RentréeMit „Mouki“ unterwegs: „De séchere Schoulwee“ am Beispiel Schifflingen

Rentrée / Mit „Mouki“ unterwegs: „De séchere Schoulwee“ am Beispiel Schifflingen
Die Schildkröte „Mouki“ ist das Logo des „Séchere Schoulwee“ in Schifflingen  Foto: Editpress/Tania Feller

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Nach zwei Monaten Sommerferien beginnt heute in Luxemburg für rund 50.000 Grundschüler wieder der Unterricht. Auch in Schifflingen, wo die Schullandschaft momentan umgebaut wird, in erster Linie um die Wege zu verkürzen. Zudem hat sich die Gemeinde mit dem „Séchere Schoulwee“ ein neues Konzept gegeben.  

Fast ein Jahr lang arbeitete die Ingenieurin Liza Bertinelli von „Schroeders&Associés“ am Schifflinger Konzept für einen sicheren Schulweg. Das Rad brauchte die 29-jährige Differdingerin dabei nicht neu zu erfinden, denn in einer Reihe von Gemeinden ist die Initiative „De séchere Schoulwee“ bereits umgesetzt. Und trotzdem ist die Arbeit nie gleich, schließlich gibt es in jeder Ortschaft andere Gegebenheiten. Schifflingen zeichnet sich unter anderem durch eine recht hohe Bevölkerungsdichte auf einem kompakten Gemeindegebiet aus. Drei Grundschulen gibt es, auf die 1.090 Kinder verteilt sind. Rund vier bis fünf Minuten beträgt der durchschnittliche Schulweg.          

Liza Bertinelli
Liza Bertinelli Foto: Editpress/Tania Feller

In Schifflingen gehen im Vergleich zu anderen Gemeinden überdurchschnittlich viele Schüler zu Fuß zur Schule (rund 2/3), was Liza Bertinelli auf den seit geraumer Zeit schon gut funktionierenden und Jahr für Jahr vom „service scolaire“ der Gemeinde angepassten Pedibus-Dienst zurückführt. Die Kinder, vor allem die Jüngsten, werden dabei auf ihrem Schulweg von Erwachsenen begleitet. Gute Voraussetzungen demnach für die Schüler, doch Schifflingen ist auch mit einer hohen Verkehrsdichte und starkem Durchgangsverkehr konfrontiert, was den Schulweg dann wiederum gefährlich machen kann.     

Auftakt mit Befragung

Daher wurde „De séchere Schoulweg“ auf den Weg gebracht. „Die Konzepte haben immer eine ähnliche Struktur“, erklärt Liza Bertinelli. Im Fachjargon heißt das eine „Bottom-up Approach“. Das bedeutet, dass die Impulse von der Basis ausgehen. So bekamen ab Dezember 2020 alle Schüler und Eltern einen Fragebogen zum Thema Schulweg. „Es ist wichtig, nicht nur die Eltern zu fragen, sondern auch die Kinder. Denn die geben andere Antworten, z.b. auf die Frage, mit wem und wie sie am liebsten zur Schule gehen würden“, erklärt Bertinelli. Die Umfragen laufen über das Lehrpersonal, das Feedback von immerhin 75 Prozent dient der Ingenieurin und ihren Mitarbeitern als Basis zur Ausarbeitung des „Sécheren Schoulwee“. Sie sehen durch die Erfahrungen von Schülern und Eltern, wo die Gefahrenpunkte auf dem Weg zur Schule konkret liegen, und halten diese kartografisch fest.        

Die Karte ist dann Grundlage für Verbesserungsvorschläge, die anschließend idealerweise von der Gemeinde umgesetzt werden. Maßnahmen, um den Schulweg sicherer zu gestalten, gibt es dabei eine ganze Menge. Das können sogenannte „Berliner Kissen“ zum Ausbremsen der Autos genau wie Poller in unmittelbarer Nähe zur Schule sein, Fahrbahnverengungen, eine deutliche Beschilderung und Beleuchtung oder aber der Einsatz von pädagogischen Radaranlagen sowie die Neugestaltung der Ortseingänge. Zebrastreifen spielen natürlich auch eine Rolle, vor allem ihre Positionierung. Der Abstand des Fußgängerüberwegs zur nächsten Parkbucht sollte mindestens fünf Meter betragen, um die Sichtweiten einzuhalten, erklärt Liza Bertinelli: „Und wenn dafür ein Parkplatz geopfert werden muss, dann ist das eben so. Es geht schließlich um die Sicherheit der Kinder.“

Das sieht auch Bürgermeister Paul Weimerskirch (CSV) so: „Das Projekt ‚De séchere Schoulwee’ ist seit jeher in  Schifflingen ein Thema und auch die früheren Schöffenräte haben immer wieder Maßnahmen umgesetzt. Es handelt sich um ein wichtiges Projekt, das von jedem Verständnis und Toleranz fordert. Mit gesundem Menschenverstand jedenfalls kann man viel bewegen im Interesse der Kinder und im Sinn eines sicheren Schulwegs.“ Selbst wenn zum heutigen Schulauftakt noch nicht alle Maßnahmen umgesetzt sind, so nimmt die Gemeinde das Konzept doch sehr ernst. Eine ganze Reihe von Genehmigungsprozeduren wurden schon im Vorfeld bei der Straßenbauverwaltung eingereicht. Auch wurde beschlossen, das Zentrum in eine Tempo-30-Zone umzuwandeln und dort langfristig ein „Shared Space“ einzuführen.

 Logo: Agence Moskito

Liza Bertinelli fasst zusammen: „Das Wichtigste ist, dass das vorhandene Sicherheitsgefühl bleibt und die Kinder weiter zu Fuß zur Schule gehen. Das Sicherheitsgefühl muss auch den Eltern vermittelt werden, damit sie aus dem Teufelskreis herauskommen.“ Mit Teufelskreis meint sie, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto vor der Schule absetzen, da sie denken, der Schulweg wäre zu gefährlich. Und dadurch dann selbst dazu beitragen, den Schulweg für andere gefährlicher zu machen. Daher erhalten die Schifflinger Haushalte demnächst auch eine Broschüre mit einer Karte zum sicheren Schulweg. Und natürlich gehört auch „Mouki“  zum Konzept. Die Schildkröte ist das Logo des „Séchere Schoulwee“ in Schifflingen und rechtzeitig zum heutigen Schulbeginn im Straßenbild an allen wichtigen Übergängen zu sehen.       

Esch als Nächstes

Esch ist die nächste Aufgabe, der sich Liza Bertinelli annimmt. Die Stadt war von 2005 bis 2008 mit Sanem eine der ersten Gemeinden des Landes, die ein Konzept zum sicheren Schulweg umgesetzt hatten. Das soll nun den neuen Gegebenheiten angepasst werden, was in mehreren Etappen geschehen soll.    

Erfolgsmodell in Schifflingen: der Pedibus
Erfolgsmodell in Schifflingen: der Pedibus Foto: Philip Michel