Corona-KorruptionIn Südosteuropa brummen trübe Vermittlergeschäfte im Dunstkreis der Macht

Corona-Korruption / In Südosteuropa brummen trübe Vermittlergeschäfte im Dunstkreis der Macht
Südosteuropäische Länder zahlen für Beatmungsgeräte aus China schon das Mehrfache des üblichen Preises, schuld daran sind korrupte Mittelsmänner Foto: AFP

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Im Maskenskandal in Deutschland hat das Stühlerücken begonnen. In Südosteuropa sitzen in den Verdacht der Corona-Korruption geratene Würdenträger ähnliche Affären meist folgenlos aus. Die Provisionsgeschäfte von branchenfremden Mittelsmännern und Strohfirmen im Dunstkreis der Macht florieren.

Ausgerechnet ein früherer Eishockeyspieler ohne jegliche Erfahrung im Gesundheitssektor hat Ungarn zu einem der vermutlich teuersten Corona-Impfstoffe Europas verholfen. Der Neu-Unternehmer Csaba Gergely ist laut den Recherchen des investigativen Webportals „direkt36.hu“ zu 50 Prozent an der im November gegründeten Firma „Syntonite Med“ beteiligt. Die neugierige Frage des Portals, wie er ins Pharmageschäft gerollt sei, wimmelte der bisher bei einem Getränkekonzern beschäftigte Gergely resolut ab: Er könne dazu nichts sagen, so seine mehrmals wiederholte Auskunft am Telefon.

Welche Investoren hinter dem mutmaßlichen Strohmann stehen, ist unbekannt. Sicher ist, dass Ungarns Regierung laut eigenen Angaben zu Monatsbeginn den Ankauf von fünf Millionen chinesischer Sinopharm-Dosen für 150 Millionen Euro über die Syntonite-Tochter Danubia Pharma abwickelte. Der von Budapest bezahlte Stückpreis von 30 Euro ohne Mehrwertsteuer für den in der EU noch nicht zugelassenen Ostimpfstoff übertrifft den von Brüssel ausgehandelten Preis für die von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) sehr wohl zugelassene Westkonkurrenz bei weitem. Wie eine belgische Staatssekretärin im Dezember versehentlich per Twitter enthüllte, soll beispielsweise der EU-Preis für AstraZeneca 1,78 Euro und für Biontech-Pfizer 12 Euro pro Dose betragen.

In Südosteuropa sitzen in den Verdacht der Corona-Korruption geratene Würdenträger die Affären meist folgenlos aus. Ob Masken, Beatmungsgeräte oder Impfstoffe: die Provisionsgeschäfte von branchenfremden Mittelsmännern und Strohfirmen im Dunstkreis der Macht florieren. Dabei machen Vermittler mit guten Regierungskontakten die begehrten Mangelwaren in der Coronakrise auch im Südosten des Kontinents keineswegs billiger – im Gegenteil.

Zu hohe Preise für Beatmungsgeräte

Wie „direkt26.hu“ mit Verweis auf entsprechende Erhebungen von Eurostat berichtet, hat Ungarn beispielsweise von März bis Juni 2020 einen zehnmal höheren Preis für aus China importierte Beatmungsgeräte als Italien und gar 50 Mal mehr als Deutschland bezahlt. Auch damals sei der Ankauf über eine kurz zuvor gegründete Vermittlungsfirma gegangen, die auffällig genug von demselben Anwalt wie bei Syntonite registriert worden sei.

Vergleichsweise hohe Preise für Beatmungsgeräte wurden auch von Slowenien bezahlt. Wegen Korruptionsverdacht beim Ankauf von Beatmungsgeräten über die heimische Vermittlerfirma Geneplanet ordnete die Staatsanwaltschaft Ende Juni selbst eine Hausdurchsuchung bei dem von der Polizei verhörten Wirtschaftsminister Zdravko Pocivalsek an. Letztendlich überstand der die Vorwürfe bestreitende Chef der mitregierenden SMC-Partei den Skandal unbeschadet. Stattdessen nutzte die Rechtsregierung von Premier Janez Jansa (SDS) den Skandal zu Säuberungswellen im Justiz- und Polizeiapparat.

In Bosnien und Herzegowina landete mit Fadil Novalic, dem Premier des Teilstaats der muslimisch-kroatischen Föderation, ein ranghoher Würdenträger wegen Korruptionsverdacht beim Ankauf von Beatmungsgeräten über die normalerweise auf Obsthandel spezialisierte Vermittlerfirma „Silberne Himbeere“ im letzten Mai zeitweise gar hinter Gitter. Doch obwohl sich die 100 für rund 5,25 Millionen Euro erworbenen Beatmungsgeräte für den Einsatz in Krankenhäusern auch noch als unbrauchbar erwiesen, wurde der Politiker der größten Bosniaken-Partei SDA genauso wie zwei weitere Verdächtige nach wenigen Tagen wieder freigelassen – und ist noch stets im Amt.

Harry
22. März 2021 - 13.53

Sehr lamentabel und armselig wie koruppte Geschäfte mit Corona gemacht werden, was sind das für Politiker weltweit die der Bevölkerung helfen sollten,konzeptlose und erbärmliche Bonzen, nur am Geld interressiert. Ekelhaft.