BettelverbotKeine konkreten Beweise: Innenminister kann eigene Aussage nicht belegen

Bettelverbot / Keine konkreten Beweise: Innenminister kann eigene Aussage nicht belegen
Auf welchen Fakten basiert das sogenannte Bettelverbot? Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Worauf basierte Innenminister Léon Gloden (CSV) seine Aussage vom 13. Dezember 2023 in einem „Radio 100,7“-Interview, dass es Beweise gäbe, dass „große deutsche Limousinen mit belgischen Autokennzeichen“ Menschen in Luxemburg-Stadt herausließen, um zu betteln? Der LSAP-Abgeordnete Georges Engel wollte in einer parlamentarischen Anfrage mehr darüber erfahren. Welche Beweise gibt es und wer hat sie geliefert?

Wie aus der Antwort herauszulesen ist, gibt es keine Beweise für eine derartige Aussage. Innenminister Gloden und Justizministerin Elisabeth Margue (CSV) erklärten dem LSAP-Abgeordneten nämlich, dass die Justizbehörden keine Kenntnis von konkreten Beweisen für diese Transporte hat, aufgrund derer erste Ermittlungen hätten eingeleitet werden können. Gloden verweist lediglich auf „eine ganze Reihe an Beschwerden von Bürgern, Geschäftsleuten und von Passanten“, die der Stadt Luxemburg vorliegen würden. 

Immer wieder verweisen die Gemeindeverantwortlichen in der Diskussion um das Verbot auf die zahlreichen Beschwerden, die bei der „Ville de Luxembourg“ (VdL) eingegangen sind. Ohne allerdings, dass dazu bisher konkrete Zahlen genannt wurden.

Gloden und Margue verweisen lediglich auf eine Untersuchung der Polizei aus den Jahren 2020 bis 2022 zu „Bettelei in Gruppen, falschen Dokumenten, Diebstahl, Drohungen und Betrug, die von Minderjährigen begangen wurden“. Diese Untersuchung sei aber an ihre Grenzen gestoßen, da es nicht möglich war, die angeblichen Strippenzieher hinter diesen Taten zu identifizieren.

„Mehr als problematisch“

Ein Video der Abgeordneten und hauptstädtischen Schöffin Simone Beissel (DP) mit der ehemaligen EU-Abgeordneten Astrid Lulling (CSV) sorgte in den Medien für Entsetzen. Beissel hatte sich am Dienstag für eine konkrete Aussage entschuldigt. Beissel hatte im Video gesagt, sie würde Menschen auf der Straße „füttern“. Darauf angesprochen, erklärt die gewählte Volksvertreterin am Dienstag, dass es in ihrem Umfeld momentan ein Baby gibt – das oft gefüttert wird. An anderen Aussagen hielt sie jedoch fest.

Nach dem Beitritt von Rumänien in die EU seien laut Beissel „Wellen von Roma und Sinti“ nach Luxemburg gekommen, die laut der Abgeordneten auch in Rumänien nicht beliebt seien. „Auf einmal hatten wir in der Stadt Luxemburg die Situation, dass plötzlich überall Leute saßen, die viel dunkelhäutiger sind“, so die Beobachtung der liberalen Politikerin. Auf diese Aussage angesprochen, sagte die Abgeordnete: „Es ist einfach so, dass sie dunkelhäutig sind. Das ist eben, wie die Situation ist. Ich bin bestimmt kein Rassist, sondern ein Verfechter von Menschenrechten“.

Das Zentrum für Gleichbehandlung (CET) hat in einer Pressemitteilung am Freitag die Äußerung von Simone Beissel „auf das Schärfste“ verurteilt. Es sei „mehr als problematisch“, eine ganze ethnische Gemeinschaft zu beschuldigen, für organisiertes und aggressives Betteln verantwortlich zu sein. „Solche Äußerungen tragen zur Verstärkung von Stereotypen und Vorurteilen bei, die zu diskriminierendem Verhalten und dadurch zu schwerwiegenden Konsequenzen führen können“, schreibt das CET.

Politiker mit einem Mandat besäßen eine Vorbildfunktion und sollten ein gewisses ethisches Verhalten an den Tag legen, schreibt der CET weiter. Die Bekämpfung von Diskriminierung erfordere eine Dekonstruktion von Stereotypen, vor allem von öffentlichen Personen. Umso wichtiger sei es deswegen, „dieses Verhalten anzuprangern und zu verurteilen“. Das Zentrum für Gleichbehandlung zeigt sich zutiefst schockiert und fordert, dass die „verantwortlichen Personen“ für ihre Handlungen zur Verantwortung gezogen werden. 


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@T
27. Februar 2024 - 12.50

Die abgewählten Sozen scheinen mir peinlicher als dieser Gloden. Lasst doch mal endlich gut sein. Ich freu mich jedenfalls Abends wieder in die Stadt zu gehen ohne von diesen Leuten genervt zu werden. Zur Zeit nerven die Grün Rote Gutmenschen mich.

de Kaysesch Flöpp
27. Februar 2024 - 9.27

Alles hat ein Ende, nur diese Bettelaffäre, die einem bereits zum Halse heraushängt, anscheinend nicht. Worum geht es eigentlich: um Gloden fertig zu machen oder um Nächstenliebe und Mitleid mit den Bettlern?

carlocoin
24. Februar 2024 - 19.22

Komm mir schwätzen och emol iwer aaner Saachen, zum Beispiel iwer den Lux, den Jeannot oder den Etienne. Déi hun nie eppes géint "Bettler" gesoot.

Grober J-P.
24. Februar 2024 - 12.10

"dass es Beweise gäbe, dass „große deutsche Limousinen mit belgischen Autokennzeichen“ Menschen in Luxemburg-Stadt herausließen, um zu betteln? " Kann alle beruhigen. Es war ein Mercedes 600 SEL mit französischen Kennzeichen 54 oder 57. Es waren 2 hübsche Damen, die eingestiegen sind, aber gebettelt, naja wollten vorher eine Unterschrift mit einer "Geldzulage" für einen guten Zweck, sagten sie. Habe gefragt ob sie mir vorerst ihren Ausweis zeigen könnten, waren dann gleich weg.

Jacques Hoffmann
24. Februar 2024 - 0.18

Huet TB soss keen mei interessanten Sujet ????

Jupp
23. Februar 2024 - 18.19

@armséilech. Ma waat huet déi nei Regierung da bis elo konkret gemach, waat ee nët kann an d'Catégorie Populismus klasséieren? Guer neicht. Och déi Upassung vun der Steiertabell ass puren Populismus, well nach guer nët gewosst ass wéi daat dann iwerhaat soll finanzéiert gin.

Armseilech!
23. Februar 2024 - 17.24

D‘Regierung schengt gud Arbecht ze machen, das dei Greng Rout Oppositioun sos ken Thema huet wei d‘Heescherten an sech domat drun halen wei de Geck un de Bengel.

de Schéifer vun Ettelbréck
23. Februar 2024 - 16.19

Wie schaut der denn aus der Unterwäsche? Dem steht das Staunen ja regelrecht ins Gesicht geschrieben.

de Kaysesch Flöpp
23. Februar 2024 - 16.01

Peinlich, peinlich, dieser Gloden!

luxmann
23. Februar 2024 - 15.53

Jupp De Gloden schengt mer een ze sin de leiwer brioche wei brout esst?

Jupp
23. Februar 2024 - 13.48

Daat huet zwar elo net direkt ëppes mam Thema ze din, mä dee Gloden geseit ob all Foto aus wéi wann d'Hénger him d'Brout geklaut hätten.