KanarenTouristen wollen lieber den Vulkan beobachten, als die Insel La Palma zu verlassen

Kanaren / Touristen wollen lieber den Vulkan beobachten, als die Insel La Palma zu verlassen
Vielerorts lässt der Vulkan nur Asche und Trümmer zurück Foto: dpa/Emilio Morenatti

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Auf La Palma kehrt keine Ruhe ein. Das feuerspeiende „Monster“ zerstört weiter Lebensträume – lockt aber auch Schaulustige an.

Was auf La Palma jetzt ein Katastrophengebiet ist, bestand bis vor wenigen Tagen aus einer idyllischen Berglandschaft mit Kiefernwäldern, Weinplantagen und in der Landschaft unterhalb des Gebirges Cumbre Vieja verstreuten weißen Häusern, die meist einen schönen Ausblick auf den Atlantik hatten. Dieses traumhafte Ambiente zog etliche Aussteiger und Ruheständler aus  europäischen Ländern an. 

Einer dieser verschlafenen Orte heißt sinnigerweise El Paraíso, das Paradies. Doch das Paradies verwandelte sich in den vergangenen Tagen in eine Hölle. Die Lava, die mit mehr als 1.000 Grad Temperatur aus dem Krater gequollen und dann den Berg herunter nach El Paraíso gekommen war, ließ einen Großteil des Ortes, in dem etwa 300 Menschen wohnten, unter einer meterhohen dampfenden Vulkanschicht verschwinden.

Was nicht von der Lava begraben wurde, brannte lichterloh: Häuser, Viehställe, Palmen und Autos. Seit der Vulkan am Sonntagnachmittag explodierte, spuckte er unaufhörlich Lava aus. Das „Monster“, wie die spanische TV-Moderatorin Susana Griso den Vulkan nannte, hat immer mehr feuerspeiende Münder. Am Montagabend war nach einem Erdbeben ein neuer Schlot aufgerissen, 900 Meter unterhalb der anderen Krater und gefährlich nahe an der Siedlung Tacande, deren 700 Einwohner nun ebenfalls fliehen mussten.

Immer mehr Lavazungen rollen nun den Hang des Cumbre Vieja Richtung Meer. Die Bergkette ist vulkanischen Ursprungs und war in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz von Eruptionen – zuletzt vor 50 Jahren. Etwa 200 Gebäude wurden bisher zerstört, viele weitere könnten noch folgen, wenn nicht ein Wunder geschieht und die Lavawalze zum Stehen kommt. Doch danach sieht es nicht aus: Am Dienstagnachmittag erreichte die Lava auch das Dorf Todoque, das in Windeseile geräumt wurde.

Lohnendes Geschäft

Menschen wurden bei diesem Vulkandrama bisher nicht getötet, weil die mehr als 6.000 Bewohner, die unterhalb des Vulkans siedeln, rechtzeitig evakuiert werden konnten. Doch die Zerstörungen werden immer größer: Gebäude, Existenzen und Lebensträume werden vernichtet. Inselregierungschef Ángel Víctor Torres bezifferte die bisherigen Schäden auf über 400 Millionen Euro. An der Küste liegen riesige Bananenplantagen, die neben dem Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der 84.000 Bewohner La Palmas darstellen.

Doch was für die Bewohner eine Katastrophe ist, wird für andere zum faszinierenden Naturspektakel. Wie die Inselbehörden mitteilten, lehnten nicht wenige jener Touristen, die wegen der heranrückenden Lavamassen evakuiert werden mussten, das Angebot ab, auf der Nachbarinsel Teneriffa ihre Ferien fortzusetzen. „Viele wollten auf La Palma bleiben und den Vulkanausbruch miterleben“, sagt der Tourismusbeauftragte der Insel, Raúl Camacho.

Dies deutet darauf hin, dass demnächst auf La Palma der Vulkantourismus zu einem lohnenden Geschäft werden könnte, ähnlich wie es bereits auf Island nach dem Ausbruch des lavaspuckenden Berges Fagradalsfjall der Fall war. Dafür spricht auch die Beobachtung, dass die Flugzeuge und Fähren, die derzeit auf La Palma ankommen, seit einigen Tagen nicht leer, sondern überraschend voll sind. Auf der Insel ist es inzwischen nicht einfach, ein Hotelzimmer zu bekommen. Und im Internet kursieren bereits Tipps für die besten Standorte der Vulkan-Schaulustigen.

Lucinlinburhuc
23. September 2021 - 11.34

Unser Leben ist bei vielen oft weit von der Natur und seine Kräften geraten. Da sehnt sich der Mensch nach diesen Schauspiel der Kräften. Vielleicht sogar als Ersatz von Religion: neue Anhaltspunkte im Leben. Ein Vulkanausbruch ergibt neben Zerstörung auch fruchtbarer Boden und Neuanfang. Die Insel ist ja durch Eruptionen entstanden.