FußballLaurent Jans vor dem Auftakt der Ligue 1: „Ich komme als anderer Spieler zurück“

Fußball / Laurent Jans vor dem Auftakt der Ligue 1: „Ich komme als anderer Spieler zurück“
Der FLF-Kapitän ist zurück in Lothringen – gereifter und erwachsener Foto: Gerry Schmit

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Für den Kapitän der Luxemburger Nationalmannschaft endete im Juni die Ausleihe beim Bundesligisten Paderborn. Zurück in Metz, haben sich die „Grenats“ auf ihr Auftaktspiel gegen Monaco vorbereitet. Wie der 28-Jährige seine Chancen beim Ligue-1-Verein sieht und welcher Faktor für ihn absolute Priorität hat, erzählt er dem Tageblatt.

Tageblatt: Sie sind nach einer langen Bundesliga-Saison zurück in Metz. Hat sich etwas in Lothringen verändert? Wie fühlt es sich an, zurückzukehren?

Laurent Jans: Es war in der Tat eine richtig lange Saison. Man ist es nicht unbedingt gewohnt, noch am 30. Juni im Einsatz zu sein. Aufgrund des vorzeitigen Saisonabbruchs der Ligue 1 begann die Vorbereitung auf die anstehende Saison in Frankreich recht früh. Ich habe deshalb ein paar Wochen verpasst. Das ist nicht ideal, aber es war nicht anders möglich. Man braucht trotzdem einen Urlaub, um abzuschalten und runterzukommen. Verändert hat sich während meiner Abwesenheit nicht wirklich viel. Die Leute rund um den Verein, die Spieler und Trainer sind fast die gleichen. Das Umfeld ist bekannt, was bedeutet, dass man sich als Spieler nicht wirklich integrieren muss. 

Inwiefern hat das Virus Ihre Karriere beeinflusst? War es der denkbar schlechteste Moment für Sie?

Corona kam für jeden Menschen ungünstig – für Profisportler, aber auch in allen anderen Berufen und Branchen. Covid-19 hat uns alle getroffen. Viele Menschen hatten negative Zeiten und es hat mich genauso getroffen wie andere Berufstätige. Das hat zu Konsequenzen geführt, die nicht ideal waren.

Was bleibt von Ihrem Jahr in der Bundesliga zurück? 

Ein fantastisches Jahr. Ich hatte die Möglichkeit, in einer der größten Meisterschaften der Welt zu spielen und sehr viel zu erleben. In den größten Stadien trafen wir auf die erfolgreichsten Mannschaften. Bayern hat das Triple gemacht und ich hatte die Chance, in der Allianz Arena zu spielen oder vor ausverkauftem Haus in Dortmund. Das sind Momente, die ich nie vergessen werde. Ich habe als Kind davon geträumt – und mir den Traum erfüllt. Natürlich bleiben viele positive Eindrücke zurück, auch wenn wir unser großes Ziel, den Klassenerhalt, verpasst haben. Mich ärgert das, weil ich ehrgeizig bin und nicht gerne verliere. Im großen Ganzen bin ich trotzdem sehr froh und glücklich, das erleben zu können.

Wie hat die Saison in Paderborn Sie als Spieler verändert? 

Ich habe noch einmal an Erfahrungen gewonnen, da ich das ganze Ausmaß drumherum nicht gekannt habe. Die Organisation in den Stadien, die Zuschauerzahlen, die Medien oder die Fernsehpräsenz beim Training – es ist einfach alles noch eine Nummer größer. Ich habe „nur“ in Paderborn gespielt, aber trotzdem wird der Fußball in Deutschland richtig gelebt und das macht sich bei jedem Spiel bemerkbar. Die Stimmung ist dort phänomenal. Dadurch bin ich erwachsener und reifer geworden. Diese Erfahrungen können nur helfen, ruhig zu bleiben und sich nicht ablenken zu lassen. Das sind Dinge, die mir helfen werden. In meinem Spiel, aber auch mental bin ich stärker geworden. 

Haben Sie von diesem Trubel profitieren können?

Es war nicht möglich, sich darauf einzustellen. Man weiß, dass in der Bundesliga alles anders ist, aber trotzdem … Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich mich gefühlt habe, als wir mit dem Bus in Leverkusen angekommen sind. Vor dem Stadion sah man, was da wirklich los war. Man merkte einfach, dass man gerade bei einem Verein angekommen ist, der seit Jahren regelmäßig in der Champions League vertreten ist. Aber man gewöhnt sich schnell daran, da es zum Alltag wird. Das Fußballgeschäft ist heute so schnelllebig, dass man immer wieder mal etwas vergisst und permanent neue Eindrücke hinzukommen. Leider hat man in diesen Momenten keine Zeit, das alles zu realisieren. Das kommt erst am Saisonende, wenn man zurückblickt und merkt, welches Glück man hatte, wo man überhaupt war und gegen welche Spieler und Mannschaft man gespielt hat.

