Gemeinderat EschDie „Bëschklassen“ stehen in den Startlöchern

Gemeinderat Esch / Die „Bëschklassen“ stehen in den Startlöchern
Die Wobréckenschule wird erst zum Auftakt des Schuljahres 2022/2023 zur Verfügung stehen Foto: Editpress/Claude Lenert

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Die Schulorganisation stand im Mittelpunkt des Escher Gemeinderats am Freitag. Ein sensibles Thema in der Minettemetropole, denn die schulischen Einrichtungen sind ein Dauerthema und werden es auch in Anbetracht des prognostizierten Einwohnerwachstums bleiben. Es fehlt an Schulraum und Plätzen in den „Maisons relais“, zudem hat die eine oder andere Schule dringend eine Renovierung nötig. 

Schulschöffe Christian Weis (CSV) gab den Überblick auf die provisorische Schulorganisation für 2021/2022. 3.244 Kinder gibt es in insgesamt 226 Klassen, was ein leichtes Plus von 20 Schülern im Vergleich zum Vorjahr ergibt. Die durchschnittliche Klassengröße beträgt 14,35 Schüler, wobei die größten Klassen in der Nonnewisen-Schule, die kleinsten im „Ale Lycée“ zu finden sind. Neu sind die Escher „Bëschklassen“. Ein Projekt, das sämtliche Parteien im Gemeinderat unterstützen, auch wenn Laurent Biltgen („déi Lenk“) bemängelte, dass die „Bëschklassen“ nur bis zum Cycle 2.1 gehen, der 2er-Zyklus also nicht komplett dort absolviert werden kann.

Insgesamt wird es vier „Bëschklassen“ geben: Eine Vorschul–, zwei Kindergarten- und eine Cycle-2.1-Klasse. 59 Kinder werden dort zur Schule gehen. Allerdings in erster Linie Luxemburger, was nicht nur Biltgen und Vera Spautz (LSAP) bedauerten. Denn das repräsentiere nicht die gemischte Bevölkerungsstruktur von Esch. Auch Christian Weis bezeichnete diese Tatsache als kleines „b-mol“ und stellte die Frage, ob die Kommunikation im Vorfeld richtig gelaufen sei. Biltgen befürchtete, dass aus den „Bëschklassen“ eine „Eliteschule“  werde und wünscht sich den Ausbau für mehr Kinder. In die gleiche Kerbe haute Vera Spautz, die darauf hinwies, dass bereits die „Bëschcrèche“ in allererster Linie von Luxemburger Kindern besucht wurde. Spautz und Biltgen wiederholten ihre Sorge, dass der Ausbau der Waldschule zu einer „Maison relais“ auf Kosten der Naturerziehung der Escher Schüler ginge. Sorgen, auf die die für das Projekt verantwortliche frühere Schulschöffin Mandy Ragni („déi gréng“) recht barsch reagierte.   

Warten auf Wobrécken

Die neue Schule auf Wobrécken sollte ursprünglich zum nächsten Schuljahr eröffnet werden, doch bekam der Bau auch wegen Corona reichlich Verspätung. Erst 2023 wird die Schule mit ihrer „Maison relais“ ihre Türen öffnen. Immerhin beginnen nun die Renovierungen der Brouch- und der Dellhéicht-Schule. Allerdings nicht die der Groussgaass-Schoul, die den Budgetkürzungen zum Opfer fiel. Dabei sei die schulische Infrastruktur in Anbetracht der sozioökonomischen Verhältnisse gerade im Zentrum wichtig, gab Vera Spautz zu bedenken. Die Ex-Bürgermeisterin appellierte an den Schöffenrat, mehr Druck auf das Bildungsministerium von Claude Meisch (DP) zu machen. „In Esch gibt es mehr Kinder mit speziellen Bedürfnissen, dem muss das Ministerium endlich Rechnung tragen“, so Spautz. Sie erinnerte zudem daran, dass die Wobrécken-Schule entgegen anderwärtiger Behauptungen nicht vom neuen Schöffenrat aus der Schublade geholt wurde. Der habe das Projekt lediglich übernommen. 

