EditorialRiskante Exit-Strategie: Wieso Schulen zum Infektionsherd werden können

Editorial / Riskante Exit-Strategie: Wieso Schulen zum Infektionsherd werden können
Ob Kinder der Zyklen 1 und 2 fähig sind, den Corona-Sicherheitsabstand von zwei Metern einzuhalten, ist fraglich  Foto: Editpress-Archiv

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„Bleift doheem“ gilt immer noch. Denn „flatten the curve“, wie es Gesundheitsministerin Paulette Lenert am Anfang des Lockdowns erklärte, ist auch zum jetzigen Zeitpunkt immer noch prioritär und soll es bleiben. Auch wenn wir gestern die erste Phase der Exit-Strategie begonnen haben. Der Bau durfte loslegen und die Baumärkte ihre Türen für Besucher öffnen.

Es werden weitere Phasen mit Lockerungsmaßnahmen folgen. Ab dem 4. Mai werden die Schulen schrittweise öffnen. Erst nur die Abschlussklassen, dann am 11. Mai die Sekundarschulen, am 25. Mai die Grundschulen, „Spillschoul“ und „Crèches“. Die Ankündigungen, die Bildungsminister Claude Meisch am vergangenen Freitag in Bezug auf die „Re-Rentrée“ vor der Presse erläuterte, haben für reichlich Verwirrung, Angst und Unverständnis bei Lehrpersonal, Schülern und Eltern gesorgt.

Viele Lehrer sind skeptisch, ob dies funktionieren kann. Verzweifelte Eltern haben eine Petition gestartet, die nun übers Wochenende auf über 12.000 Unterschriften kam. Darin schreibt die Initiatorin, es sei „leichtsinnig, das Leben der Schüler und jenes ihrer Verwandten aufs Spiel zu setzen“, indem man die Schüler im Mai bereits in die Schulen lassen würde. Schüler schreiben offene Briefe an den Bildungsminister und an die Presse.

Das Leben der Kinder, wie die Initiatorin der Petition behauptet, setzt man allerdings damit nicht aufs Spiel. Vielleicht eher jenes ihrer Familien. Denn Covid-19 meint es in medizinischer Sicht gut mit den Kindern, schreibt der Kinderarzt, Autor und Wissenschaftler Herbert Renz-Polster in seinem Blog. Für viele Eltern ist der Name des Autors ein Begriff, da sie vielleicht Standardwerke wie „Gesundheit für Kinder“ oder „Kinder verstehen – born to be wild“ zu Hause in ihrem Bücherregal stehen haben.

Laut Renz-Polster kann man annehmen, dass Kinder sich genauso anstecken können wie Erwachsene, dann aber die Erkrankung sehr häufig ohne Krankheitszeichen oder nur mit milden Symptomen durchmachen, die oft unerkannt bleiben. Kinder bleiben von schweren Krankheitsverläufen eher verschont als Erwachsene. In Norditalien lag die Sterberate bei Erwachsenen in vielen Orten bei 10 Prozent, jene von Kindern und Jugendlichen unter 30 Jahren bei null. Dass dennoch weltweit einzelne Sterbefälle auftraten, bezeichnet Renz-Polster als eine „regelrechte Sensation“. Darüber sei in der Presse so breit berichtet worden, dass viele Eltern dann doch glauben, es könnte auch ihr Kind treffen. An der Grippe starben diese Saison in den USA 180 Kinder, an Covid-19 zwei oder drei, schreibt der Wissenschaftler.

Dennoch ist das Coronavirus fies. Weil es den Kindern wenig antun kann, ist es in der Lage, unbemerkt in einem Schüler zu schlummern und andere Mitschüler und Mitmenschen anzustecken. Schulen könnten also bei Wiedereröffnung zu einem potenziellen Infektionsherd werden, wenn die Sicherheitsbestimmungen nicht minutiös eingehalten werden. Und genau dies könnte insbesondere bei kleineren Kindern aus dem „Cycle“ 1 oder 2 sehr schwierig werden.

