Rundherum ohne / Verpackungsfreier Laden „GreenDate“ inklusive Onlinehandel hat in Echternach eröffnet

Nadine Schartz ist Inhaberin des „GreenDate“ in Echternach (Foto: Sandra Schmit)
Durchschnittlich 88,5 Kilogramm Lebensmittelabfälle landen in Luxemburg jedes Jahr pro Kopf im Müll. Mit der Eröffnung des Unverpackt-Ladens „GreenDate – Zero Waste Store & Delivery“ in Echternach und dem ersten Onlinehandel für verpackungsfreie Produkte in Luxemburg sagt Nadine Schartz aus Herborn dieser Lebensmittelverschwendung und dem Verpackungsmüll den Kampf an. Das gleiche Ziel verfolgt die Kooperative „OUNI“.
„Super! Ist der schön“, ruft eine Frau begeistert und blickt auf den Rucksack in ihrer Hand, der aus einem alten Airbag und anderem Autoschrott hergestellt wurde. „Die Rucksäcke sind das Ergebnis eines Projektes an der Uni, für das sich zwei junge Männer in Köln zum Thema ‚Upcycling‘ etwas einfallen lassen mussten“, erklärt Nadine Schartz der Kundin und deren Begleitung. Die 42-Jährige aus Herborn ist die Inhaberin von „GreenDate – Zero Waste Store & Delivery“, einem Laden in einer Passage an der rue de la Gare in Echternach, in dem es seit Anfang Februar unter anderem lose Kaffeebohnen, unverpacktes Bambus-Toilettenpapier und eben auch ausgefallene Produkte wie die aus Autoschrott gefertigten Rucksäcke zu kaufen gibt.
Rund 300 Artikel werden in dem Geschäft so weit wie möglich ohne Verpackung angeboten. Nudeln, Nüsse, Reis und vieles mehr findet man dort deshalb nur in großen Gläsern statt einzeln abgepackt. Ein Einkauf bei „GreenDate“ funktioniert nach dem typischen Prinzip eines Unverpackt-Ladens: Kunden entnehmen den großen Gefäßen das gewünschte Produkt und geben dieses in mitgebrachte Behälter, die zuvor abgewogen wurden. Wer keine Gläser oder Dosen dabeihat, kann bei „GreenDate“ auf kostenlos zur Verfügung gestellte Schraubgläser zurückgreifen. Für das Umfüllen der Lebensmittel nutzt jeder einen eigenen Löffel, der nach Gebrauch in eine Kiste mit der Aufschrift „benutzt“ wandert und anschließend gesäubert wird. An der Kasse wird alles noch einmal abgewogen und dann bezahlt.

„Die Kunden füllen nur so viel in ihre Gefäße, wie sie auch wirklich benötigen. Das ist praktisch, beispielsweise für Leute, die alleine leben, oder ältere Menschen, die nicht so viel brauchen“, erzählt die herzliche Ladenbesitzerin. Der 41-jährigen Elisabeth aus Echternach gefällt die Idee, nur das zu kaufen, was sie auch wirklich benötigt: „Ich war bereits ein paar Mal hier und mag das Konzept. Ich freue mich darüber, dass es so etwas endlich in Echternach gibt. Zuvor musste ich für den Einkauf im Unverpackt-Laden bis in die Hauptstadt oder nach Trier fahren.“
Kampf dem Müll
Durchschnittlich 88,5 Kilogramm Nahrungsmittel landen im Großherzogtum laut der aktuellen Restabfallanalyse 2018/2019 von der Umweltverwaltung und „Eco-Conseil“ pro Einwohner jährlich in der Mülltonne. Gegen diese Lebensmittelverschwendung, aber auch gegen zu viel Plastikmüll will man mit verpackungsfreien Läden vorgehen. „In konventionellen Supermärkten gibt es fertig geschnittenes Obst oder hart gekochte Eier, fertig und in Plastik verpackt. Man muss nichts mehr selbst machen, sondern die Ware nur noch auspacken. Was bleibt, ist viel Plastik und nur wenig Lebensmittel“, sagt Nadine Schartz. „Vor allem in der Corona-Krise wurde mir bewusst, wie viel Abfall wir produzieren und dass es in Luxemburg gar keinen Onlineshop für verpackungsfreie Produkte gibt.“

Und so trifft die Mutter von zwei Kindern während der Pandemie die Entscheidung. Eine Idee, die ihr schon länger im Kopf herumschwirrt, soll Wirklichkeit werden: der eigene verpackungsfreie Laden inklusive Onlineshop. Die zielstrebige Frau macht einen Kurs bei „Original Unverpackt“ in Deutschland und begibt sich auf die Suche nach potenziellen Lieferanten aus Luxemburg, aber auch dem nahen Ausland. Denn die Lieferketten sollen kurz sein. Ganze Abende verbringt Nadine Schartz mit der Suche nach geeigneten Produkten und der Recherche zu deren Herkunft und Produktionsbedingungen.
