EU-ParlamentMartine Kemp ersetzt Christophe Hansen in Straßburg

EU-Parlament / Martine Kemp ersetzt Christophe Hansen in Straßburg
Martine Kemp wird voraussichtlich im November an ihrer ersten EP-Plenarsitzung teilnehmen (Bild wurde im Mai 2019 aufgenommen)  Foto: Editpress-Archiv/Julien Garroy

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Die Chamberwahlen bringen auch einen Wechsel im Europäischen Parlament (EP) mit sich. Da der bisherige EP-Abgeordnete Christophe Hansen als Zweitgewählter auf der CSV-Nordliste seine politische Karriere in Luxemburg fortsetzen will, folgt ihm Martine Kemp in die europäische Volksvertretung.

Diese Woche hat Christophe Hansen während der EP-Plenartagung in Straßburg noch einmal Gelegenheit, sich von seiner EVP-Fraktion zu verabschieden. Kommende Woche, am 24. Oktober, wird er in der konstituierenden Sitzung der Chamber als Deputierter vereidigt. Ab dann wird Martine Kemp, die bei den Europawahlen 2019 mit 39.585 Stimmen den dritten Platz auf der CSV-Liste belegte, in Straßburg übernehmen.

Die Formalitäten für die Mandatsübernahme seien schon eingeleitet, erklärt uns die 29-jährige gebürtige Düdelingerin auf Nachfrage. Sie ist bereit, die Herausforderung anzugehen, auch wenn das Mandat bereits in sieben Monaten abläuft. Denn im Mai kommenden Jahres finden Europawahlen statt. Auch Christophe Hansen hatte, wie Martine Kemp nun, vor fünf Jahren den Sitz der damaligen EP-Abgeordneten Viviane Reding übernommen, nachdem diese bei den Chamberwahlen 2018 angetreten war. Erstmals wird die angehende EU-Parlamentarierin am 8. und 9. November in Brüssel an einer EP-Plenarsitzung teilnehmen.

Bis zum Ende der Legislaturperiode will Martine Kemp die Dossiers ihres Vorgängers weiterführen. „Es wird eine gewisse Kontinuität geben, die Assistenten, die ich ebenfalls übernehmen werde, sind in die Themen eingearbeitet“, erklärt die baldige EP-Abgeordnete. Somit wird sie sich in den kommenden Monaten mit Fragen des internationalen Handels, Steuerfragen, Wirtschaft und Währung, sowie anderen Themen beschäftigen müssen. Damit dürfte ihr bevorzugtes Interessensgebiet vorerst zu kurz kommen: Transport und Verkehr. „Von der Ausbildung her bin ich Verkehrsingenieurin, womit meine Interessen auf diesem Gebiet liegen“, sagt Martine Kemp. „Wenn ich mich jetzt auch mit anderen Dossiers befassen muss, hindert das mich jedoch nicht, an anderen Themen dran zubleiben“, meint dennoch die CSV-Politikerin, die derzeit noch im „Service de la circulation“ in Luxemburg-Stadt arbeitet.

Das war ein Megaerlebnis, das war einmalig, diese Berührung mit Europa

Martine Kemp, angehende EU-Parlamentarierin

Dass sie früher oder später in die Politik einsteigen würde, war nur eine Frage der Zeit. Aktuell ist Martine Kemp noch Vize-Präsidentin der Parteijugend CSJ, sowie internationale Sekretärin der CSV und somit zuständig für die Beziehungen ihrer Partei mit der Europäischen Volkspartei (EVP), deren Parlamentsfraktion sie nun beitreten wird. Vorher war sie ebenfalls Präsidentin der CSJ-Schüler und -Studenten. In ihrer Funktion als internationale Sekretärin hat Martine Kemp bereits öfters an Treffen mit der europäischen Mutterpartei teilgenommen und hatte somit schon Kontakt zu EP-Abgeordneten aus anderen Ländern, mit denen sie nun künftig zusammenarbeiten wird.

Europaerlebnisse

Über Politik sei immer wieder im Elternhaus geredet worden. „Meine Eltern haben mir in dieser Hinsicht viel mit auf den Weg gegeben. Selbst meine Mutter hatte einmal bei Gemeindewahlen teilgenommen“, erzählt Martine Kemp. Doch auch ihre Schwester Françoise Kemp hat als Neuntgewählte auf der CSV-Südliste Chancen, in die Chamber einzuziehen, sollten zwei vor ihr gewählte CSV-Abgeordnete es zu Ministerehren schaffen.

Das Interesse an Europa führt Martine Kemp vor allem auf ein Erlebnis in ihrer Jugend zurück, als sie als junge Musikerin an einem europäischen Projekt teilnahm, bei dem aus ganz Europa 50 bis 60 Jugendliche zum Musizieren zusammenkamen. „Das war ein Megaerlebnis, das war einmalig, diese Berührung mit Europa“, schwärmt die angehende Politikerin noch heute. „Eigentlich gehören wir alle zusammen“, fasst sie die dabei entstandene „emotionale“ Erkenntnis zusammen, die für sie ein „berührender Moment“ war. Doch es gibt auch noch die Erfahrung als Praktikantin beim ehemaligen luxemburgischen EVP-Europaabgeordneten Georges Bach, den Martine Kemp als „bescheidenen Politiker“ beschreibt, der jedoch für seine Ideen einstand und sich für diese eingesetzt habe. Dies und die Einsicht, dass vieles in Europa zusammenhänge, hätten ebenfalls eine prägende Wirkung hinterlassen.

Ob sie nun für die im kommenden Mai stattfindenden Europawahlen auf der CSV-Liste als gesetzt gelte, bewertet Martine Kemp als „komplizierte Frage“. Das müssten die Parteigremien entscheiden. Und ohnehin sei darüber noch nicht geredet worden, meint sie ganz bescheiden. Vermutlich, weil sie erst am Beginn einer politischen Karriere steht.

Anmerkung: Zwischen der angehenden EU-Parlamentarierin und dem Autor bestehen keine familiären Verbindungen.