Tageblatt-Reportage„Rentrée“ im LTL in Lallingen – „Ein anderes Kapitel in meinem Leben“

Tageblatt-Reportage / „Rentrée“ im LTL in Lallingen – „Ein anderes Kapitel in meinem Leben“
Bei lauwarmem T-Shirt-Wetter warten am frühen Mittwochmorgen die 7e-Schüler vor dem „Lycée technique de Lallange“ Foto: Editpress/Eric Rings

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„Rentrées“ gibt es jedes Jahr. Im vergangenen Schuljahr gab es gleich mehrere davon. Doch für einige Schüler ist dieser Tag etwas ganz Besonderes: Sie gehen zum ersten Mal ins Lyzeum. „Es ist ein anderes Kapitel in meinem Leben“, sagt eine 7e-Schülerin aus dem „Lycée technique de Lallange“. Eine Reportage.

Mittwochmorgen, kurz nach 7.30 Uhr: Die ersten Schüler stehen bereits im Vorhof des „Lycée technique de Lallange“ (LTL). An diesem Tag sind nur die 7e-Schüler an der Reihe. Das sind im LTL rund 160 Jugendliche. Wenig im Vergleich zur Gesamtkapazität von über 1.600 Schülern, die das Lyzeum aufnehmen kann.

In diesen frühen Morgenstunden ist es schon lauwarm. Manche Schüler stehen in Dreier- oder Vierergruppen und unterhalten sich. Sie scheinen sich noch aus der Grundschule zu kennen. Andere stehen einzeln rum, manche werden von ihren Eltern begleitet.

„Es ist ein anderes Kapitel in meinem Leben“, sagt Noemi. Es ist ihr erster Tag in einem Lycée. Ihre Mutter hat sie begleitet und wartet mit ihr vor dem Gebäude. „Ich bin aufgeregt“, sagt sie. „Ich bin stolz darauf, dass meine Tochter nun den nächsten Schritt in ihrem Leben macht.“ Dennoch verspüre sie eine gewisse Nervosität wegen des Coronavirus. Sie befürchtet, dass Noemi dieses mit nach Hause schleppen könnte. „Ich habe trotzdem Vertrauen in die Schule, dass das klappt.“ Die neuen sanitären Maßnahmen findet sie in Ordnung.

Es macht ein wenig Angst, weil man nie weiß, wie lange die Kinder noch in die Schule gehen können. Irgendwann kommt der Moment, wo Schulen wieder zugemacht oder Klassen in Quarantäne gesetzt werden.

Mutter eines Schülers

Vor dem Eingang müssen die Schüler ein Zertifikat vorzeigen, wo ihr Name draufsteht. Daraufhin werden sie eingelassen und in die Richtung geleitet, wo sie hinsollen. Nach links zur Sporthalle gehen die neuen 7e-Schüler. Nach rechts in die Festhalle müssen die frankofonen Schüler sowie jene der „Classes d’accueil“. Letztere sind erst seit kurzer Zeit in Luxemburg und werden gesondert beschult.

In der Sporthalle des LTL haben rund 160 Schüler unter Einhaltung der Distanzregeln Platz nehmen können
In der Sporthalle des LTL haben rund 160 Schüler unter Einhaltung der Distanzregeln Platz nehmen können Foto: Editpress/Eric Rings

Eine Vierergruppe Jungs steht noch draußen. Einer sagt: „Es ist etwas ganz Neues, nun ins Lyzeum zu gehen.“ Das Coronavirus sei ihm im Moment eigentlich ganz egal. „Ich fokussiere mich grade auf die Schule.“ Ein paar Meter weiter steht eine Mutter mit ihrem Sohn. Sie habe gemischte Gefühle, sagt sie. Aufregung, Angst. „Die Kinder machen ihren Weg, wir müssen sie gehen lassen“, sagt sie. Auch sie hat Bedenken wegen Corona. „Es macht ein wenig Angst, weil man nie weiß, wie lange die Kinder noch in die Schule gehen können. Irgendwann kommt der Moment, wo Schulen wieder zugemacht oder Klassen in Quarantäne gesetzt werden. Aber wenn wir die ganze Zeit nur daran denken, dann kommen wir auch nicht weiter“, ergänzt sie.

Strengere Regeln als in der Grundschule

Auf dem Weg zur Sporthalle haben sich mehrere SePAS-Mitarbeiter („Service psycho-social et d’accompagnement scolaires“) versammelt. „Wir sind neugierig und wollen die neuen Schüler begrüßen“, sagt eine der Mitarbeiterinnen. Ein Schwimmlehrer, der sich dazugestellt hat, zeigt sich sichtlich erleichtert. Er sei sehr froh, dass die Schwimmkurse nun wieder stattfinden können. „Es wird Zeit“, sagt er.

