Luxemburger Stahl schützt VenedigMobile Sperrwerke gegen Hochwasser

Luxemburger Stahl schützt Venedig / Mobile Sperrwerke gegen Hochwasser
Insgesamt 78 dieser mobilen Wasserbarrieren gibt es. Für das Hochwasserschutz-Projekt MOSE wurden 150.000 Tonnen ArcelorMittal-Stahl aus Luxemburg verwendet. 2021 soll das Jahrhundertprojekt endlich einsatzbereit sein.   Foto: AP/dpa

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ein gigantisches Unternehmen namens MOSE soll Venedig vor Hochwasser schützen. Um zu verhindern, dass bei Extremfluten zu viel Meerwasser in die Lagune einströmt, wurden mobile Sperrwerke gebaut. Hauptbestandteil sind stählerne Spundwände aus Luxemburg. 2021 soll das Jahrhundertbauwerk endlich fertig sein.

Hochwasser ist in Venedig keine Seltenheit. Eine Plage ist es allemal. Eine gefährliche obendrein. Denn jede Flutwelle nagt an den Fundamenten der Stadt und bedroht die Existenz der „Serenissima“, der Heiteren oder Ruhigen, wie die Stadt seit frühsten Tagen genannt wird.

Pläne, die Wassermassen zurückzuhalten, gibt es seit langem. Ende der 1980er Jahre wurden sie mit dem sogenannten MOSE-Projekt konkret. An den drei Stellen, an denen die Lagune von Venedig mit dem offenen Meer verbunden ist, wurden gigantische Sperrwerke errichtet, die bei Flut hochgefahren werden können und verhindern, dass das Wasser in die Lagune eindringen kann.

Spundwände aus Luxemburg

Für diese beweglichen Tore, 78 insgesamt, wurde auf Stahl aus Luxemburg zurückgegriffen. Rund 150.000 Tonnen Spundwände (Palplanches), die in den ArcelorMittal-Werken in Belval und Differdingen entstanden sind, wurden nach Italien an die Adria-Küste geliefert.

Die Stahlwände sind ein wesentlicher Teil der mobilen Staudämme, die am Meeresgrund befestigt sind und ähnlich wie eine Zugbrücke bei Gefahr hochgefahren werden können. Dass beim größten italienischen Infrastrukturprojekt seit dem Zweiten Weltkrieg auf Luxemburger Stahl zurückgegriffen wird, hatte laut Pressemitteilung von ArcelorMittal einen guten Grund: Nur wenige Stahlwerke konnten einen solchen Auftrag stemmen.

Aber auch der Qualitätsstahl aus dem Großherzogtum konnte nicht verhindern, dass das MOSE-Projekt durch Fehlplanung, Misswirtschaft und Korruption arg in Verzug geraten ist. Heute heißt es, dass das Bauwerk nach abschließenden Tests nun Ende 2021 endlich einsatzbereit sein soll.

Kritik am Projekt

Kritiker bezweifeln allerdings bis heute, dass MOSE wirklich die Fluten teilen und das Unesco-Weltkulturerbe Venedig vor dem Untergang bewahren kann. Ursache für das Absinken der Stadt sind nämlich vor allem die Industrie auf dem Festland vor der Insel. Dort werden große Mengen Grundwasser und Methan entnommen, was ein Absacken des Bodens unter der Lagunenstadt zur Folge hat.

Das erklärt, dass Hochwasser immer häufiger und in immer schlimmeren Ausmaßen vorkommt. Seit November 2019 gab es mehrere Rekordpegelstände, was nicht nur der Stadt selbst schadet, sondern auch dem Tourismus. So klagten viele Hotels in Venedig über kurzfristige Stornierungen für Weihnachten und Neujahr.

Doch auch wenn viele Touristen die Stadt besuchen, ist das nicht immer unbedingt positiv. Ganz besonders dann nicht, wenn sie mit riesigen Kreuzfahrtschiffen wenige Meter an der historischen Bausubstanz entlangfahren, um einen besonders spektakulären Blick auf die Altstadt zu erhaschen.