Welches war der emotionalste Moment?

Schwer zu sagen, da ich so viele schöne Momente hatte. Persönlich waren die ersten Bundesliga-Momente nach meiner Einwechslung etwas ganz Besonderes. Das Spiel war nicht unbedingt interessant, wir langen zur Pause bereits 0:3 zurück. Dann wäre da auch das Bremen-Spiel: Es war die erste Partie, bei der ich selbst auf dem Rasen stand und wir die drei Punkte eingefahren haben. Ich wurde in die Kicker-Elf des Tages gewählt. Das ist alles schon sehr speziell. Die beiden größten Spiele bleiben dann ebenfalls in Erinnerung. In der Allianz-Arena aufzulaufen, vor Familie und Freunden, die anwesend sind … Der Verein liegt mir ja auch etwas am Herzen. Das trifft einen dann doch emotional. Wir hatten das Abendspiel und sahen das rot erleuchtete Stadion, als wir von der Autobahn abgefahren sind. Da kann man die Gänsehaut nicht vermeiden. Man merkt, dass man in ein Stadion kommt, in dem Geschichte geschrieben wurde. Wir haben dort eine Bombenpartie abgeliefert und kurz vor Schluss das 2:3 kassiert. In den Katakomben zu stehen, wenn sich die berühmte Tür öffnet und man neben Thiago, Neuer, Kimmich und Lewandowski steht, das sind unvergessliche Momente. Das letzte Spiel in Dortmund, vor der Gelben Wand, wo wir zur Pause 3:0 in Führung lagen und niemand wirklich wusste, wie das eigentlich zustande kam … Das war eine Achterbahn der Gefühle. Das 3:3 war eine krasse Enttäuschung, obschon wir einen Punkt gegen Dortmund geholt haben. Das sind eigentlich die Spiele, die unsere Saison wohl am besten zusammenfassen. 

Was bringen Ihnen diese Erfahrungen für einen zweiten Anlauf in der Ligue 1?

Es bringt sehr viel, weil das Niveau eben sehr hoch ist. Wenn ich etwas gelernt habe, dann dass man von der ersten bis zur allerletzten Sekunde voll konzentriert sein muss. In der Bundesliga wird jeder Fehler bestraft. Das hat man zum Teil auch in unseren Begegnungen gesehen. Wir haben teilweise guten Fußball geboten und der Gegner hat vom kleinsten Fehler profitiert. Man darf sich keine Leichtsinnigkeiten erlauben, weil der Gegner sonst eiskalt zuschlägt. In dieser Hinsicht habe ich viel gelernt. Ich komme als anderer Spieler zurück, da diese Dinge mir hier weiterhelfen werden.

Inwiefern haben Sie sich verändert? Oder ist es Ihr Status, das jetzt anders ist?

Dazu können wohl nur die Leute hier im Verein etwas sagen. Ich bin der Gleiche, nur habe ich sehr viel an Erfahrung gewonnen. Es kann sein, dass diese Saison mir einen anderen Status verschafft hat. Das ist aber ganz egal. Sobald man in einen neuen Verein kommt, musst du dich beim Trainer beweisen, anbieten und Motivation an den Tag legen.

Paderborn ist abgestiegen und konnte die Kaufoption aus finanziellen Gründen nicht ziehen. Wie enttäuschend war es für Sie, nicht mit in die 2. Bundesliga gehen zu können? 

Was heißt Enttäuschung … Es war kein Geheimnis, dass ich mich in Paderborn sehr wohlgefühlt habe. Mir war bewusst, dass ich noch immer bei Metz unter Vertrag stehen würde. Seit feststand, dass für Paderborn aus finanziellen Gründen nichts machbar wäre, war das Thema auch schnell abgeschlossen. So ist Fußball. Ich hatte nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Jetzt will ich wieder voll angreifen.  

Meine Priorität ist Einsatzzeit. Ich werde mich nicht mit etwas anderem zufriedengeben.

Die Konkurrenz in Metz war auf der Position des Rechtsverteidigers während Ihrer ersten Saison groß. Wie sieht die Situation jetzt aus? 

