UmweltKeine Einigung bei UN-Plastikabkommen: Erdöl-Förderländer blockieren

Umwelt / Keine Einigung bei UN-Plastikabkommen: Erdöl-Förderländer blockieren
Eine Müllhalde im Machakos-Bezirk in Kenia: Plastikmüll wird zusehends eine Plage  Foto: Tony Karumba/AFP

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Die Verhandlungen über ein internationales Abkommen zur Eindämmung von Plastikmüll sind ohne Einigung zu Ende gegangen.

Bei einwöchigen Gesprächen am Hauptsitz des UN-Umweltprogramms (UNEP) in der kenianischen Hauptstadt Nairobi hatten rund 60 Staaten ein Vertragswerk gefordert, in dem bestimmte Plastikprodukte durch Verbote aus dem Markt genommen werden. Außerdem sollte es weitere Regeln zur Einschränkung des Plastikverbrauchs geben. Die Gespräche gingen am Sonntag ohne Einigung in zentralen Punkten zu Ende.

Zudem wurden deutliche Meinungsunterschiede zur Frage sichtbar, ob die Vertragsbestimmungen rechtlich bindend sein oder lediglich den Charakter von Selbstverpflichtungen haben sollten.

Nach Angaben aus Verhandlungskreisen verhinderten Iran, Saudi-Arabien, Russland und eine kleine Anzahl an weiteren Erdöl-Förderstaaten Fortschritte bei den Verhandlungen durch eine Vielzahl neuer Vorschläge. Dadurch sei der Vertragstext massiv angewachsen und die Bearbeitung der einzelnen Punkte habe sich erheblich verlangsamt. Außerdem setzten sich die Vertreter der Erdölförderländer dafür ein, dass jegliche Regeln lediglich den Charakter von Selbstverpflichtungen haben sollten.

Im vergangenen Jahr hatten sich 175 Nationen verpflichtet, sich auf ein rechtlich verbindliches UN-Abkommen gegen die Plastikvermüllung von Umwelt und Meeren zu einigen. Vertreter der Staaten kamen in Nairobi für eine dritte von bislang fünf angesetzten Verhandlungsrunden zusammen. Erstmals wurde über einen im September veröffentlichten Textentwurf beraten.

Mikroplastik in Blutkreislauf von Lebewesen

Die Nichtregierungsorganisation Gaia warf dem UNEP vor, durch seine Verhandlungsführung in Nairobi einer Minderheit von Staaten ermöglicht zu haben, die Verhandlungen zu blockieren. Allerdings ist ein Abkommen bis 2025 noch möglich. Die verbleibenden zwei Verhandlungsrunden sind für April und November 2024 angesetzt.

Das UNEP selbst äußerte sich zuversichtlich. Es seien „wesentliche“ Fortschritte im Umhang mit Plastikmüll erzielt worden, erklärte die Organisation. Der internationale Chemieindustrie-Verband ICCA erklärte, die Verhandlungen hätten einen „unzureichenden“ Entwurf verbessert, der jetzige Textentwurf berücksichtige die „Bandbreite der Ideen“ viel stärker.

Die weltweite Plastikproduktion hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Millionen Tonnen Plastik landen in der Umwelt und im Meer, oft in Form von mikroskopisch kleinen Partikeln. Dieses sogenannte Mikroplastik kann nicht nur in den Verdauungstrakt, sondern auch in den Blutkreislauf von Lebewesen gelangen. (AFP)