Die Arbeiten für die neue „Maison relais“ in der Waldschule gehen so langsam, aber sicher in die Endphase
Die Arbeiten für die neue „Maison relais“ in der Waldschule gehen so langsam, aber sicher in die Endphase Foto: Editpress/Claude Lenert

Biltgen vermisste die langfristige Planung und forderte eine zweite Schule in den Nonnewisen, da die vor wenigen Jahren in Betrieb genommene neue Schule jetzt schon ausgelastet sei. Und das, obwohl das neue Stadtviertel noch nicht einmal fertig gebaut sei. Weitere Themen, die sowohl Biltgen als auch Spautz ansprachen, waren das fehlende informatische Material innerhalb der Schulen, die fehlenden Nachhilfestrukturen und die Tatsache, dass die Fliedermais-Schule keine eigenständige Institution, sondern der Brouch-Schule angegliedert ist. Überhaupt seien die vielen Annexe-Schulen eher kontraproduktiv, so Biltgen, der dann zu folgenden Fazit kam: „Wir stellen fest, dass diese Koalition bis jetzt wenig in Sachen Schulinfrastruktur erreicht hat. Es fehlt die Weitsicht.“ Dem widersprachen die Sprecher der schwarz-grün-blauen Koalition natürlich, wobei sie genau wie Biltgen und Spautz nicht vergaßen, sich beim Schulpersonal für die gute Arbeit unter den erschwerten Bedingungen während der Pandemie zu bedanken.

Bürgermeister Georges Mischo (CSV)  verwies auf die geplanten Schulen in den neuen Stadtvierteln „Lentille Terres Rouges“ (eine Grundschule) und Esch-Schifflingen (drei Grundschulen und eine Oberschule). Wobei eine internationale Schule dabei sein wird, und zwar nicht wie von Biltgen und Spautz befürchtet auf „Rout Lëns“, sondern eher in Esch-Schifflingen. Die Pläne wolle man demnächst dem Gemeinderat vorstellen, genau wie die der neuen Schule im Neudorf, versprach Christian Weis. Er zeigte sich zufrieden, dass „ein allgemeiner Konsens über die Escher Schulpolilik herrsche“. Wobei der Konsens nicht ganz so allgemein ist, wie die anschließende Abstimmung zeigte. Während der PDS („Plan de développement de l’établissement scolaire“) der acht Schulen von allen Parteien begrüßt und einstimmig angenommen wurde, stimmten die Gemeinderäte von LSAP und „déi Lénk“ gegen die Schulorganisation, die also mit den Stimmen der Mehrheit angenommen wurde. Zuvor hatte es noch Diskussionen über die „Maison relais“ gegeben. Inzwischen gibt es 1.306 Plätze, allerdings auch eine Warteliste von 1.090 Kindern. Die Zusammenarbeit mit der „Up Foundation“ erwies sich unterdessen als Rohrkrepierer, die unabhängige Bildungsstiftung hat ihre Aktivitäten seit Ausbruch der Pandemie laut Christian Weis „zurückgefahren“ und taucht auch in den Dokumenten zur Schulorganisation nicht auf.  

Sportmuseum und PAG

Bürgermeister Mischo gab anschließend Details zum nationalen Sportmuseum neben der neuen Sportarena in Lallingen preis. Das Projekt wird von allen Fraktionen mitgetragen, sodass der Änderungsvertrag einstimmig angenommen wurde. 31 Reklamationen gegen den Allgemeinen Bebauungsplan sind unterdessen von Escher Bürgern beim Innenministerium eingegangen, die Urbanistin Daisy Wagner stellte die Position der Gemeinde zu den 31 Punkten vor, die nach der Verabschiedung durch den Gemeinderat zurück an das Innenministerium geht. Das entscheidet dann über den PAG und somit auch über die Frage der Wohngemeinschaften. Die sorgte am Freitag noch für einige Diskussionen im Zusammenhang mit einem Haus in der rue Simon Bolivar.