Als ich den Verein verlassen habe, verpflichtete Metz einen neuen Rechtsverteidiger (Fabien Centonze) – und hat auch dementsprechend in diese Personalie investiert. In jedem Verein ist es auf diesem Niveau normal, Konkurrenz vorzufinden. Er hat in der vergangenen Saison durchgespielt. Diese Dinge weiß man. Es ist schwer, in die Mannschaft zu kommen. Ich bin hier und davon überzeugt, dass ich das Niveau und die Qualitäten dafür habe. Ich werde mich nicht mit einem Platz auf der Bank zufriedengeben.

Das Transferfenster in Frankreich bleibt bis zum 5. Oktober geöffnet. Sind Sie ganz offiziell auf Klubsuche? Wie groß sind die Chancen, Sie bald in einem anderen Klub zu sehen? 

Ich stehe hier in Metz unter Vertrag. Meine Priorität ist Einsatzzeit. Ich werde mich nicht mit etwas anderem zufriedengeben. Wenn man mir sagt oder ich sehe, dass das nicht möglich ist, muss ich mich selbst hinterfragen, ob ich das so will oder ob es nicht besser wäre, noch einmal auf den Verein zuzugehen, um eine andere Möglichkeit zu finden. Wenn ich keine reale Chance auf Spielzeit habe, muss ich mir überlegen, was ich mache. 

Welchen Eindruck haben die Testspiele hinterlassen?

Es sind Testspiele … Die ersten habe ich verpasst, da ich noch im Urlaub war. In den ersten Wochen habe ich dann erst einmal etwas Training gebraucht, bevor ich überhaupt Einsatzzeiten bekommen konnte. Das sind Umstände, die mir nicht entgegenkommen. Wie es am Wochenende aussieht, wird sich zeigen. Ich bin bereit und motiviert. 

Was kann Metz 2020/21 in der Ligue 1 erreichen?

An erster Stelle steht der Klassenerhalt. Alles, was darüber hinaus herausspringt, ist Bonus. Die Mannschaft ist gut aufgestellt. Ich habe die Spiele letztes Jahr ja auch verfolgt. Ich war mit dem einen oder anderen in Kontakt, das ist nur normal, da ich ausgeliehen war. In der Periode, als der Saisonabbruch kam, war Metz in Form. Sie hätten keine Probleme gehabt, den Klassenerhalt zu schaffen. Es muss also das Ziel sein, genau dort wieder anzuknüpfen. 

In der Ligue 1 sind bereits einige Vereine in die Meisterschaft gestartet, die „Grenats“ noch nicht: Hätten Sie gerne von der Gelegenheit profitiert, sich zu zeigen? 

Ja, denn ich bin jemand, der nicht gerne hinterherläuft. Das ist nicht so einfach. Andererseits weiß man auch, welche Qualitäten Paris Saint-Germain hat. Als sie ins Halbfinale der Champions League eingezogen sind, war klar, dass wir gegen Monaco beginnen würden und genau darauf haben wir uns vorbereitet. Wir werden versuchen, drei Punkte zu Hause einzufahren.

Wäre es ein Worst-Case-Szenario, wenn Ihr erstes Pflichtspiel das Auswärtsspiel in der Nations League (in Baku) sein würde?

Nein. Ich habe ja bis zum 30. Juni noch gespielt, das ist noch nicht so lange her. Ob ein oder zwei Spiele mehr macht da keinen Unterschied. Bei der Nationalmannschaft vergisst man das ganz schnell. Da geht es um den Stolz, dieses Trikot zu tragen. Nur die wenigsten Meisterschaften haben bereits begonnen, das ist also für jeden eine ungewohnte Situation. Auf jeden Fall freue ich mich ungemein auf das Trainingslager, da es eine gefühlte Ewigkeit her ist … 

Auch Thill ist zurück in Metz

Neben dem Kapitän der FLF-Auswahl ist ebenfalls Vincent Thill in den Grand Est zurückgekehrt. Der 20-Jährige war im vergangenen Jahr an Orléans ausgeliehen.

Programm

2. Spieltag:
Heute: Olympique Lyon – Dijon
Morgen: Rennes – Montpellier
Straßburg – Nice
Am Sonntag: Reims – Lille
Angers – Bordeaux
Metz  – Monaco
Nantes – Nimes
St. Etienne – Lorient
Brest – Marseille
Donnerstag, 10.9.: Lens – Paris SG

mike
28. August 2020 - 11.13

die Ersatzbank ,wäre schon schön?