Zahlen nach den WahlenVon Bauschleiden bis Wormeldingen: Wie alt sind Luxemburgs Gemeinderäte?

Zahlen nach den Wahlen / Von Bauschleiden bis Wormeldingen: Wie alt sind Luxemburgs Gemeinderäte?
   

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Das Durchschnittsalter der Luxemburger Gemeinderäte beträgt 49,8 Jahre – damit sind sie fast drei Jahre älter als die Kandidaten der Gemeindewahlen 2023. Das Tageblatt hat sich das Alter der Parteien, Räte und Kommunalpolitiker genauer angeschaut. Ein Überblick.

Zahlen nach den Wahlen

Das Tageblatt hatte im Vorfeld der Kommunalwahlen die Kandidatenliste etwas genauer unter die Lupe genommen. In vier Texten wurde die Nationalität, das Geschlecht, das Alter und der Berufsstand analysiert. Doch wer wurde schlussendlich Gemeinderat, Schöffe und Bürgermeister? Die Serie „Zahlen nach den Wahlen“ hat alle verfügbaren Daten zu den Volksvertretern zusammengetragen und präsentiert diese in den nächsten Wochen in vier Artikeln. Im dritten Teil geht es um das Alter.

Wählen muss man in Luxemburg ab 18 Jahren – sich zur Wahl stellen, geht dann auch. Ob man als junger Mensch allerdings auch gewählt wird, ist eine andere Frage. Schaut man sich die Zahlen an, scheint dies eher unwahrscheinlich. Das Durchschnittsalter der Mitglieder der Luxemburger Gemeinderäte beträgt 49,8 Jahre. Die weiblichen Kandidaten sind dabei im Durchschnitt etwas jünger als die männlichen: 48,6 Jahre für die Frauen, 50,3 Jahre für die Männer. Diese Zahlen liegen über dem Durchschnittsalter der Politiker, die im Juni für die Kommunalwahlen kandidierten – die Kandidaten waren nämlich durchschnittlich 47,06 Jahre alt. Kleine Notiz: Das Durchschnittsalter der über 18-Jährigen, die in Luxemburg wohnen und somit wahlberechtigt sind, beläuft sich auf 47,09 Jahre.

Die Daten

Die Daten wurden aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. So haben die meisten Parteien das Alter ihrer Kandidaten veröffentlicht, teilweise sind die Altersangaben auch auf den Seiten der Gemeinden zu finden. Insgesamt konnte so das Alter von 770 der 1.098 Gemeinderäte zusammengetragen werden. Heißt: 70,1 Prozent. Die Daten sind also nicht vollständig, geben allerdings einen guten Überblick.

Besonders gut vertreten ist die Alterskategorie der 56- bis 65-Jährigen. Sie stellen mit 27,4 Prozent etwas mehr als ein Viertel der gesamten Kommunalpolitiker dar. Die wenigsten Gemeinderäte sind in der Gruppe „76+ Jahre“ zu finden: Nur sieben Personen sind älter als 75 Jahre, was wiederum 0,9 Prozent entspricht. In der Kategorie der 18- bis 25-Jährigen haben es mit 18 Räten mehr Kandidaten in die Gemeindepolitik geschafft. Die jüngste Generation ist also besser vertreten als die älteste. Fast Dreiviertel der kommunalen Volksvertreter – 72,7 Prozent – sind zwischen 36 und 65 Jahre alt.

Das Durchschnittsalter der Räte ist je nach Gemeinde sehr unterschiedlich. Die jüngste Kommunalpolitik findet man in Rambruch – das Durchschnittsalter der Politiker beträgt dort 40,2 Prozent. Auch in Ettelbrück mit 42,5 Jahren und in Leudelingen mit 42,7 Jahren sind die Gemeinderäte vergleichsweise jung. In Remich (58,8), Steinsel (58,5) und Wintger (58,2) befinden sich hingegen die durchschnittlich ältesten Räte.

Insgesamt standen zwölf 18-jährige Kandidaten auf den Wahllisten der Luxemburger Gemeinden. Nur einer davon konnte sich bei den Wahlen gegen die Konkurrenz durchsetzen und einen Sitz im Gemeinderat für sich beanspruchen: Hugo Da Costa (DP) aus Betzdorf. Und: Vier über 80-Jährige kandidierten bei den Gemeindewahlen – von ihnen schaffte es niemand in die Räte. Die ältesten gewählten Kommunalpolitiker sind 79 Jahre alt: Jean-Pierre Kauffmann (DP) in Schüttringen und Albert Back („Eng Ekipp fir Iech“) in Bettendorf.

