Allerdings würde weder der tägliche Applaus noch eine einmalige Prämie für das Personal die Probleme des Sektors lösen. Die Idee einer Prämie lehnt das OGBL-Syndikat Gesundheit und Sozialwesen zwar nicht konsequent ab, sieht eine solche aber eher als Trinkgeld bzw. als Trostpflaster für die Beschäftigten.
Das Gesundheitssystem müsse öffentlich bleiben und ausgelagerte Dienste wie etwa die Laboratorien müssten wieder in das staatliche System eingegliedert werden, dies sei eine der Lehren, die aus der aktuellen Krise gezogen werden müsse. Eine andere Konsequenz müsse die Beseitigung der aktuellen Personalnot sein. Bereits in normalen Zeiten würden Krankenhäuser und Pflegedienste am Limit arbeiten. Zurzeit sei es kaum möglich, die anfallende Arbeit zu bewältigen, es wird auf pensionierte Kräfte und Studenten zurückgegriffen.
Um das System langfristig abzusichern und neues Personal zu finden, schlägt der OGBL eine Reihe von Maßnahmen vor, die dringend umgesetzt werden müssten. Nach der Krise müssten schnell Reformen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen her. So fordert die Gewerkschaft einen Kollektivvertrag, der sowohl für das Personal der Krankenhäuser als auch dem des Pflegesektors und angegliederter Berufe gelten soll. Der Tarifvertrag müsse sich an den besten Bedingungen der bestehenden Verträge orientieren, es könne nur Anpassungen nach oben geben, so Pitt Bach. Die sogenannten „Dotationen“ im Pflegesektor müssten analysiert und verbessert werden, im Spitalbereich müssten Standard-Dotationen eingeführt werden, die sowohl einen Personalschlüssel beinhalten sollen als auch die notwendigen Qualifikationen berücksichtigen müssten.
Zugang zu Gesundheitsberufen vereinfachen
Jungen Menschen müsse der Zugang zu Gesundheitsberufen vereinfacht werden, die Ausbildung solle daneben verbessert werden. Alle Berufsbilder in dem Sektor müssten aufgewertet werden, so das Syndikat Gesundheit und Sozialwesen. Der OGBL verschließt sich nicht der geografischen Auslagerung verschiedener Dienste aus den Krankenhäusern, diese müssten aber weiter unter der Verantwortung der öffentlichen Häuser stehen. Eine Privatisierung würde zu einer Zwei-Klassen-Medizin führen, hieß es weiter.
Die Politik, so die Gewerkschafter abschließend, müsse jetzt Verantwortung übernehmen und die grundsätzlichen Reformen gemeinsam mit dem Personal angehen.
Es ist schon erstaunlich, da wird ein Artikel über den zukünftigen Status des Gesundheits-und Pflegepersonals geschrieben und niemanden scheint es zu in interessieren. Dabei gebührt diesen Berufsgruppen aufgrund der Systemrelevanz mindestens die gleiche Anerkennung wie den Polizisten und anderen Beamten. Offensichtlich verhindert der "Ausländerfaktor" die Aufwertung dieser Berufe. Wo keine Wähler sind, gibt es auch keine politische Unterstützung, auch Corona-Krise wird daran leider nichts ändern.
Da das medizinische Personal zu 80% aus dem Ausland kommt, gibt es unter ihnen entsprechen wenig Wahlberechtigte. Anders bei Staatsbediensteten denen wir auch in Zukunft alle Aufmerksamkeit schenken wollen, sind dort doch alle Wahlberechtigt. So einfach wie kurzsichtig kann Politik sein;)