SchifflingenKinder sind die Lösung: Endlich eine Zukunft für die Bestgenmühle

Schifflingen / Kinder sind die Lösung: Endlich eine Zukunft für die Bestgenmühle
Ein gemütlicher Ort und ein über 200 Jahre altes Gebäude. Dank Bildungsministerium scheint die Zukunft nun in trockenen Tüchern. Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Zukunft der über 200 Jahre alten Bestgenmühle in Schifflingen scheint abgesichert. Am Mittwoch (26.1.) sind das Bildungsministerium und die Südgemeinde übereingekommen, dass das „Centre socio-thérapeutique“ von „Telos Education“ in das historische Gebäude einziehen wird. Die Vereinigung kümmert sich um Kinder mit diversen Schwierigkeiten. Wie es aussieht, wird das Bildungsministerium auch die Vorfinanzierung des Projektes übernehmen. 

Endlich Licht am Horizont. Die Bestgenmühle in Schifflingen scheint aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht zu werden. Nach Jahren fast schon sträflicher Vernachlässigung und steten Vertröstens auf bessere Zeiten soll die Mühle nun scheinbar definitiv einem neuen Zweck zugeführt werden.

Am Mittwoch hatte Paul Weimerskirch, Bürgermeister von Schifflingen, eine Unterredung im Bildungs-, Kinder- und Jugendministerium. Im Telefongespräch nach der Sitzung wirkte er äußerst zufrieden: „Wir haben eine Lösung gefunden, die Mühle bleibt erhalten!“ Wie es aussieht, nimmt sich das Ministerium der Sache an und wird auch die Vorfinanzierung des Projektes übernehmen. Das historische Gebäude, eines der wenigen noch vorhandenen in Schifflingen, könnte dann schnellstmöglich in Schuss gebracht und vollumfänglich genutzt werden.

Beim neuen Projekt handelt es sich um „Telos Education“, eine gemeinnützige Vereinigung, die sich um Kinder im Alter zwischen 3 und 12 Jahren kümmert, die schulische, aber auch andersgeartete Probleme haben. Das „Centre socio-thérapeutique“ von Telos wird also in der Mühle sein neues Zuhause finden. Die Idee, die Vereinigung „Staatliche Kinderheime“ in irgendeiner Form dort unterzubringen, ist damit vom Tisch.

Klar ist, dass das Gebäude von Grund auf renoviert werden muss. Weil das neue Projekt aber keine Nachtstruktur vorsieht, seien die Auflagen für den Umbau geringer, so Weimerskirch. Die Arbeiten werden dadurch nicht nur weniger kompliziert, sie werden auch weniger kosten. Klar bleibt aber, dass je länger gewartet wird, die Arbeiten umso umfangreicher werden. In dem Sinne ist es schade, dass seit Jahren „geschlafen“ wurde.

Warten auf eine Studie

Vergangene Woche hat sich die LSAP Schifflingen an den Schöffenrat der Südgemeinde gewandt, um sich über den Stand der Dinge, jetzt zu Beginn des neuen Jahres, zu informieren. Eine Frage ist dabei besonders interessant, nämlich jene, die zur Statik des Gebäudes gestellt wird. Im Sommer vergangenen Jahres war eine größere Studie über die Stabilität des Gebäudes ein Auftrag gegeben worden, vor allem um zu klären, ob das Hochwasser von 2021 Schäden hinterlassen hat.

Diese Studie sollte eigentlich Mitte September vorliegen. Dann hieß es Ende September oder Anfang Oktober. Bis heute ist sie nicht offiziell vorgestellt worden. Eigentlich ein Unding. So weiß man natürlich auch nicht, zu welchen Ergebnissen sie gekommen ist und welche Auswirkungen dies auf das zukünftige Projekt haben kann. Allzu groß scheinen sie aber nicht zu sein.

Das Café-Restaurant der Mühle, „El Molino“, bleibt übrigens erhalten.

Nun darf man gespannt sein, welche Schritte als Nächstes von Gemeinde und Ministerium unternommen werden – und wann. Beschämend wäre es nämlich, wenn sich jetzt wieder für längere Zeit der Mantel des Schweigens über die Mühle legen würde. Alle Politiker der Gemeinde Schifflingen, gleich, welcher Couleur, sind gefordert, damit das nicht passiert.

Gut 200 Jahre alt

1803 wird die Mühle gebaut, zumindest ist das die Jahreszahl, die im Türstein eingemeißelt ist. Erster Mühlenbesitzer, laut Kataster von 1824, ist Nicolas Olinger, ein Landwirt aus Lallingen. Später folgen ihm sein Sohn Jakob und dessen Frau Marie Eleringer. Damals heißt die Mühle noch Schifflinger Mühle. Von verschiedenen wird sie auch „Frantzen-Millen“ genannt. Damals hatte die Alzette einen anderen Verlauf, und zwar floss sie genau unter der Mühle hindurch. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Das alte Flussbett ist zugeschüttet.
In einem Informationsblatt der Schifflinger Gemeinde wird darauf hingewiesen, dass zwischen 1892 und 1905 umfangreiche Modernisierungsarbeiten durchgeführt werden. Auslöser ist höchstwahrscheinlich ein Brand. Turbinen ersetzen die Wasserräder. Nach der Heirat der Müllerstochter Elisabeth Cäcilia Müller mit Nicolas Emile Bestgen 1899 taucht der Name „Bestgenmühle“ auf. 1930 wird der Mahlbetrieb eingestellt. Nach einer kurzen Wiederinbetriebnahme während des Zweiten Weltkriegs kommt 1947 das endgültige Aus für den Mahlbetrieb. Die Mühle dient fortan als Lager für Futtermittel und chemische Dünger.1985, nach dem Tod von Arwin Bestgen, überlassen die Erben dem Staat das alte Mühlengebäude. Ab 1988 wird es zunächst von der Vereinigung „Action locale pour jeunes“ und anschließend bis zum Jahr 2013 vom „Objectif Plein Emploi“ (OPE) genutzt.
Seit Februar 2018 ist die Mühle ein historisch geschütztes Gebäude. Und das wird und muss sie bleiben – ganz gleich, wie die kommende Nutzung aussieht.