KonjunkturNeue Statec-Prognosen: Hohe Preissteigerungen belasten die Luxemburger Wirtschaft

Konjunktur / Neue Statec-Prognosen: Hohe Preissteigerungen belasten die Luxemburger Wirtschaft
Mit jeder Krise steigt in Luxemburg die Verschuldung des Staates Foto: Editpress/Christian Muller

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Wegen der hartnäckig hohen Preissteigerungen und der steigenden Kreditzinsen erwartet Statec in den Jahren 2023 und 2024 nur eine „moderate“ Expansion der Wirtschaftstätigkeit in Luxemburg. Gleichzeitig gehen die Statistiker von einer merklichen Verschlechterung bei den Staatsfinanzen aus.

Das Luxemburger statistische Institut Statec ist nicht besonders optimistisch, was die weitere Entwicklung der Wirtschaft im Laufe des Jahres 2023 anbelangt. Insgesamt erwarten die Statistiker, dass die Konjunktur 2023 hierzulande um 1,5 Prozent wachsen wird, mit der gleichen Geschwindigkeit wie im Vorjahr. Im Vorjahr 2021 war es noch ein Plus von 5,1 Prozent. Zwischen 1995 und 2022 waren es im Schnitt 3,1 Prozent.

„Trotz der Unterstützung durch die in der Tripartite verabschiedeten Maßnahmen erscheint die erwartete Expansion im Vergleich zur historischen Dynamik moderat“, so Statec. „Darüber hinaus ist die Prognose mit zahlreichen Abwärtsrisiken behaftet, insbesondere was den künftigen Inflationspfad betrifft“, warnen sie. Mit einer Rezession rechnen die Statistiker trotzdem nicht, es sei denn, die Inflationsrate würde künftig höher ausfallen als erwartet.

Erst im Jahr 2024 soll die Wirtschaft dann wieder etwas schneller drehen: Die Statistiker rechnen dann mit einer Zuwachsrate von 2,5 Prozent, wie aus der am Montag veröffentlichten „Note de conjoncture 1-2023“ hervorgeht.

Weniger Optimismus als vor einem Jahr

Diese Erwartungen sind deutlich weniger zuversichtlich als noch vor einem Jahr: Damals hatten die Luxemburger Statistiker für 2022 und 2023 noch mit Wachstumsraten von zwei und vier Prozent gerechnet. Als Hauptgrund für diese pessimistischeren Erwartungen verweist das Institut auf die europaweit hohe Preissteigerungsrate und ihre Folgen. Zwar gehe die globale Inflation derzeit tendenziell zurück, doch bleibe sie durch einen anhaltend hohen Druck auf die Preise gekennzeichnet. Um gegen die schnellen Preissteigerungen vorzugehen, hat derweil die Zentralbank mit einer Erhöhung der Leitzinsen reagiert, was die Kreditbedingungen verschärft. Dies wiederum hat Folgen für die Aktivität auf dem Immobilienmarkt und drückt die Stimmung an den Finanzmärkten. Beides Elemente, die wichtig für die Entwicklung der Luxemburger Wirtschaft sind. Europaweit dürfte das Wirtschaftswachstum in den Jahren 2023 und 2024 moderat bleiben, schätzen die Statistiker.

Bereits im letzten Quartal des Jahres 2022 hatte sich die Luxemburger Wirtschaftsleistung merklich abgekühlt. Das war hauptsächlich auf das Ergebnis des Finanzsektors zurückzuführen. Zudem ging der Konsum der privaten Haushalte deutlich zurück. Anfang 2023 befanden sich dann die Industrie und noch stärker das Baugewerbe (bedingt durch die immer angespannter werdende Lage auf dem Immobilienmarkt) weiterhin in einem Abwärtstrend. Im Vergleich zum Vorquartal ist Luxemburgs Bruttoinlandsprodukt in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 aber wieder um geschätzt zwei Prozent gestiegen.

Entscheidend ist die Inflationsrate

Entscheidend für den weiteren Konjunkturverlauf wird die Entwicklung der Inflation sein, schreibt Statec weiter. Diese war zu Beginn des Jahres 2023, bedingt durch eine Beruhigung auf den Energiemärkten und weniger Lieferkettenproblemen, rückläufig, doch bleibe die Kerninflation auf einem hohen Niveau. „Seit Jahresbeginn haben die Lebensmittelpreise historische Höchststände erreicht, und die beiden Lohnindexierungen im Februar und April dürften die Dienstleistungsinflation in den kommenden Monaten anheizen“, glaubt Statec. Die Inflationsdynamik dürfte daher 2023 einen gewissen Schwung (erwartet werden 3,9 Prozent) beibehalten, bevor sie sich Ende 2024 dem Ziel von zwei Prozent annähert (erwartet werden dann 2,5 Prozent).

In der Folge der langsamer drehenden Wirtschaft hat sich zuletzt auch die Situation auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt wieder abgekühlt. Die Arbeitslosenquote ist in den letzten Monaten leicht gestiegen (auf 4,9 Prozent) und auch die Zahl der offenen Stellen nimmt seit Ende 2022 tendenziell ab, bleibt aber immer noch historisch hoch. Statec erwartet, dass die Arbeitslosenquote dieses Jahr auf 5,1 Prozent steigen könnte, gefolgt von 5,3 Prozent im kommenden Jahr.

Trotz steigenden Einnahmen erwirtschaftet der Staat Defizite
Trotz steigenden Einnahmen erwirtschaftet der Staat Defizite Screenshot: Statec

Ein steigendes Haushaltsdefizit

Negative Folgen dürfte diese Gesamtsituation dann auch für die Luxemburger Staatsfinanzen mit sich bringen, schätzt Statec. Zwar seien die Steuereinnahmen, unter anderem bedingt durch die hohe Inflationsrate, derzeit wieder am Steigen. 2023 wird mit einem Plus von 6,3 Prozent gerechnet, gestützt durch die Lohnsumme, aber begrenzt durch die weniger günstige Entwicklung der Abonnementssteuer und der Mehrwertsteuer.

Die Statistiker rechnen jedoch mit einem noch schnelleren Anstieg der Ausgaben. Dazu beitragen würden Lohnsumme und Renten wie auch die Unterstützungsmaßnahmen zur Abfederung der Auswirkungen der Energiekrise (10,3 Prozent der geplanten Ausgaben im Jahr 2023). Unter dem Strich erwartet Statec somit eine Verschlechterung des Saldos im Jahr 2023 (ein Defizit von 1,5 Prozent), gefolgt von einem Minus von 2,2 Prozent im Jahr 2024.

Die langsamer drehende Wirtschaft hat derweil auch ihre gute Seite: In Luxemburg ist der Verbrauch der verschiedenen Energiearten im Jahr 2022 zurückgegangen. Nach Schätzungen des Statec führte dies zu einem Rückgang der Treibhausgasemissionen um 11,2 Prozent im Vergleich zu 2021. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf den geringeren Verkauf von Kraftstoffen an Gebietsfremde zurückzuführen, der durch attraktivere Preise in Frankreich und Belgien in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 verursacht wurde. In den Jahren 1995 bis 2022 waren die CO2-Emissionen im Schnitt jährlich um 2,2 Prozent zurückgegangen.

Die laut Statec wohl wahrscheinlichsten Entwicklungen für 2023 und 2024
Die laut Statec wohl wahrscheinlichsten Entwicklungen für 2023 und 2024 Screenshot: Statec

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Phil
13. Juni 2023 - 9.37

Tjo, wat wells de hun.... d'Suen gin gebraucht fir dem Selensky Waffen ze kafen!