Escher GemeinderatVon Teufelskreisen und Tempo-30-Rennstrecken: Esch und der sichere Schulweg

Escher Gemeinderat / Von Teufelskreisen und Tempo-30-Rennstrecken: Esch und der sichere Schulweg
Das Problem der „Rennstrecke“ Ehleringer Straße (hier Kinder auf dem Weg zur „Fliedermais-Annexe“ der Brouch-Schule) wird laut Bürgermeister Georges Mischo demnächst gelöst Foto: Editpress/Alain Rischard

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Das Thema Schule stand am Freitag auf der Tagesordnung des Escher Gemeinderats. Während die Vorstellung des Konzepts „De séchere Schoulwee“ parteiübergreifenden Konsens fand, schieden sich die Geister beim Tagesordnungspunkt der provisorischen Schulorganisation.    

Seit Oktober 2021 arbeitet das Planungsbüro Schroeder&Associés am Entwurf des sicheren Schulwegs in Esch. Von den acht Grundschulen kommen zuerst die Lallinger und die Brouch-Schule an die Reihe, die anderen werden folgen. In einigen Südgemeinden wurde das Konzept in der jüngsten Vergangenheit bereits angewendet, zuletzt in Schifflingen. Auch dort war es Liza Bertinelli, die das Projekt leitete. Die Ingenieurin präsentierte dem Gemeinderat am Freitag ihre Schlussforderungen. In seinen einleitenden Worten hatte Bürgermeister Georges Mischo (CSV) zuvor von der Ortsbesichtigung gesprochen, bei der die Anwesenden „nicht schlecht gestaunt“ hätten, vor allem in Lallingen. Er sprach von Eltern, die am liebsten mit dem Auto bis in den Klassensaal fahren würden, aber auch von Kindern, die sich einen „abenteuerlichen Weg“ über die Kreuzung beim Lallinger Friedhof suchten. 

Die Ausarbeitung des „séchere Schoulwee“ fängt stets mit einer Umfrage sowohl bei den Schülern als auch bei den Eltern an. Dabei geht es nicht nur um Gewohnheiten, sondern auch um Wünsche. Im Durchschnitt beträgt der Schulweg für beide Schulen rund acht Minuten. Im Cycle 1 gehen rund 60 Prozent der Kinder zu Fuß zur Schule, etwa ein Drittel wird mit dem Auto gefahren oder nimmt den Bus. Lediglich 5 Prozent benutzen das Fahrrad. Im Cycle 2 und 3 sind das schon 10 Prozent. Allerdings geben hier 40 Prozent der Schüler an, am liebsten mit dem Rad zur Schule fahren zu wollen. Liza Bertinelli spricht von einem Teufelskreis. Damit meint sie, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto vor der Schule absetzen, da sie denken, der Schulweg sei zu gefährlich. Und dadurch dann selbst dazu beitragen, den Schulweg für andere gefährlicher zu machen. 

In Lallingen ist es größtenteils die Geschwindigkeit der Autos, die Sorge bereitet. Ein weiteres Problem ist das Parken in zweiter Reihe, vor allem bei der Brouch-Schule. Die Geschwindigkeit spielt dort eine weniger große Rolle (Ausnahme: „Annexe bei de Fliedermais“ an der Ehleringer Straße), obwohl auch hier die Einfahrt zur Marie-Muller-Tesch-Straße problematisch ist. Bertinelli schlägt an dieser Stelle eine Bremsschwelle vor, um den Verkehr zu beruhigen. Prinzipiell gehe es darum, die angrenzenden Straßen so zu gestalten, dass zu schnelles Fahren quasi unmöglich wird. Das geschieht in erster Linie mit dem Einsatz von Pollern und anderen Straßenverengungen. In Lallingen müsste der Boulevard Pierre Dupong ebenfalls beim Fußgängerübergang eingeengt werden und die Straße prinzipiell als Tempo-30-Zone zurückgebaut werden. Zudem könne die Taktung der Ampel geändert und an der Monnericher Straße ein pädagogischer Geschwindigkeitsradar aufgestellt werden. Die Kölner Straße könnte zudem wie unlängst die Jean-Jaurès-Straße „zweigeteilt“ werden. Einhergehend mit den baulichen Veränderungen sollte eine Sensibilisierungskampagne für die Kinder und vor allem für die Eltern erfolgen. 