Und da wären wir wieder beim „flatten the curve“. Der Bildungsminister hat ausdrücklich betont, dass bei der „Re-Rentrée“ der Schwerpunkt auf den gesundheitlichen Aspekt gelegt würde. Aber dann wäre es vielleicht besser gewesen, das Homeschooling weiterzuführen. Insbesondere, weil es ja vom Minister als ausdrücklich „gut funktionierend“ bezeichnet wurde. Allerdings, und das hat Meisch ebenfalls gesagt, haben nicht alle Kinder die gleichen Voraussetzungen zu Hause. Viele Schüler werden dort nicht gefördert und haben keine Möglichkeit, sich den Lernstoff daheim so anzueignen, wie dies in der Schule der Fall wäre.

Alfons
27. April 2020 - 18.31

Somit ist eine zweite, weitaus verheerendere Welle des tödlichen Virus vorprogrammiert. Wir steuern einem heissen Sommer entgegen.

Caroline R.
27. April 2020 - 15.57

Schoulen si sécher de Fokus vun der Infektioun ze ginn. Studente sinn garantéiert den Covid-19 mat heem ze drecken. Net jiddereen huet Symptomer an net jiddereen produzéiert Antikörper, awer jiddereen kann de Virus iwwerdroen. Och Hausdéieren (d.h. Hënn a Kazen). China kämpft anscheinend mat engem zweeten Ausbroch. 11 Millioune Chinesen an der Harbin Stad si gemellt an der Quarantin. De schwedeschen Doudesrate huet elo all Rekorder gebrach. De Forbes huet och scho geduecht datt et eng zweet Welle kéint ginn («Den US Kann sech op eng zweet (Oder souguer Véiert) Wave vun der Coronavirus Epidemie»). De Virus ass net déi normal Gripp! Jiddereen, deen den Baccalauréat mécht, soll op den Abitur goen. De Rescht vun de Studente sollte vun doheem léieren. Ouni «Bleift doheem» a «d'Kierper flaach» kann eist klengt Land komplett zesummeklappen. Amplaz kënne mir déi véier Wochen vum Congé Annuel einfach léiwer maachen an da kucken wéi et ass. Mir mussen Zäit gewannen fir eng katastrofesch Decompte ze vermeiden.

Romain Juni
22. April 2020 - 8.31

Wie soll die Herde immun werden wenn sie eingesperrt wird.Lasst sie laufen und die Natur macht den Rest!

J-Marc Calderoni
21. April 2020 - 23.50

Crèchen, Précoce a Fondamental elo nees opmaachen heescht, eng nei Well un Infektiounen an e Klammen vum Mortalitéitstaux willkürlech a Kaf huëlen. Wéi soll een deene Klengen ,,social distancé’ bäibréngen ? Häer Meisch, ët méngt ee bal, Dir an Äere ,,Spezialistegrupp’’ hätt ni Kanner gehat. Dass besonnesch kleng Kanner di gréisste Bazilleschleidere sin, misst esouguer Äech bekannt sin. Dir musst Äech schon d’Fro stellen, wat d‘Elteren a besonnesch d‘Grousselteren, déi hir Léifst elo schons allze laang nëtt konnte knuddelen, sech dat nach gefale loossen, sollt Dir weider mam Feier spillen a mordicus un Äere Pläng festhalen. Déi Rechnung wäert Dir nii begläiche kënnen.

Troster
21. April 2020 - 19.49

Ein paar tote Kinder können doch die Wirtschaft nicht aufhalten.

HTK
21. April 2020 - 15.33

@Scholer. Im Prinzip richtig.Aber das ist ein anderes Thema.Wir reden jetzt über die Schule und die Arbeit die wieder aufgenommen werden müssen.Dass wir kein Oktoberfest brauchen mit 1000 Km Anfahrt ist klar,oder eine Kreuzfahrt mit 5000 Menschen an Bord eines stinkenden Dampfers,ebenfalls. Da wird sich vielleicht etwas ändern nach dieser Lektion.

J.Scholer
21. April 2020 - 13.24

@HTK:Sie haben ein markantes Stichwort in die Runde geworfen:“ Das System“. Gerade diese Pandemie hat uns nach Eulenspiegelmanier vorgehalten wie verletzlich unser System , welche Nachteile unser System hat. In dieser Pandemie werden oft wissenschaftliche Berichte unterschlagen die darauf hinweisen wie CO2 Belastung und Luftverschmutzung auf diese Krankheit. Bewiesen ist in Wuhan, Italien , Spanien die Zentren der Pandemie schwere Luftverschmutzung aufwiesen, natürlich in Bergamo viele Lungen vorgeschädigt waren durch die Asbestverarbeitung vor Jahrzehnten. Diese Pandemie ist ein Alarmzeichen unser Wirtschaftsdenken zu überarbeiten, Globalisierung, Wirtschaftswachstum zu verbannen, weniger Konsum-, Spaßgesellschaft ,den Menschen, die Natur in den Mittelpunkt zustellen.

