European ChampionshipsLuxemburger Kunstturnerin Céleste Mordenti macht den Auftakt in München

European Championships / Luxemburger Kunstturnerin Céleste Mordenti macht den Auftakt in München
Céleste Mordenti möchte nach bestandener „Première“ wieder neu angreifen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Seit Dezember hat man Céleste Mordenti nicht mehr bei einem offiziellen Turnwettkampf auf der Matte gesehen. Nach geschafftem Abitur beginnt für die 19-Jährige mit den European Championships nun ein neuer Abschnitt, ab Herbst wird sie dann in Amsterdam Studien und Sport kombinieren.

Es war ruhig geworden, in den letzten Monaten, um Luxemburgs derzeit stärkste Kunstturnerin Céleste Mordenti. Noch im Januar wurde die 19-Jährige in den Elitekader des COSL aufgenommen, doch in den folgenden Monaten konzentrierte sich die Turnerin der Gym Bonneweg vor allem auf die Schule und ihre Abiturprüfungen. „Die Examen sind gut gelaufen, am Ende war ich froh, als alles vorbei war, doch auch irgendwie traurig, dieses Kapitel nun hinter mir lassen zu müssen“, erklärt die Absolventin des Sportlycée mit einem schüchternen Lachen. Ihr letzter offizieller Wettbewerb geht somit auch auf den Dezember des vergangenen Jahres zurück, als Mordenti beim Christmas Gym Cup in Bettemburg mit einer Wertung von 48,500 Punkten den zweiten Platz im Mehrkampf holte. „Ich habe die ganze Zeit über normal trainiert, auch während der Examen. Doch danach habe ich schon etwas Zeit gebraucht, um wieder richtig reinzukommen. Die Übungen aufzubauen, war da nicht wirklich einfach – deshalb bin ich froh, jetzt in München dabei sein zu können.“

In München wird die FLGym-Athletin zum Auftakt am Donnerstag die erste luxemburgische Sportlerin im Einsatz ist – und die Mehrkampf-Qualifikation bestreiten. Eine genaue Platzierung oder Wertung bei den European Championships hat sich Mordenti nicht gesetzt. „Ich möchte einfach meine Übungen alle so sauber wie möglich durchturnen und das Ganze auch genießen“, meint die junge Sportlerin. „Im Turnen haben wir ja sowieso nicht, wie in anderen Sportarten, jedes Wochenende ein Match, dann genießt man dieses auf jeden Fall doppelt.“ Die Übungen entsprechen zu einem großen Teil dem, was Céleste Mordenti bereits im letzten Jahr zeigte, mit einigen kleinen Änderungen. Dennoch war sie nicht ganz untätig und wird in der bayerischen Hauptstadt eine komplett neue Bodenübung mit einer neuen Musik und einer neuen Choreographie zeigen: „Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man die Musik nicht mehr hören kann; dann wird es Zeit für einen Wechsel“, erzählt die 19-Jährige mit einem großen Lachen.

Etwas ruhiger

Die European Championships kennt die 19-Jährige schon, sie war auch bei der Premiere 2018 in Glasgow dabei, wenn auch bei den Juniorinnen. „Es ist populärer als eine Einzel-EM im Turnen. Sonst ändert sich aber nicht so viel.“ Da Mordenti in München geboren ist und ihr Vater auch noch dort lebt, sind diese Championships für die junge Turnerin etwas speziell. Trotz ihres noch jungen Alters ist Céleste Mordenti in Sachen Europameisterschaften bereits ziemlich routiniert. Der Wettkampf in München ist zugleich ihre vierte Teilnahme bei kontinentalen Seniors-Meisterschaften: Hier lieferte die junge Sportlerin immer ab. Seit ihrer Premiere im Alter von 16 Jahren in Stettin steigerte sich die FLGym-Athletin kontinuierlich und kommt inzwischen ebenfalls auf eine Teilnahme an den European Games sowie zwei WM-Starts. Ihre beste Wertung holte Mordenti dann auch im letzten Jahr bei der Weltmeisterschaft in Kitakyushu, bei der sie 47,791 Punkte bekam.

