GemeindewahlenIdyllisch und ruhig: Das nicht ganz so wilde Rambruch

Gemeindewahlen / Idyllisch und ruhig: Das nicht ganz so wilde Rambruch
Rund 4.800 Menschen leben in den 16 Dörfern der Gemeinde Rambruch Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Von Nord bis Süd, von Westen bis Osten: Bis zu den Kommunalwahlen im Juni veröffentlicht das Tageblatt jede Woche einen Beitrag, in dem Menschen aus einer Gemeinde zu Wort kommen und sich zur Lokalpolitik der vergangenen sechs Jahre äußern. Diese Woche: die Gemeinde Rambruch im Westen des Landes.

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Umgeben von einer hügeligen Landschaft, eingebettet in ein kleines Tal, inmitten von viel Grün gelegen: So findet man an einem trüben Wintertag Anfang Februar im sogenannten „Wëlle Westen“ von Luxemburg das Dorf Rambruch vor – das gemeinsam mit 15 anderen Dörfern die gleichnamige Gemeinde bildet. Mit unter anderem der Kirche, dem Rathaus, einer Apotheke und dem Bäcker scheint Rambruch ein zentraler Punkt für die rund 4.800 (Stand: 1.2.2023) Menschen aus der Umgebung zu sein.

Und doch geht es dort – auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe zum Hauptplatz des Dorfes stehen blökende Schafe – eher beschaulich zu. „Ruhig“ ist auch der Begriff, den Marianne Degros nutzt, wenn sie vor der Apotheke und der Bäckerei darauf angesprochen wird, wie sie die Gemeindepolitik in den vergangenen Jahren empfunden hat. „Es war nicht viel los“, stellt die 55-Jährige fest und meint damit, dass es keine besonderen Vorkommnisse oder gar Skandale in der Amtsperiode von Bürgermeister Antoine Rodesch (CSV) gab.

Dinge, die man verbessern könnte, fallen Marianne Degros aber trotzdem ein. „In puncto Sport wird nicht so viel für die Kinder getan. Zwar gibt es Vereine für Fußball und Tischtennis, aber für viele andere Aktivitäten muss man die Gemeinde verlassen“, erzählt die Mutter von mittlerweile erwachsenen Kindern. In dem an Rambruch angrenzenden Koetscheid – dem Dorf, in dem sie lebt – gebe es außerdem auf dem Schulgelände zwar ein Schwimmbad, allerdings bedauere Marianne Degros, dass dieses der Öffentlichkeit nicht zugänglich sei.

Mehr Blumen

Auf Nachfrage des Tageblatt teilt die Gemeinde allerdings mit, dass das Schwimmbad nicht ausschließlich von den Schulkindern, sondern während einem bestimmten Zeitraum auch von der Öffentlichkeit genutzt werden kann: nämlich immer mittwochs von 16 bis 19 Uhr. Seit Herbst 2022 ist das nach der Pandemie wieder der Fall – zuvor war laut Gemeinde immer donnerstags geöffnet. Veraltete Informationen auf der Seite rambrouch.lu wurden inzwischen aktualisiert – sodass von nun an alle Bürgerinnen und Bürger online nachlesen können, dass sie zumindest einmal pro Woche in ihre Gemeinde schwimmen gehen können.

Marianna Degros stört aber noch etwas anderes, wie sie beim Gespräch auf dem Hauptplatz der Gemeinde erklärt: „Es wird nicht so viel für die Schönheit der Orte getan. Hier im Hauptdorf wird viel gemacht, in den kleineren allerdings weniger.“ Als Beispiel nennt sie Koetscheid – das die Anwohnerin als „Durchgangsdorf“ beschreibt – und den dazugehörigen Kreisel: „Das Gras am Kreisverkehr wird gemäht, aber ansonsten wird sich wenig darum gekümmert. Es könnten überall mehr Blumen gepflanzt werden“, äußert die 55-Jährige ihren ganz persönlichen Wunsch.

