Keine genauen Zahlen zur Nutzung der Gebärdensprache in Luxemburg

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In den letzten zehn Jahren wurden in Luxemburg (vermutlich) 77 Kinder geboren, die ein Hördefizit haben. Das geht aus einer Antwort der Regierung auf eine parlamentarische Anfrage der CSV-Fraktion hervor.

Erst vor Kurzem wurde die deutsche Gebärdensprache in Luxemburg als offizielle Sprache anerkannt. Eine dementsprechende Novelle des Sprachengesetzes wurde Ende Juli einstimmig verabschiedet.

Während der Gespräche darüber sei allerdings klar geworden, dass es weder offizielle Zahlen darüber gibt, wie viele Gehörlose und Schwerhörige in Luxemburg geboren werden, noch wie viele Menschen eine Gebärdensprache nutzen, stellt die CSV-Abgeordnete Claudine Konsbrück fest.

Grundsätzlich werden Neugeborene in Luxemburg seit rund 20 Jahren einem Hörtest unterzogen. Dieser Test wird durch einen Dienst des Gesundheitsministeriums durchgeführt. In den vergangenen zehn Jahren wurden 65.887 Kinder diesem Test unterzogen. Das waren 98,1 Prozent der Neugeborenen.

Keine genauen Zahlen

Das Problem: Wird vermutet, dass ein Hördefizit vorliegt, werden die Eltern mit dem Kind zum Hals-, Nasen-, Ohrenarzt geschickt. In vielen Fällen erhärtet sich der Verdacht nicht und oftmals erhält das Ministerium keine Rückmeldung über die Diagnose des Arztes, sodass sich die Zahl der Gehörlosen und Schwerhörigen über diesen Weg nicht ermitteln lässt, wie die Ministerinnen Corinne Cahen und Lydia Mutsch sowie Minister Dan Kersch in ihrer gemeinsamen Antwort zu bedenken geben.

Der gleiche Dienst des Gesundheitsministeriums ist auch für die obligatorischen Kontrollen zuständig, wenn die Krankenkasse CNS die Kosten für eine Hörprothese übernehmen soll. Mit viel Zahlenmagie ist es der Regierung dadurch möglich zu errechnen, dass in Luxemburg in den letzten zehn Jahren 61 Menschen mit Hörproblemen geboren wurden, von denen heute 47 ein Hörgerät tragen.

Hinzu kommen 14 Menschen, die in den letzten zehn Jahren geboren wurden und bei denen sich Hörprobleme erst später bemerkbar gemacht haben. Der Regierung sind weiterhin zwei Fälle bekannt, in denen Kinder heute ein Hörgerät tragen, bei denen sofort nach der Geburt kein Hörtest durchgeführt wurde.

Mindestens 77 Kinder

Insgesamt wurden in den letzten zehn Jahren also mindestens 77 Kinder geboren, die heute ein Hörproblem haben. Von ihnen tragen 63 ein Hörgerät. Corinne Cahen, Lydia Mutsch und Dan Kersch machen allerdings darauf aufmerksam, dass Behandlungen im Ausland nicht von der Statistik erfasst werden. Dies ist grundsätzlich der Fall, wenn Kinder ein Cochlea-Implantat erhalten. Dabei handelt es sich um Implantate, die Geräusche mittels Mikrofon aufnehmen und direkt an den Hörnerv übertragen. Cochlea-Implantate werden in Luxemburg allerdings nicht eingepflanzt, weshalb die Behörden im Großherzogtum nicht über Zahlen dazu verfügen. Offizielle Statistiken gibt es auch nicht über Menschen, die die Gebärdensprache nutzen.

Der Verein HörgeschädigtenBeratung SmH – der ein Abkommen mit dem Familienministerium hat – habe allerdings im letzten Jahr 175 Anfragen von 30 Personen für einen Dolmetscher für die deutsche Gebärdensprache bearbeitet. Anfragen für eine Verdolmetschung in die französische Gebärdensprache gab es nicht. Der Verein sei allerdings in den letzten fünf Jahren vom Gericht für eine Verdolmetschung der niederländischen Gebärdensprache und von der Universität für eine Verdolmetschung der französischen Gebärdensprache (LPC) kontaktiert worden.

Der Gebärdensprachdolmetscher des Familienministeriums habe 2017 86 Einsätze gehabt. Dabei handelte es sich u.a. um Debatten im Parlament und berufliche Weiterbildungen.