Nach der EM in München wird für Céleste Mordenti ein neues Kapitel beginnen, nicht nur was ihre akademische, sondern auch ihre sportliche Karriere betrifft. Ab Herbst wird die 19-Jährige nämlich in Amsterdam studieren und sich dabei nicht nur auf ihren Bachelor in Artifical Intelligence konzentrieren. Parallel zu ihrem Studium wird sie auch weiter Kunstturnen auf hohem Niveau betreiben – da ist Amsterdam ein idealer Standpunkt, denn Mordenti kann hier mit einigen der stärksten niederländischen Turnerinnen trainieren, also Sportlerinnen, die ebenfalls schon bei Europa- und Weltmeisterschaften im Einsatz waren. „Ich hatte bereits die Möglichkeit, ein paar Mal dort zu trainieren, sie kennenzulernen und zu sehen, wie es dort so ist. Eine von diesen Turnerinnen ist auch in München dabei. Ich freue mich bereits sehr auf dieses neue Kapitel“, betont die Turnerin der Gym Bonneweg.

Ab Herbst in Amsterdam

Es wird ein Tapetenwechsel sein, der ihr in sportlicher Hinsicht durchaus helfen könnte, einen weiteren Schritt zu nehmen: „Es wird ein viel professionelleres Umfeld sein, da das Niveau einfach ein ganz anderes ist. Wichtig ist aber auch die Infrastruktur, denn ab einem gewissen Zeitpunkt ist diese in Luxemburg einfach nicht mehr adäquat. Am Anfang klappt das noch, doch wenn man neue, schwierigere Elemente lernen möchte, ist unsere Halle in Luxemburg einfach nicht mehr darauf ausgerichtet“, spricht Mordenti ein bekanntes Problem an, mit dem sich die Kunstturner seit Jahren in Luxemburg herumschlagen müssen. „Die Infrastruktur in Amsterdam dürfte für mich demnach ein sehr großer Vorteil sein.“ Für die Vorbereitung auf die EM in München ging es deshalb für Céleste Mordenti ebenfalls in die Niederlande, um genauer zu sein nach Heerenveen

Und auch die Tatsache, dass sie in Amsterdam zukünftig in einer Gruppe mit Turnerinnen trainieren kann, die sich in ihrem Alter befinden, könnte die 19-Jährige auf sportlichem Plan voranbringen. „In dieser Trainingsgruppe herrscht ein gesundes Niveau, dort sind auch jüngere Turnerinnen, die bereits ein gewisses Level erreicht haben. Genau so etwas fehlt einfach in Luxemburg.“ Denn in den letzten Monaten war Céleste Mordenti sozusagen als Einzelkämpferin unterwegs. Nach und nach verließen die Turnerinnen, die sich in ihrem Alter befanden, den Nationalkader – so wie Chiara Castellucci, die es nach einem Wirbelbruch nicht mehr zurückschaffte. Lola Schleich ihrerseits wird ebenfalls seit mehr als einem Jahr von einer Verletzung ausgebremst. Vom erfolgreichen Trio, das 2020 in Mersin noch gemeinsam bei der EM auf der Matte stand und einen Platz im Teamfinale nur knapp verpasste, ist demnach aktuell nur noch Mordenti übrig. 

Traum Paris 2024

Dennoch will sich die 19-Jährige nicht zu sehr unter Druck setzen und erst einmal an ihrem neuen Trainings- und Studienort ankommen, auch wenn man ihr beim nationalen Olympischen Komitee durchaus die Qualifikation für Olympia 2024 in Paris zutraut. „Eine Teilnahme bei Olympischen Spielen ist für mich derzeit eher noch ein Traum. Als Einzelstarterin ist eine Qualifikation nicht einfach und kommt auch immer auf die Normen an, die vorgeschrieben sind. Erst einmal möchte ich schauen, wie alles in Amsterdam klappt und dann nehme ich es so, wie es kommt.“

Céleste Mordenti wird nicht die einzige Vertreterin der FLGym in München sein, in der zweiten Wettkampfwoche werden gleich vier Turner bei den Junioren im Einsatz sein. Für Quentin Brandenburger, Ronan Foley, Mathis Kayser und Joy Palermo geht es am Freitag in einer Woche los.

Im Überblick

Das Programm der Kunstturner:
Donnerstag, 11. August:

Mehrkampf, Damen:
Ab 12.24: Céleste Mordenti wird in der zweiten Subdivision am Start sein
Sonntag, 14. August:
Gerätefinals

Mehrkampf, Junioren:
Freitag, 19. August:

Ab 14.00: Quentin Brandenburger, Ronan Foley, Mathis Kayser und Joy Palermo werden in der zweiten Subdivision am Start sein
Sonntag, 21. August:
Gerätefinals