FachkräftemangelNeue Werbekampagne soll Jugendliche für Handwerksberufe gewinnen

Fachkräftemangel / Neue Werbekampagne soll Jugendliche für Handwerksberufe gewinnen
Auch in einem handwerklichen Beruf kann man sich kreativ ausleben Foto: Jonk Handwierk

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9.400 Handwerker fehlen dem Land. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, startet die Vereinigung „Jonk Handwierk“ nun eine neue Werbekampagne, mit dem Ziel, mehr Jugendliche für einen Handwerksberuf zu begeistern. Die Botschaft dabei lautet: Ein Handwerk macht Spaß und bietet Karrieremöglichkeiten.

98.000 Menschen arbeiten hierzulande offiziellen Zahlen zufolge in einem Handwerksberuf, was rund einem Fünftel aller Arbeitnehmer entspricht. Die etwa 7.800 Klein- und Mittelbetriebe, die sie beschäftigen, sind zusammengenommen der erste nationale Arbeitgeber. Doch diesen Wirtschaftsbereich plagen ernste Nachwuchssorgen. Immer weniger Jugendliche entscheiden sich für eine Karriere im Handwerk. Die Konsequenzen davon machen sich deutlich bemerkbar.

So geraten beispielsweise immer öfters Bauprojekte wegen mangelnder Fachkräfte in Verzug. Laut einer von der Handwerkskammer im Jahre 2019 durchgeführten Studie fehlt es hierzulande an rund 9.400 Angestellten in den diversen Berufen. Die Studie sei zwar vor der Corona-Pandemie durchgeführt worden, doch gebessert habe sich die Situation in den vergangenen zwei Jahren nicht, sagt Gregory Muller von der „Fédération des artisans“ (FDA). Mehr als die Hälfte der Betriebe habe zudem mit Abwerbungsversuchen ihrer Angestellten durch Konkurrenzunternehmen zu kämpfen. Hinzu komme das leidige Problem, dass sich junge Handwerker, nachdem sie in einem Betrieb ausgebildet wurden, für eine Karriere beim Staat oder bei einer Gemeinde entscheiden. Doch damit nicht genug: In etwa zehn Jahren werden um die 1.500 Unternehmer in Rente gehen; finden sie keinen Nachfolger für ihren Betrieb, muss dieser schließen.

Handwerk soll Spaß machen

Die Vereinigung „Jonk Handwierk“, ein Zusammenschluss von jungen Unternehmern, will diesem negativen Trend nun entgegenwirken. Eine Werbekampagne soll Jugendlichen zeigen, dass sie durchaus im Handwerk Karriere machen und sich dabei selbst verwirklichen können. Mit grellen Farben und kecken Sprüchen soll auf die verschiedenen Berufsmöglichkeiten aufmerksam gemacht werden. Es müsse nach außen vermittelt werden, dass ein Handwerk auch Spaß machen kann, sagt Alexa Ballmann, selbst junge Unternehmerin und Vorstandsmitglied der FDA, bei der Präsentation der neuen Kampagne am Montagmorgen.

Laut Charles Roemen, Vizepräsident der Vereinigung „Jonk Handwier“, reicht die Anzahl der in einer Ausbildung befindlichen Jugendlichen bei weitem nicht aus, um die vorhandenen offenen Stellen zu besetzen. Es seien auch nicht spezifische Berufsgruppen, die vom Problem betroffen seien, ergänzt Ballmann. Es fehle „queesch duerch de Gaart“ an Ausbildungswilligen – ob Gärtner, Schlosser oder Schreiner.

Kritik übt „Jonk Handwierk“ zudem am Ausbildungssystem in Luxemburg. Oft würden Jugendliche falsch orientiert, hin zu einem Bildungstyp, der nicht wirklich ihrem Wunsch entspreche oder zu ihnen passe. Die Ausbildung müsse grundsätzlich überdacht werden, so Ballmann. Die Jungunternehmer fordern des Weiteren vereinfachte Übergänge zu einer Handwerksausbildung. Schüler einer klassischen Sekundarschule sollten problemlos eine Handwerksausbildung machen können, wenn sie es wünschen. 

Im Luxemburger Schulsystem würde oft eine Orientierung nach unten stattfinden, sagt Muller. Schüler mit Schwächen in einer Sprache würden häufig zu handwerklichen Berufen orientiert, auch wenn sie das eigentlich nicht möchten. Und diejenigen mit guten Noten würden von ihren Eltern oft zu einem Universitätsstudium gedrängt. All das führe dazu, dass die falschen Leute im Handwerk landen, Jugendliche, die eigentlich nicht für einen solchen Beruf geeignet seien.

Mehr Informationen zur Kampagne und zum Thema Handwerk finden Sie unter dainhandwierk.lu.