Schaut man sich das Durchschnittsalter der einzelnen Parteien an, wird eines schnell klar: Die Wähler bevorzugen größtenteils ältere Politiker. Nur bei zwei kleineren Parteien sind die Gemeinderäte jünger als die Kandidaten. Die sechs Kommunalpolitiker von „déi Lénk“ sind mit durchschnittlich 41,2 Jahren etwa vier Jahre jünger als ihre Kandidatenliste. Die 13 Gemeinderäte der Piraten sind mit 39,2 Jahren fast sechs Jahre jünger als ihre Liste für die vergangenen Kommunalwahlen. Sie stellen damit auch die durchschnittlich jüngsten Volksvertreter auf kommunaler Ebene.

Die ADR hatte mit 52,4 Jahren im Juni die älteste Kandidatenliste – ihre Räte sind nun durchschnittlich 53,7 Jahre alt, was wieder den höchsten Altersdurchschnitt darstellt. Der größte Unterschied ist allerdings bei der CSV festzustellen: Das Durchschnittsalter ihrer Kommunalpolitiker beträgt 51,4 Jahre. Das sind 4,7 Jahre mehr als ihre Kandidaten. Bei der LSAP sind es 4,1 Jahre mehr, bei der DP 3,7 und bei „déi gréng“ 2,7.

Der Altersdurchschnitt der Bürgermeister beträgt 51,7 Jahre, der der Schöffen 50,4 und die Gemeinderäte sind durchschnittlich 49,4 Jahre alt. Die Posten mit mehr Verantwortung werden also durchschnittlich auch von älteren Politikern bekleidet.

Auch wenn „déi gréng“ oft als Partei für junge Menschen wahrgenommen werden, findet man unter ihren Gemeinderäten keine einzige Person in der Alterskategorie 18 bis 25 Jahre. Bei ihnen sind die meisten Volksvertreter (35,9 Prozent) in der Alterskategorie 56 bis 65 Jahre zu finden – das ist allerdings auch bei der CSV (30,6) und LSAP (29,4) der Fall.

In der jüngsten Altersklasse sind sowohl CSV und DP als auch LSAP vertreten. Doch vor allem die Piraten konnten junge Parteimitglieder in die Gemeinderäte bekommen. Vier ihrer Kandidaten sind nun gewählte Volksvertreter – genauso wie bei der Altersklasse 56 bis 65. Das sind 30,77 Prozent ihrer Gemeinderäte. Unter den sieben gewählten Politikern über 75 Jahre sind vier CSV-Vertreter und zwei von der DP.

Die jüngste gewählte Kommunalpolitikerin der Grünen ist Jessie Thill mit 27 Jahren aus Walferdingen. Bei der ADR ist es Michel Lemaire aus Clerf mit 34 Jahren, bei der CSV Vincent Koks aus Ettelbrück mit 25 Jahren, bei „déi Lénk“ Carole Thoma aus Düdelingen mit 32 Jahren. Der 18-jährige Hugo Da Costa aus Betzdorf gehört der DP an, Luca Colling (19 Jahre) aus Habscht ist Teil der LSAP und Mathis Godefroid (24 Jahre) aus Hesperingen ist Piraten-Politiker.

Jill Goeres ist es wichtig, dass junge Menschen in der Politik aktiv sind
Jill Goeres ist es wichtig, dass junge Menschen in der Politik aktiv sind Foto: Jill Goeres

Die jüngste Bürgermeisterin Luxemburgs

Jill Goeres hat mit 394 Stimmen die Wahlen in ihrer Gemeinde Bech für sich entschieden. Quasi direkt nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse stand fest: Die Studentin wird Bechs neue Bürgermeisterin – und das mit 20 Jahren. Damit ist sie das jüngste Gemeindeoberhaupt, das Luxemburg je hatte. Laut Innenministerium war Eric Thill aus Schieren der vorige jüngste Bürgermeister. Er übernahm sein Amt im November 2019 mit 25 Jahren. Sein Vorgänger war zurückgetreten. Bei den Gemeindewahlen 2023 wurde er mit 815 Stimmen der Meistgewählte in seiner Gemeinde und blieb demnach Bürgermeister. Doch bereits vor den Gemeindewahlen vom 11. Juni stand fest, dass die 24-jährige Sophie Diderrich in Nommern seinen Rekord brechen würde. Nach dem Wahlsonntag war auch das wieder passé: Mit der Entscheidung in Bech gibt es nun einen neuen Rekord. (DJ)

Daten zusammengetragen von Pierre Bellion. Auswertung und Grafiken: Cédric Feyereisen