Gipfel-Reaktionen aus Russland Putin hat in Biden endlich einen echten Sparringpartner gefunden

Gipfel-Reaktionen aus Russland  / Putin hat in Biden endlich einen echten Sparringpartner gefunden
„Bild wird klarer werden“: Der Gipfel wird für Putin als Erfolg gewertet – er dürfte auch eine Verpflichtung sein Foto: AFP/Alexander Zemlianichenko

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In Russland bewertet man den Genfer Gipfel vorwiegend positiv: Man sieht sich im ernsthaften Gespräch mit seinem Haupt-Kontrahenten.

Wenn es um die Performance eines Politikers geht, dann sind die Meinungen oft geteilt. Das ist auch in Russland so, wenn es um Wladimir Putin geht. Sein Auftritt in Genf rief unter Kritikern scharfe Reaktion hervor. So erkundigte sich der in Haft befindliche Alexej Nawalny via Instagram, wie jene „psychische Störung“ zu bezeichnen sei, die sich aufgrund des zu langen Verbleibs an der Macht durch pausenloses Lügen ausdrücken würde. Es war eine Anspielung auf die Aussagen Putins in der dem Gipfel nachfolgenden Pressekonferenz.

Nawalny habe sich nach seiner Vergiftung „freiwillig“ ins Ausland begeben, hatte Putin am Mittwoch in Genf erklärt, in Deutschland die Bewährungsauflagen gebrochen und sich bei seiner Rückkehr nach Russland bewusst verhaften lassen. Zudem hatte der Kreml-Chef behauptet, die nunmehr wegen Extremismusvorwurfs verbotene Antikorruptionsstiftung Nawalnys habe sich mit dem Bau von Molotowcocktails beschäftigt. Es war die wohlbekannte Kreml-Rhetorik und eine klare Abfuhr für die Mahnungen Bidens.

Mit einem Bonmot von Tolstoi

Schon vor dem Zusammentreffen zwischen Putin und Biden bestand wenig Zweifel, dass sich die beiden über das Schicksal des russischen Oppositionspolitikers nicht einig werden würden – ebenso wenig wie über die geopolitische Ausrichtung der Ukraine und Belarus sowie über die Rolle von russischen Desinformationskampagnen oder Hackerangriffen in den USA.

Beide Seiten tun, was sie für nötig halten. Aber wenn es gewisse Fragen zu erörtern gibt, tun sie auch dies.

Timofej Bordatschow, Programmdirektor des Kreml-nahen Waldai-Klubs

Russische Stimmen, die anders als Nawalny und Co. mit dem Präsidenten weniger hart ins Gericht gehen, sind dagegen bestrebt, Putins Imagegewinn sowie die konkreten Ergebnisse von Genf in den Vordergrund zu rücken, etwa den geplanten Dialog über Abrüstung und Cybersicherheit. Auch der Kreml stellte dem Gipfel ein „Pluszeichen“ aus und lobte Joe Biden anderntags für seine gute Vorbereitung. Putin bemühte gar ein Bonmot von Lew Tolstoi, wonach es im Leben kein Glück gebe, sondern lediglich ein kurzes Aufflackern dieses Gefühls; analog dazu sei bei dem Treffen ein Aufflackern von Vertrauen spürbar gewesen.

Klar ist: Putin wollte diesen Gipfel

Klar ist: Putin wollte diesen Gipfel. Dass er ihn bekam, ist allein schon ein Erfolg für ihn. Da der Kreml vorab bewusst niedrige Erwartungen schürte, lässt sich das Treffen nun leicht im positiven Licht darstellen. Biden wiederum hat seine Kritik angebracht und gleichzeitig einen respektvollen Ton gegenüber Moskau angeschlagen. Das Gefühl eines Dialogs auf Augenhöhe, die Sicherheit, vom Gegenüber ernst genommen zu werden, – das zählt für den Kreml-Chef. Dass Moskaus zelebriertes Beleidigtsein gepaart mit überzogenen Weltmachtambitionen eine explosive Mischung ist, hat der Westen im vergangenen Jahrzehnt gesehen.

In Moskau geht man davon aus, dass Washington verstanden hat: Ebenso wie die USA verfolgt und stärkt man die eigenen Werte und Interessen. Den Russen gefällt das harte, aber gerechte Messen mit dem Gegenüber, wie aus dem Kommentar von Timofej Bordatschow, Programmdirektor des Kreml-nahen Waldai-Klubs, hervorgeht: „Beide Seiten tun, was sie für nötig halten. Aber wenn es gewisse Fragen zu erörtern gibt, tun sie auch dies. (…) Die Natur der Beziehungen zwischen den USA und Russland ist so, dass sie trotz ihrer Gegnerschaft Zugeständnisse des Partners nicht als Bedingung für die Lösung konkreter Aufgaben ansehen.“

Wie sehr dieses Verständnis schließlich zur konstruktiven Verständigung taugt, wird sich zeigen. Andrej Kortunow, Chef des Außenpolitik-Thinktanks Riac, beurteilt den Genfer Austausch dennoch als positiv. Ob die von beiden Seiten gewünschte größere Berechenbarkeit in den Beziehungen eintrete, würde erst die Zukunft zeigen: „Das Bild wird klarer werden.“

HTK
18. Juni 2021 - 21.43

@Andy, oh mei. Den Trump wosst wahrscheinlech net wien den Tolstoi wor. Wéi kann een no sou e Kommentar ofginn ouni ze wëssen wat leeft. Awer egal. Fräi Aussprooch ass wichteg.Jiddereen soll seng Meenung kënne soen.

Andy
18. Juni 2021 - 12.17

Den Beijing Biden reecht dem Putin mol net un dKneien. Deen aale senile Mann kann mol keng zwee sätz schwetzen ouni de Gedanken ze verleiren an dee soll e sparringpartner sin? KO an 10 sekonnen