GroßregionNur im Saarland hat die Industrie zugelegt

Großregion / Nur im Saarland hat die Industrie zugelegt
Die verschiedenen Teilregionen der Großregion entwickeln sich, zumindest was die Industrie anbelangt, sehr unterschiedlich Foto: AP/Mike Groll

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Die Anstrengungen, wieder mehr Industrie in Europa anzusiedeln, scheinen im Sand zu verlaufen. Auch in der Großregion ist ihr Anteil an der Wirtschaftsleistung in den letzten 20 Jahren weiter geschrumpft. Besonders ausgeprägt ist die Entwicklung in Luxemburg.

Die Struktur der Wertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen hat sich in den letzten 25 Jahren stark verändert, ist im „Bericht zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Großregion 2019/2020“, der im Dezember 2020 veröffentlicht wurde, zu lesen. Der Anteil der Dienstleistungen an der Wirtschaftsleistung ist weiter gestiegen, während die Industrie wieder einen Rückgang verbuchte.

Der großen Tendenz zum Trotz haben sich die Teilregionen der Großregion jedoch unterschiedlich entwickelt, wie dem Bericht zu entnehmen ist: Besonders deutlich war der Rückgang des Anteils der Industrie, mit einem Minus von 6,1 Prozentpunkten, in Luxemburg (12,6 Prozent im Jahr 2000; 6,5 Prozent im Jahr 2019). Hintergrund ist der besonders hohe Anteil der marktbezogenen Dienstleistungen (von 67,4 Prozent im Jahr 2000 auf und 70,4 Prozent im Jahr 2019). In keiner anderen Teilregion liegt der Anteil dieser nicht-öffentlichen Dienstleistungen bei über 50 Prozent, wird im Bericht weiter präzisiert.

Ähnlich wie in Luxemburg verbuchten Lothringen und Wallonien im gleichen Zeitraum ebenfalls einen Rückgang des Anteils der Industrie (4,6, bzw. 4,4 Prozentpunkte). Im Saarland jedoch hat der Anteil des produzierenden Gewerbes an der Wertschöpfung zwischen 2000 und 2018 zugenommen, um fast zwei Prozentpunkte. Dabei sind es bereits die deutschen Teilregionen, in denen der Anteil der Industrie an der Wertschöpfung für die insgesamt höchsten Werte (fast ein Drittel) steht.

672.500 Arbeitsplätze in der Industrie

Insgesamt waren 2019 immer noch 672.500 Arbeitnehmer im verarbeitenden Gewerbe der Großregion beschäftigt. Der gewichtigste Teil war, mit über 122.700 Arbeitsplätzen (18,1 Prozent) die Metallindustrie, gefolgt von der Nahrungsmittel- (13,4 Prozent) und der Automobilindustrie (12,4 Prozent). Fast die Hälfte der industriellen Arbeitsplätze in der Großregion entfallen auf Rheinland-Pfalz. Das Saarland zählte 96.300 Beschäftigte, Lothringen 2018 rund 98.550. In der Wallonie waren es rund 122.460. In Letzterer ist auch die Pharmaindustrie, mit einem Anteil von 11,6 Prozent der Industrie-Beschäftigten, von Bedeutung.

Luxemburg zählte 2019 etwas mehr als 32.100 Arbeitnehmer im verarbeitenden Gewerbe. Über zwei Drittel der Beschäftigten verteilen sich auf die drei größten Branchen: die Metallindustrie, Gummi-, Kunststoff und Glasindustrie, sowie die Nahrungsmittelindustrie.

Seit 1995 ist in Luxemburg die Arbeitslosenquote deutlich gestiegen. Im Saarland ist die Bevölkerung geschrumpft
Seit 1995 ist in Luxemburg die Arbeitslosenquote deutlich gestiegen. Im Saarland ist die Bevölkerung geschrumpft Screenshot: Bericht auf Grossregion.net

Der gesamte Arbeitsmarkt in der Großregion zählte im Jahr 2018 mehr als 4,5 Millionen Beschäftigte. Das sind 836.000 Personen (oder 22,5 Prozent) mehr als 1995, wird im Bericht hervorgehoben. In allen Teilregionen der Großregion, mit Ausnahme Lothringens, ist die Zahl der Arbeitsplätze in dieser Zeit gewachsen. In Luxemburg hat sie sich mehr als verdoppelt (von 198.600 auf 437.400), im Saarland wurde ein Plus von 12,2 Prozent (+54.000 Beschäftigte) verzeichnet, in Rheinland-Pfalz und Wallonien ein Zuwachs von je rund 25 Prozent. In Lothringen hingegen ging die Zahl der Beschäftigten zwischen 1995 und 2018 um etwas mehr als 10.000 Beschäftigte (oder 1,3 Prozent) auf 746.200 Arbeitsplätze zurück.

Hintergrund für den Rückgang der Arbeitsplätze in Lothringen sei vor allem der „enorme Verlust“ von Jobs in der Industrie (minus 37,1 Prozent zwischen 2000 und 2019), so der Bericht. In allen Teilregionen war der Anteil der Industrie an der gesamten Beschäftigung rückläufig. Selbst im Saarland hat die Beschäftigtenzahl in der Industrie zwischen 2000 und 2019 um 14,7 Prozent abgenommen, obwohl der Anteil der Wertschöpfung dieses Wirtschaftsbereichs im gleichen Zeitraum zugenommen hat.

All die Rufe, um produzierende Betriebe von Asien nach Europa zurückzubringen, werden wohl nicht erhört werden. In ganz Europa wurde 2020 die industrielle Tätigkeit durch die Ankunft der Pandemie unterbrochen, schreibt Statec in der Note de conjoncture 2-20. Die Industrietätigkeit ging im März und April stark zurück, erholte sich danach aber deutlich. Am Ende des dritten Quartals lag das Niveau der luxemburgischen Produktion noch bei minus 4 Prozent. 

Letzten Endes aber machte die Industrie hierzulande – auch letztes Jahr – vor allem wegen Abbau von Jobs von sich reden. Auch wenn das eine oder andere Werk zur Produktion von Masken und Desinfektionsmittel mit massiver staatlicher Unterstützung errichtet wurde. Man erinnert sich an ArcelorMittal, Guardian oder Goodyear.  Nach dem am stärksten betroffenen Horeca-Sektor, wo, laut Statec, zwischen Februar und Oktober 2020 fast 1.000 Arbeitsplätze verloren gingen, folgt die Industrie auf Platz zwei. Zwischen Februar und Oktober 2020 ist die Zahl der Beschäftigten in dem Bereich hierzulande um geschätzte 800 Personen geschrumpft.

Gewichtung der verschiedenen Wirtschaftsbereiche bei der Beschäftigung
Gewichtung der verschiedenen Wirtschaftsbereiche bei der Beschäftigung Screenshot: Bericht auf Grossregion.net