Mallorca / Schluss mit lustig am Ballermann
Die Saison im „Ballermann“-Viertel an der Playa de Palma war gerade erst feuchtfröhlich eröffnet worden. Discjockeys legten in den Lokalen in Mallorcas berühmtestem Partyviertel die bekannten Stimmungshits der Szene auf: „Saufen, morgens, mittags, abends“, tönte aus den Lautsprechern. Und andere Trinklieder, die sich leicht mitgrölen lassen.
Doch die Party war schon nach wenigen Tagen wieder zu Ende: Die Bilder von Hunderten deutschen Urlaubern, die im Corona-Zeitalter ausgelassen, dicht an dicht und ohne Maske becherten und schunkelten, als hätte es nie eine Virus-Epidemie gegeben, löste eine überraschend harte Reaktion aus: Mallorcas Inselregierung sah wegen der mutmaßlichen Infektionsgefahr rot und machte den „Ballermann“ nun über Nacht wieder dicht.
Am gestrigen Donnerstag herrschte somit in der wichtigsten Partyzone der deutschsprachigen Feriengäste erneut tote Hose – wie schon in den Monaten der totalen Corona-Inselquarantäne. Alle Lokale in den beiden populärsten Alkoholrevieren, in der „Bierstraße“ und in der „Schinkenstraße“, mussten nun schließen. Zunächst für wenigstens zwei Monate, also bis Mitte September. Am Tag nach dieser unerwartet harten Abstrafung wachten Polizisten über die Einhaltung des Fiesta-Verbots. Bei Verstößen drohen den Wirten bis zu 600.000 Euro Strafe. Eine Verlängerung des Banns ist nicht ausgeschlossen.
Das britische Epizentrum im 30 Kilometer entfernten Magaluf mit der legendären Saufstraße „Punta Ballena“ wurde ebenfalls stillgelegt. Dort hatte es am vergangenen Wochenende noch schlimmere Szenen gegeben: Anwohner fanden ihre auf der Straße abgestellten Autos demoliert vor. Auf Videos sah man später, wie Betrunkene auf den Fahrzeugdächern tanzten. Mehrere Karosserien waren von Erbrochenem bedeckt. „Ekelhaft“, erregten sich Einheimische.
Kein zweites Ischgl
Francina Armengol, Regierungschefin Mallorcas und der Nachbarinseln, tobte: „Wir wollen nicht diesen Sauftourismus.“ Und erst recht nicht in diesem Corona-Sommer, in dem das Risiko eines neuen Virusausbruchs allerorten groß sei. Man werde nicht tolerieren, dass dieses „unzivilisierte und unverantwortliche Verhalten einer Minderheit“ die Gesundheit aller und die Erholung der Tourismuswirtschaft gefährde.
Schon seit Jahren kämpft Armengol, die einer Mitte-links-Koalition vorsitzt, gegen Exzesse am „Ballermann“. Sie erließ Sittengesetze, mit denen zum Beispiel das beliebte Sangria-Trinken am Strand aus Zehn-Liter-Eimern verboten wurde. Alkoholgelage und unzüchtige Handlungen auf der Straße sind ebenfalls schon länger untersagt. Gebracht hat es wenig: Drogen-, Sauf- und Sexskandale sorgen jedes Jahr für Negativschlagzeilen.
Die Inselregierung reagierte mit dem Schankverbot auch auf internationale Sorgen, dass Mallorca zum neuen europäischen Corona-Brennpunkt werden könnte. Vor allem aus Deutschland kamen kritische Töne. „Wir müssen sehr aufpassen, dass der Ballermann kein zweites Ischgl wird“, sagte zum Beispiel Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn. „Wo miteinander gefeiert wird, ist das Infektionsrisiko besonders hoch.“ Der Tiroler Skiort Ischgl war im März ein Corona-Brennpunkt. Viele Winterurlauber steckten sich dort beim Après-Ski an und brachten das Virus dann in ihre Heimatorte mit.
Bisher ist Mallorca dank der Insellage besser als die meisten anderen europäischen Regionen durch die Corona-Krise gekommen. „Die epidemiologische Situation auf der Insel ist exzellent“, bekräftigt die Balearen-Regierung. Und damit dies auch so bleibe, werde man bei Verstößen gegen die Corona-Regeln hart durchgreifen. Viele Kneipiers halten die Maßnahme für überzogen und wollen nun vor Gericht ziehen. „Einige meiner Mitarbeiter haben geweint“, berichtete ein Gastwirt. Hunderte Kellner stünden nun auf der Straße.
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