Die Informationssuche fällt ihr leicht, schließlich gehört das zu ihrem Alltag als Journalistin bei einer Tageszeitung dazu. Ihre feste Stelle kündigt sie, um am 1. Februar 2021 erst den Onlineshop und eine Woche später das Geschäft in Echternach zu eröffnen. „Ich dachte ‚jetzt oder nie‘ und erfüllte mir damit einen kleinen Traum. Natürlich fragte ich mich nach der Kündigung, ob es die richtige Entscheidung war.“ Heute beantwortet sie diese Frage mit einem klaren „Ja“. Und auf das Schreiben muss sie nicht ganz verzichten. Denn die Texte für die Webseite des Ladens und für die sozialen Medien kommen von ihr.
Trotz ihres Eine-Frau-Betriebes ist Nadine Schartz bei der Arbeit weiterhin mit vielen Menschen in Kontakt – was sie sehr schätzt. Man merkt das, wenn man dabei zuhört, wie sie mit den Kunden über Lebensmittelverschwendung, nachhaltige Kleidung, aber auch über die Parkplatzsituation in Echternach plaudert. Dabei wird viel gelacht. Und das scheint anzukommen, wie Aussagen von Kunden wie der 44-jährigen Virginie aus Echternach vermuten lassen: „Als ich von der Eröffnung des Ladens las, war mir gleich klar, dass ich herkommen muss. Wir haben zu Hause damit begonnen, Verpackungsmüll zu reduzieren und mit einem Einkauf hier kann ich zudem einen lokalen Händler unterstützen.“ In ihre Einkaufstasche wandern an diesem Tag Tee aus Luxemburg, verschiedene Gewürze und unverpackte Taschentücher aus Recyclingpapier, die Virginie künftig in einem Etui aus Blech aufbewahren wird. Viele der älteren Kunden schätzen aber noch etwas anderes, erzählt Nadine Schartz lächelnd: „Der Einkauf hier erinnert sie an die Gemischtwarenlädchen, in denen sie früher ihre Besorgungen gemacht haben. Da konnten sie auch ein festes Stück Seife ohne unnötige Verpackungen kaufen. Was früher gut war, ist heute wieder gefragt.“
Bis an die Haustür
Rund 100 Produkte können über den Onlineshop von „GreenDate“ bestellt werden. Beim Versand der Ware wird auf Wiederverwertung gesetzt: „Ich nutze gebrauchte Kartons, verschickt werden die Produkte per Post. Lieferungen in meiner Umgegend fahre ich allerdings selbst aus, zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit. Manchmal wird auch meine Familie eingespannt: Wenn ich weiß, dass mein Mann in die Gegend fährt, aus der eine Bestellung kommt, liefert er diese schnell ab“, erklärt Nadine Schartz. Die Ware wird dabei in biologisch zersetzbaren Tüten versendet. Anfangs wurde auf ein System mit Pfand-Gläsern gesetzt, das sich wegen des hohen Gewichtes allerdings nicht bewährte.

Dass das Konzept eines Onlineshops gut überlegt sein will, wenn es auch nachhaltig sein soll, weiß man bei „OUNI“ (Organic Unpackaged Natural Ingredients). Die Kooperative weihte Ende 2016 den ersten verpackungsfreien Supermarkt des Landes in Luxemburg-Stadt ein. Eine zweite Filiale wurde vergangenes Jahr im März in Düdelingen eröffnet – nur wenige Tage vor dem ersten Lockdown. Als die beiden Filialen dann erst einmal geschlossen blieben, wurde auf Onlineversand umgestellt. Auch Abholungen waren bis zur Wiederöffnung der beiden Läden im Juni 2020 möglich. „Wir haben dann vorerst aber wieder mit den Lieferungen aufgehört, da wir im Moment nicht genug Kapazitäten dafür haben“, erklärt die Verantwortliche für Kommunikation bei „OUNI“, Anne-Claire Delval. „So ein Konzept muss gut überlegt sein, damit dabei nicht zu viel CO2 ausgestoßen wird. Wir denken darüber nach, unsere Webseite auszubauen, aber wie das dann genau ablaufen kann, müssen wir erst prüfen.“
Seit 2016 ist die engagierte Frau bei „OUNI“ dabei und stellt fest, dass immer mehr Menschen sich für einen Einkauf ohne Verpackungen entscheiden. „Viele unserer Kunden sind im Alter zwischen 45 und 55 Jahren. Aber es kommen auch junge Familien und allgemein immer mehr junge Menschen, die beim nächsten Mal dann vielleicht ihre Eltern mitbringen. Ganz nach dem Prinzip des Schneeballeffekts interessieren sich immer mehr Menschen für einen verpackungsfreien Einkauf“, sagt Anne-Claire Delval. Und darüber freut sich dann nicht nur das Personal der Unverpackt-Läden, sondern auch die Umwelt.