In der Turnhalle haben rund 160 Schüler Platz genommen. Die bunten Stühle stehen mindestens zwei Meter voneinander entfernt. Die Neulinge wirken etwas eingeschüchtert in dem großen Saal. Nun werden die Schüler übers Mikrofon zu ihrem Start im „Lycée“ begrüßt. Die Rednerin weist die Neulinge in die neuen sanitären Maßnahmen ein. Diese seien strenger als in der Grundschule, betont sie. Danach werden die Schüler einzeln aufgerufen und müssen sich nach vorne zu ihrem „Régent“ begeben. Bevor es in die jeweiligen Klassen geht, werden die 7e-Schüler in einem Nebenraum einzeln abgelichtet.

„Das ist für die Schülerkarte“, sagt Claude Loesch, Direktor des LTL. Damit können sich die Schüler ausweisen. Die Karte kann zudem aufgeladen werden und dient dann auch als Zahlungsmittel für die Schulkantine. Diese wird aber erst am Freitag öffnen, da am Mittwoch und Donnerstag statt um 14.30 Uhr bereits um 12.00 Uhr Schulschluss ist. Am Donnerstag könne man um 14.30 Uhr den Schülertransport wegen der „Tour de Luxembourg“ nicht mehr sicherstellen. Deshalb werde dieser auf 12.00 Uhr vorverlegt. 

Hier sollen sich die Neulinge für ihre Schülerkarte ablichten lassen
Hier sollen sich die Neulinge für ihre Schülerkarte ablichten lassen Foto: Editpress/Eric Rings

Bereits mehrere Quarantänefälle

Eine „Rentrée“ im Zeichen von Covid-19 zu organisieren, ist sicherlich ziemlich anspruchsvoll. „Meine Sorge ist das hier“, sagt Direktor Claude Loesch. Er zeigt auf seine Maske. „Ich meine damit die Problematik, die damit zusammenhängt.“ Von der Organisation her klappe alles. „Es ist ja nicht die erste ‚Rentrée‘, die wir machen“, ergänzt er. „Im vergangenen Schuljahr hatten wir mehrere Quarantänefälle“, sagt er. „Und auch dieses Jahr haben wir bereits welche.“ Die Schule habe zwar noch nicht richtig angefangen, aber das Lyzeum sei schon mehrfach benachrichtigt worden, dass Schüler nicht kommen könnten. 

Im vergangenen Schuljahr hatten wir mehrere Quarantänefälle. Und auch dieses Jahr haben wir bereits welche.

Claude Loesch, Direktor des LTL

Loesch sagt, dass die Regeln dieses Schuljahr andere seien. „Nun muss man mehrere Stufen durchlaufen, bis eine ganze Klasse in Quarantäne gesetzt wird.“ Dennoch sei nicht auszuschließen, dass dieser Fall irgendwann eintreten könne. Es sei eher unwahrscheinlich, dass sich niemand unter den 1.650 Schülern mit dem Virus anstecken werde. Dies müsse aber nicht unbedingt heißen, dass sich die Schüler innerhalb des Lyzeums anstecken. Loesch weist darauf hin, dass es im vergangenen Schuljahr keinen einzigen Fall gab, wo eine Infektion im LTL stattgefunden hat.

Zur Vorbereitung auf eventuell anstehende Quarantänen werde jetzt überprüft, ob die Schüler zu Hause einen Computer sowie Internetzugang haben. Dank dieser Informationen könne im Fall einer Quarantäne schnell gehandelt werden, damit jeder auf Home-Schooling zurückgreifen könne. „Auf diese Weise sind wir besser darauf vorbereitet, wie viele Geräte wir wo brauchen.“ Dies alles verlange eine gewisse Organisation. Dazu geselle sich noch der rein schulische Aspekt. „Wir müssen ja auch noch die Stundenpläne machen.“

Wie es bereits den Schülern angekündigt wurde, sind die sanitären Maßnahmen im LTL sehr streng. Die Direktion hat davon Gebrauch gemacht, strengere Regeln für seine Schule aufzusetzen. Dazu gehört zum Beispiel die Maskenpflicht auch im Klassensaal. „Wir haben das allerdings nicht alleine beschlossen“, sagt Loesch. Die Direktion habe lediglich einen Vorschlag dazu gemacht und dieser sei in der Folge sowohl vom Lehrer- als auch vom Eltern- und vom Schülerkomitee akzeptiert worden.

Beim Thema Lüften hat das LTL ein besonderes Privileg. „Wir haben das Glück, dass wir eine automatische Lüftung haben“, so der Direktor. In jeder Pause soll kräftig gelüftet werden. Die Klappen in sämtlichen Klassen gehen zu bestimmten Zeiten voll auf und schließen sich dann wieder.

Am heutigen Donnerstag steht die „Rentrée“ für alle anderen Klassen an. Dann werden sich etwa zehnmal mehr Schüler im Gebäude einfinden als am Vortag.