AserbaidschanPräsident Alijew eröffnet erst einen makabren Park und spottet dann über Luxemburg 

Aserbaidschan / Präsident Alijew eröffnet erst einen makabren Park und spottet dann über Luxemburg 
In Uniform zwischen den Helmen getöteter Armenier: Aserbaidschans Präsident Alijew bei der Eröffnung des „Trophy Park“  Foto: AFP/Azerbaijani Presidential Press Office

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Vor vier Monaten endete der Krieg um Bergkarabach. Die Wunden beim unterlegenen Armenien sind nicht verheilt. Nun gießt Aserbaidschan mit einem geschmacklosen Museum Öl ins Feuer – und Präsident Alijew teilt auch noch mal gegen Luxemburg aus.

44 Tage dauerte der Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien um Bergkarabach im vergangenen Herbst (das Tageblatt berichtete von der Front). Bei den blutigen Kämpfen kamen mehr als 6.000 Menschen ums Leben – eine erschreckende Bilanz für nur sechs Wochen Gefechte. Ein vom Kreml ausgehandelter Friedensvertrag setzte am 10. November vergangenen Jahres den vorläufigen Schlussstrich unter den jahrzehntelang eingefrorenen Konflikt um die umstrittene Region im Südkaukasus. Aserbaidschan ging als klarer Sieger hervor. Zuvor hatte dessen Armee mit Unterstützung der Türkei und unter Rückgriff auf islamistische Söldner große Teile der umstrittenen Gebiete zurückerobert. Sie hatten de facto unter armenischer Kontrolle gestanden – für das offizielle Baku ein Akt der Besetzung.

Gut vier Monate nach dem Waffenstillstand, den viele Armenier wegen der Gebietsverluste als erniedrigend empfanden, stößt Baku in diese Wunde hinein. Am 12. April ließ sich Aserbaidschans Präsident Ilham Alijev die Gelegenheit nicht entgehen, in Militäruniform einen „Military Trophy Park“ in Baku zu eröffnen. Dieser soll die militärische Eroberung Bergkarabachs feiern und zu einer touristischen Attraktion werden.

Helme toter Soldaten und Kriegsgefangene aus Wachs

Der aserbaidschanischen Presse zufolge zeigt der Park eroberte armenische Militärausrüstung. Etwa 300 Exponate, darunter Panzer, Artillerie und Raketenabwehrsysteme, sind im Park ausgestellt. Für Erschrecken in Armenien sorgten vor allem Exponate wie die hunderten zur Schau gestellten Helme getöteter oder gefangen genommener armenischer Soldaten, inmitten derer sich Alijew bei der Eröffnung stolz fotografieren ließ. Ein Schlag ins Gesicht für viele Armenier. Noch immer werden die sterblichen Überreste von Soldaten und Zivilisten geborgen. Und noch immer sollen mindestens 200 armenische Soldaten in aserbaidschanischer Kriegsgefangenschaft verharren – was einen klaren Bruch des Friedensabkommens bedeuten würde. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch spricht von Folter und Misshandlung und ruft zur sofortigen Freilassung der Männer auf.

Kinder posieren auf zerschossenem Kriegsgerät
Kinder posieren auf zerschossenem Kriegsgerät Foto: AFP/Tofik Babayev

Umso schockierender für Armenier sind daher die im neuen Museum zur Schau gestellten Wachsfiguren. Auf groteske Weise werden karikaturesk überzeichnete Modelle meist toter oder sterbender armenischer Soldaten zur Schau gestellt. Auch eine Zelle mit Kriegsgefangenen aus Wachs erwartet die Besucher.

Ich rate Ihnen, sich sehr vor diesem Land zu fürchten

Ilham Alijew, Aserbaidschans Präsident spottet über Luxemburg

Auf den Bildern erinnert das Ganze an eine Art unheimliches Madame Tussaud’s. Die Gesichtszüge und besonders die Nasen sind grob überzeichnet, Erinnerungen an Darstellungen von Juden unter dem Naziregime werden unweigerlich wach. Einer der Schöpfer der lebensgroßen Wachsfiguren teilte den aserbaidschanischen Medien mit, dass er und seine Kollegen „normalerweise versuchen, etwas Schönes zu machen“. Doch jetzt sei es genau andersherum gewesen: „Es war ein langer und schwieriger Prozess. Wir gaben ihnen Hakennasen, flache Köpfe und andere Merkmale.“

Armenische Kriegsgefangene aus Wachs in dem Park, der eine „touristische Attraktion“ werden soll
Armenische Kriegsgefangene aus Wachs in dem Park, der eine „touristische Attraktion“ werden soll Foto: Azerbaijani Presidential Press Office 

Das armenische Außenministerium beschuldigt Baku, „das Andenken an die Opfer des Krieges, an Vermisste und Kriegsgefangene zu entehren und die Rechte und Würde ihrer Familien zu verletzen“, und brandmarkt den benachbarten historischen Rivalen als Verfechter von „Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit“, der „ethnischen Hass“ schüre. Das aserbaidschanische Außenministerium hingegen bezeichnete die armenische Reaktion als hysterisch und sagte, der Trophäen-Park sei „in Übereinstimmung mit der internationalen Praxis“. Man habe das „moralische Recht, diesen glorreichen Sieg durch Paraden, Parks, Museen und auf andere Weise zu verewigen“.

Alijew verspottet Luxemburg nach Kritik

Am Tag nach der offiziellen Eröffnung des Parks hielt Alijew an der ADA-Universität in Baku eine Rede. Thema war auch hier noch einmal der 44-Tage-Krieg – und Aserbaidschans Präsident nutzte die Gelegenheit für einen Rückblick auf die Reaktionen der EU-Staaten nach dem Kriegsende, die bis auf eine Ausnahme ganz nach seinem Geschmack gewesen sein dürften. Anders als vor oder während der Gefechte hätte nur noch ein EU-Außenminister sein Land kritisiert, nämlich jener aus Luxemburg. Einem Land, das viermal kleiner sei als die eroberten Gebiete. Aus Sorge vor einem Angriff habe er seine Minister dazu angehalten, die Aussagen Jean Asselborns damals nicht zu kritisieren, höhnte Alijew an der ADA-Universität in Richtung Luxemburg, „ich rate auch Ihnen, sich sehr vor diesem Land zu fürchten“. 

Wie der kürzlich eröffnete Park mit den offiziellen aserbaidschanischen Verlautbarungen einer angestrebten Versöhnung mit Armenien dienen soll, bleibt das Geheimnis Bakus. Nach den Berichten über zerstörte armenische Kulturdenkmäler und Kirchen in den eroberten Gebieten wird die Zurschaustellung in Armenien als weitere Demütigung empfunden. In seinen ersten Tagen wurde der „Trophy Park“ gleich zum Publikumsmagneten. Auf Twitter waren Fotos von Kindern zu sehen, die über zerschossene Panzer klettern – oder sich darin üben, die armenischen Wachssoldaten zu erwürgen.

Armenien selbst wurde nach dem Krieg von anhaltenden politischen Spannungen erschüttert. Das Land bereitet sich auf vorgezogene Neuwahlen im Juni vor.

Den Aalen Dino
22. April 2021 - 5.57

Nun kann mir nur hoffen die Aussagen unseres Außenministers uns „ net eng Bomm an d‘Nascht geluecht huet.“ Alijew die Marionette Erdogans hat man gewähren lassen , anstatt Armenien militärischen Beistand zu leisten. Noch peinlicher die EU Politik, den Drahtzieher des Konfliktes Erdogan hofiert , die Politiker einen Diener machen und kuschen, anstatt Tacheles zu reden.