Garce
21. April 2020 - 12.53

@Frau Holle "Lasst die Kinder bis September zu Hause,so verhindert ihr eine Katastrophe.Dann wird das Schuljahr nochmals wiederholt und alles wird gut." Ein Jahr länger arbeiten bis zur Pension? Wenn Sie ihre Arbeit schon in den letzten Wintern nicht getan haben brauchen die andern nicht auch zu faulenzen.

HTK
21. April 2020 - 11.46

@Scholer/Wallendorf, alles schön und gut. Ob die Kleinkinder wieder zur Schule sollten ist eine Frage wert.Aber die Kleinbetriebe müssen auch überleben und die Regale in den Mäkten müssen gefüllt werden. "Die Nudeln fallen nicht vom Himmel" Es geht nicht nur um's Geld,es geht um's Überleben unseres ganzen Systems. Die Sicherheitsmaßnahmen werden wir wohl für sehr lange Zeit beibehalten müssen bis Serum und Immunität durch Infektion das Virus eingeschränkt haben ,aber warum sollte ein Kleinbetrieb z.B. seine Arbeit nicht wieder aufnehmen .Das wird nicht gefährlicher sein als beim Bäcker nebenan. Unser Leben hat sich geändert,aber es geht weiter wenn wir uns an die Regeln halten.

A.Wallendorf
21. April 2020 - 11.09

@ J. Scholer. Genau esou ass et. Elo Geld viru Sécherheet. Duerno, wann et ze spéit ass geet et lass mat "heulen und Zähneknirschen".

Frau Holle
21. April 2020 - 8.21

Lasst die Kinder bis September zu Hause,so verhindert ihr eine Katastrophe.Dann wird das Schuljahr nochmals wiederholt und alles wird gut. Ich würde meine Kinder auf keinen Fall zur Schule schicken!

J.Scholer
21. April 2020 - 8.13

Wenn wir denen ,die in den letzten Wochen an der Virusfront den Respekt und Dank zollen wollen, sollten wir sehr vorsichtig, in langen Schritten die Einschränkungen, wenn überhaupt bis zum Vorhandensein eines Impfstoffes , aufheben.Dem letzten Dummchen müsste klar sein , ich verweise auf die gestrigen Aussagen von Prof.Dr. Drosten , Chef Virologe Charité Berlin, am gestrigen Tage, die Einschätzungen der Helmholz Gesellschaft, das Virus, werden wir uns nicht einschränken , in einer zweiten Welle zum unkontrollierten Boomerang wird , ähnlich dem Verlauf der Spanischen Grippe, und viele Opfer fordern wird. Herr Drosten hat in verständlichen Worten klargestellt, ein Ansteigen von Infizierten auf den Intensivstationen zu verzeichnen ist, das Virus über den Sommer sich nicht so bemerkbar mach, jedoch relativ viele Menschen infiziert und im Herbst eine zweite Welle uns überrollt. Ich verstehe unsere Konsum-, Spaßgesellschaft nicht gewöhnt an Disziplin und Einschränkungen ist, das Shopping, Konsumieren , Reisen zum Mittelpunkt des Lebens erkoren wurde, doch ignorieren wir die Warnungen , wird das Erwachen umso schmerzlicher sein. Allen Unkenrufen zum Trotz, wenn die Leichenwagen und Desinfektionslastwagen durch unsere Straßen rollen, ist es definitiv zu spät.Unsere Politiksollte sich nicht beirren , beschwatzen lassen, die restriktiven Einschränkungen, Verordnung beibehalten . Rückwirkend waren diese Einschränkung im eigentlichen Sinne keine Einschränkungen, man konnte sich versorgen,, Sport treiben, dem Spazierengehen frönen,... eher Vorsichtsmaßnahmen im Interesse der Bürger, die nicht störten.