Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.
Lina Hédo: Chaotisch, optimistisch und kreativ.
Was wollen Sie mit Ihren Werken ausdrücken?
Ich bin eine impulsive Malerin. Kunst ist für mich seit immer ein Ausgleich, den ich zum Entspannen brauche. Oft denken die Leute, dass meine Bilder Traurigkeit ausdrücken. Das spiegelt mich aber nicht unbedingt wider. Trotzdem will ich Emotionen thematisieren. Ich beschäftige mich schon lange mit Porträtmalerei. Das menschliche Gesicht fasziniert mich, weil es alles ausdrücken kann. Zuletzt habe ich mich aber auch an die Abstraktion herangetastet – mal schauen, ob das was wird.
Welche Techniken nutzen Sie?
Ich kombiniere sehr gerne Farben und Techniken. Ich bin kein Fan von Perfektion. Als ich anfing, Porträts zu malen, wollte ich das so exakt wie möglich machen und verbrachte Stunden beim Malen von Haaren. Mittlerweile male ich mit Pinseln, auch weil das mir erlaubt, viel freier zu malen. Ich kombiniere Acrylfarben, Kohle und gerne auch Ölpastell.
Was sind Ihre Eindrücke vom Kunststudium an der Sorbonne?
An der Uni bekommen wir ein Thema, das einem mal mehr, mal weniger liegt. Ich weiß nicht, was ich von diesem Zwang zur Kreativität halten soll. Insofern ist mein Studium ein wenig wie eine zweite Kunstsektion. Trotzdem gefällt es mir, weil es mir viel Zeit lässt, in meiner Freizeit meine eigenen Sachen zu malen und das unglaubliche Kulturangebot in Paris zu entdecken.
Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?
Ich würde Egon Schiele wählen, aber ich bin mir bewusst, dass seine Person und sein Umgang mit seinen Modellen aus heutiger Sicht problematisch ist. Seine Arbeiten bewundere ich sehr, aber ich weiß, dass sie mit Vorsicht zu genießen sind.
Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?
Was mir und vielen Klassenkamerad*innen auffiel, war, dass man in den drei Jahren Kunstsektion vielleicht eine Handvoll Künstlerinnen kennenlernt, aber das Vielfache an männlichen und meistens europäischen Künstlern. Das ist frustrierend, besonders weil die Klasse größtenteils aus Frauen besteht. Das Programm müsste unbedingt ändern. Auch an der Sorbonne bemerkt man, dass der historische Kontext sehr patriarchalisch geprägt ist. Es fehlt einfach an Diversität.
Was würden Sie sich für die luxemburgische Kunstszene wünschen?
Momentan passiert viel. Das Potenzial und der Wille sind da und ich hoffe, dass sich das noch weiterentwickeln wird. Besonders junge Künstler*innen sollen weiterhin unterstützt werden, warum nicht auch mit mehr Ausstellungen für ausschließlich junge Kreative?
Was sind Ihre Projekte für die Zukunft?
Was ich nach dem Bachelor mache, ist noch unklar. Auf lange Sicht würde ich gerne selbstständig im kreativen Bereich arbeiten. Ein repetitiver Job wäre nichts für mich, auch nicht Kunstprofessorin, dafür bin ich zu chaotisch.
Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?
Die Illustratorin Emma Bervard.
FR.A.RT
Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.
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