Unverpackt einkaufen
In Luxemburg gibt es aktuell vier reine Unverpackt-Läden. „GreenDate – Zero Waste Store & Delivery“ im Haus 39 in der Echternacher rue de la Gare hat dienstags zwischen 9.00 und 12.00 Uhr und von Mittwoch bis Samstag zwischen 10.00 und 18.00 Uhr geöffnet. Sonntags werden Kunden zwischen 15.00 und 18.00 Uhr empfangen. Die Öffnungszeiten von „OUNI“ im Haus 55 in der rue Glesener in Luxemburg-Stadt sind montags von 12.30 bis 20.00 Uhr sowie Dienstag bis Samstag zwischen 10.00 und 20.00 Uhr. Die „OUNI“-Filiale – 14-16, rue de la Libération in Düdelingen – ist von Dienstag bis Samstag zwischen 8.30 und 19.30 Uhr offen. Kürzlich hat in Strassen im Gebäude 147 in der route d’Arlon der Laden „Mademoiselle Vrac“ eröffnet, der montags von 13.00 bis 19.00 Uhr und dienstags bis samstags zwischen 9.00 und 19.00 Uhr Kunden empfängt. Hierzulande wird mittlerweile auch in einigen herkömmlichen Supermärkten unverpackte Ware angeboten. Zudem gibt es landesweit auf Wochenmärkten oder bei vielen Bauern die Möglichkeit, Lebensmittel ohne überflüssige Verpackungen zu kaufen. Mehr Informationen zu den Läden gibt es unter www.greendate.lu, www.ouni.lu und auf Facebook unter den Suchwörtern „Mademoiselle Vrac Luxembourg“.
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In Corona Zeiten ,Absetzung von Aerosolen und unhygienischen Kunden,Personal, sind verpackungslose Lebensmittel in den Läden nicht unbedingt empfehlenswerter hygienischer Standard.
D’Idee ass gutt, mais wann een sëch dorëmmer esou an den Liewensmëttel Geschäfter déi Tankstellen ukuckt, dann, nee merci dat ass nach just rëffeg.
@Blücher Wieso? Essen Sie ihre Teigwaren ungekocht? Oder lutschen Sie auf dem Nachhauseweg heimlich daran? Und glauben Sie im Ernst eine in Plastik eingepackte Banane sei hygienischer als eine unverpackte? Wenn ja, was hindert Sie daran das Produkt vor dem Verzehr zu waschen – wo Ihrer Meinung nach die anderen Kunden und das Personal ja ach so unhygienisch sind? Die Welt spinnt. Das Konzept der Läden ist ist toll. Verpackte Waren sollten extra besteuert werden.
Zwou Gräpp Kären w.e.g.? Verkaufen sie auch Eier? Ich nehme ein Dutzend und stecke sie in die Hosentasche? Naja. Wieder was Neues.
Fréier si mer d’Mëllech mam Krou an d’Molkerei kaafe gaang, de Schwéitzerkéis ass vum Stéck erofgeschnidde gin och vir ze muelen an d’Kanner kruten d’Schuel vir ze sukkelen, um Maart huet den aale
Gärtner Sauerkraut verkaaf an seng Nues huet nemmen esou drop gedrëpst. War daat alles hygienesch? Dat sin e puer Beispiller vu Villen. Da si mer elo erëm an de 50er-60er Joeren ukomm? Also back to Future, et war jo esou romantesch an et gouf kee Corona!
Pardon an och kéng Gréng.
@Name: Wenn dieses Konzept so toll, warum wurde dies von den Lebensmittelindustrie ab den 60ziger abgeschafft? Der Hygiene ,der praktischen Handhabung wegen. ( Nachzulesen in Geschichte der Verpackung) Wird jede Nudel jetzt mit einem Haltbarkeitsdatum versehen? Wer garantiert dem Konsumenten die Frische der Waren? Gilt jetzt das Haltbarkeitsdatum made by Ladenbesitzer? Mykotoxine ( Schimmelpilz) lassen sich nicht durch Kochen oder einfrieren abtöten.
Hygiene ist keine Frage der Verpackung!
Ein Löffel für alles was ich kaufe ist eine gute Sache. Und wie hygienisch das ist was im Supermarkt an der Obst- und Gemüsetheke passiert lasse ich mal dahingestellt!
Wer so einkaufen möchte, sollte – wie ich – Möglichkeiten geboten bekommen und das regelt dann auch der Markt im Sinne von Angebot und Nachfrage!
Ich finde das ist eine sehr gute Initiative!
Hoffentlich kommen die Grün innen nicht bald an und die Idee ohne Verpackung auf Molkereis Dächer rumzulaufen
Ech fannen et eng super Sach. Get Zait dat Leit emdenken, mais wann ech hei verschidde Commentairen liesen, bezweifelen ech dat eis Welt nach ze retten as.