei ihm machen sich die Kunden zwar noch rar, doch in den Regalen warten allerdings schon viele Schuhe auf ihre Reparatur. „Das sind noch Aufträge von vor der Ausgangssperre“, erklärt Jasmin. „Alles Arbeiten, die jetzt nachgeholt werden müssen.“
Darunter auch ein Paar, das schon zwei Monate fertig sei. „Die Kundin kam noch am Nachmittag des 13. März mit Schuhen, die sie dringend für den nächsten Tag wiederhaben wollte. Leider kam der Lockdown dazwischen …“ Jasmin ist froh, dass er eine treue Stammkundschaft hat. 53 Anrufe bzw. Bestellungen über Telefon habe es in den vorigen zwei Monaten gegeben. Was die Laufkundschaft angehe, sei er sich bewusst, dass die sich wohl erst noch wieder an die Normalität gewöhnen müsse. Diese Leute seien wohl noch vorsichtig. „Und momentan sind hier eh noch nicht viel Leute unterwegs.“

Eine Alternative zur Einheitsmaske

„Bis jetzt ist es noch ruhig gewesen“, sagt Marco Laux,  Besitzer des Hutgeschäfts „Nita“ in der rue Louvigny. Er hat allerdings aus der Not eine Tugend gemacht und verkauft selbst gemachte Gesichtsmasken. Die wenigen Kunden, die bis zu dem Zeitpunkt – bis zum frühen Dienstagnachmittag – bei ihm im Laden waren, hätten Masken gekauft.  „Die Leute haben es vielleicht satt, dass sie alle die gleichen Masken tragen müssen.“ Bei Nita gibt es Masken auf Maß und mit einem persönlichen Muster. Der Kunde hat die Wahl – von klassisch kariert über unifarben bis hin zu verrückten Motiven wie z.B. Baggern oder Einhörnern ist alles dabei. „Gerade Männer wollen die verrücktesten Masken.“ Eine Maske von Nita kostet 39 Euro, die Anfertigung dauert eine Woche. Sie seien aufwendiger gemacht als die billigen Einheitsmasken, erklärt Laux: Sie liegen besser am Gesicht, und vor allem sind sie – da sie aus Baumwolle sind – wiederverwendbar.

client coiffer choqué
14. Mai 2020 - 16.55

dat buch wou all client sech muss draschreiwen ass géint all datenschutz an onhygienesch, all normale coiffer huet e pc wou en seng clientsdaten a rv dran huet. coiffeusen déi keng visière unhunn sinn och doudgeféierlech mat tröpfcheninfektioun, beim wäschen, wou si sech 10 cm iwwert dem client sei gesicht becken. an de ganzen krom mat bijoux a poschen di se verkafen, ass och net désinfizéiert, a gett ugepak vu gehirlos clients, ouni datt de coiffer se 48 st ewegleet...: léiwer selwer hoer schneiden, tondeuse ass och nach méi belleg a secher.

Gronnar
14. Mai 2020 - 11.51

Im Ernst? Bücher kommen nach Sekunden auf meinem Kindle an, seit vielen Jahren.