Manou Billa hingegen kann sich nicht über fehlende Pflanzen in seiner Umgebung beklagen. „Ich wohne aber auch im Grünen. Das Grundstück hinter meinem Haus gehört mir – bei mir wohnt quasi der Fuchs im Garten“, erzählt der Einwohner aus Perl lachend. Er ist laut eigener Aussage zufrieden mit seiner Wohnsituation und auch mit der Lokalpolitik der vergangenen Jahre: „Andere sagen, dass die Gemeinde ihre Arbeit nicht gut macht. Dass nicht reagiert wird, wenn man anruft. Ich habe das anders erlebt: Wenn ich mich mit Problemen gemeldet habe, wurde stets eine Lösung gefunden.“

Wunschlos glücklich

Zahlen und Fakten zur Gemeinde

Größe: 7.907,28 Hektar

Ortschaften: Arsdorf, Bigonville-Poteau, Bilsdorf, Bondorf, Escheid, Flatzbour, Folschette, Holtz, Hostert, Koetscheid, Obermartelingen, Perl, Rambruch, Riesenhof, Rombach-Martelingen, Wolwelingen

Einwohnerzahl: 4.826 (Stand: 1.2.2023)

Wahlberechtigte: 2.614 – darunter 2.466 Menschen mit Luxemburger und 148 mit anderer Nationalität (Stand: 1.2.2023)

Aktueller Bürgermeister: Antoine Rodesch (CSV)

Zusammensetzung Gemeinderat: Bürgermeister Antoine Rodesch (CSV), Schöffin Myriam Binck-Schaack (CSV), Schöffe Mike Bolmer (CSV) sowie die Gemeinderäte Michelle Brickler-Ensch (DP), Sascha Hengen (LSAP), Sonja Kettmann-Soares Pereira (CSV), Fränk Melchior (CSV), Myriam Picard-Meckel (LSAP), Pierre Pletschette (CSV), Romain Rausch (DP) und nach dem Rücktritt von Patrick Schuller (LSAP) seit Anfang Februar Marie-Louise Kettel (LSAP).

Deshalb würde er als Bürgermeister auch gar nichts ändern wollen. Er sei wunschlos glücklich, erklärt der 58-Jährige vor der Apotheke in Rambruch stehend. Dort auf dem großen Platz findet – solange wegen einer Pandemie kein Ausnahmezustand herrscht – einmal im Jahr der „Fierkelsmaart“ statt. Diese Veranstaltung mit lokalen Händlerinnen und Händlern, aber zum Beispiel auch der traditionelle Sylvesterlauf in Rambruch, mag Manou Billa.

Und nicht nur er: Eigentlich jeder aus der Umgegend scheint den „Fierkelsmaart“ zu kennen. Auch Paulo Reis da Cruz Pato erzählt von der Veranstaltung, die ihm – genauso wie das Leben allgemein in der Gemeinde – gut gefällt. „Hier ist es ruhig, sauber und wir sind zufrieden mit dem Angebot des öffentlichen Transports. Die Lebensweise gefällt uns einfach. Wäre das nicht so, wären wir schon lange woanders hingegangen“, erzählt der Portugiese, der seit 2016 mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Arsdorf lebt.

Paulo Reis da Cruz Pato würde in seiner Gemeinde gar nicht viel verändern wollen. Lediglich eines fehlt ihm noch zu seinem Glück: „Momentan bin ich im Bauwesen tätig. Ich würde allerdings gerne auf der Gemeinde arbeiten. Wegen der Sprachen ist das allerdings nicht möglich“, lässt der 44-Jährige wissen. Tatsächlich muss man in Luxemburg als Beamte die drei administrativen Sprachen des Landes, Deutsch, Französisch und Luxemburgisch, können – Dispensen sind allerdings vorgesehen. Was das Leben in der Gemeinde Rambruch angeht, stellt Paulo Reis da Cruz Pato ansonsten für sich fest: „Wir haben hier alles, was wir brauchen.“