Problemzone Tempo 30

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass das Einhalten des Tempolimits ein großes Problem in Esch ist. Obwohl quasi die ganze Stadt eine 30er-Zone ist, laden die Straßen aber dazu ein, schneller zu fahren. Es fehlt an verkehrsberuhigenden Maßnahmen. „Die Geschwindigkeit ist allgemein bei den Schulen zu hoch“, stellte zum Beispiel Bürgermeister Mischo fest. Mit der Polizei werde man schauen, dass regelmäßigere Geschwindigkeitskontrollen dort stattfänden. „Wenn es um die Sicherheit der Kinder geht, werde ich als Verkehrsschöffe auch nicht davor zurückschrecken, den ein oder anderen Parkplatz zu opfern“, kündigte er an. Mike Hansen (LSAP) nannte die Beispiele Beleser und Ehleringer Straße. Da sei es klar, dass etwas gemacht werden müsse. Er erinnerte an den tragischen Unfall im September 1979, als die siebenjährige Christine in der Cité Verte beim Überqueren der Straße auf dem Weg zur Schule von einem zu schnell fahrenden Lastwagen erfasst und tödlich verletzt wurde. „Wir begrüßen jede Maßnahme zur Verkehrsberuhigung und hoffen, dass so viele der vorgeschlagenen Maßnahmen wie möglich umgesetzt werden“, sagte Hansen. Allerdings: „Hier geht es vor allem um die Lage bei den Schulen. Doch der Schulweg beginnt bereits vor der eigenen Haustür. Was in Esch fehlt, ist ein Gesamtkonzept für den Verkehr.“ 

Daliah Scholl (DP), Mandy Ragni („déi gréng“) und Luc Theisen (CSV) begrüßten die angedachten Maßnahmen ebenfalls. Genau wie Laurent Biltgen („déi Lénk“). Seine Partei hatte im Vorfeld eine Motion zur Schaffung einer Arbeitsgruppe eingereicht. In der sollte es um die Wiederbelebung der „Coupe scolaire“ gehen. Bürgermeister Mischo wies allerdings darauf hin, dass das nicht in der Kompetenz der Gemeinde läge. Damit gab sich Biltgen nicht zufrieden. Die Gemeinde könne hier sehr wohl eine große Rolle spielen, meinte er. Schulschöffe Christian Weis (CSV) schlug vor, einen kommunalen Ansprechpartner in Sachen „Coupe scolaire“ zu benennen. Mischo kündigte zudem an, dass das Problem der Raserei in der Ehleringer Straße demnächst vom Tisch sein wird. Wie viele der Maßnahmen letztendlich umgesetzt werden, wird sich im Herbst beim Schulanfang zeigen. 

Beim Tagesordnungspunkt der provisorischen Schulorganisation für das kommende Jahr schieden sich anschließend einmal mehr die Geister. Die Diskussion ähnelte der aus dem Vorjahr. Laurent Biltgen nahm dabei kein Blatt vor den Mund. Er wolle seine Fragen aus dem Vorjahr nicht wiederholen, denn es habe sich ohnehin nichts geändert. Das informatische Material fehle noch immer. Zudem zeigte er sich entsetzt, dass das Stundenkontingent der einzelnen Schulen diesmal nicht nach sozioökonomischen Kriterien verteilt wurde. Schulschöffe Weis hatte das im Vorfeld mit der fehlenden Liser-Studie begründet, die sonst Grundlage für die Verteilung war. Zuvor hatte Weis bestätigt, dass zum nächsten Schulanfang ein 2.2-Zyklus in den „Bëschklassen“ eingeführt werde. Biltgen gab sich mit den Erklärungen nicht zufrieden, jeder wisse Bescheid über die Situation in den verschiedenen Vierteln, sagte er. Mit den Stimmen der Mehrheit wurde die provisorische Schulorganisation schließlich verabschiedet. LSAP und „déi Lénk“ sprachen sich dagegen aus.  

rina
5. Juni 2022 - 17.01

"Obwohl quasi die ganze Stadt eine 30er-Zone ist, laden die Straßen aber dazu ein, schneller zu fahren. Es fehlt an verkehrsberuhigenden Maßnahmen. " 20-30 Radars, die zahlen für sich selber.

Jemp
4. Juni 2022 - 18.38

Zu Lalleng halen d'Kanner an anerer mat hire Veloen a virun allem d'Bussen sech emol net un Tempo 30. Vill Veloen iwerhuelen déi Autoen, déi mat 30 fueren. Bei Vitessekontrolle ginn awer nemmen d'Autoen ugehalen. Ech froe mech op eis Gemengepolitiker net op engem anere Planéit liewen, wann ech liesen wat déi esou vu sech ginn. Déi permanent Propaganda, déi de Feler emmer nemme bei den Autoschauffeure sicht, huet et och scho mat sech bruecht, datt Kanner absichtlech an d'Strooss lafe, "vir d'Autoen ze erschrecken" wéi ech vun esou engem Knirps gesot krut.

de soziale Fred
4. Juni 2022 - 14.44

Dann dreemt emol schéin virun vun Tempo 30. Ech wunnen zu Zolwer an Emile Mayrischstroos wou och soll Tempo 30 sin. Mee entweeder fueren hei lauter Toperten déi net kénne liesen, well un déi 30 km/h hält bâl kee Mënsch séch. An dât as och ee Schoulwee!