Betriebe unter DruckHandwerkskammer will mehr Hilfe vom Staat

Betriebe unter Druck / Handwerkskammer will mehr Hilfe vom Staat
Je länger der wirtschaftliche Stillstand dauert, desto schwieriger wird es für viele Unternehmen Foto: Editpress/François Aussems

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Drei Wochen nach Beginn des Corona-Stillstands geht es bei vielen Handwerksbetrieben in Luxemburg „ans Eingemachte“. Die Handwerkskammer warnt: Betriebe geraten zunehmend unter Druck.

„Die Lage der Betriebe ist schwierig“, sagt Tom Wirion, Generaldirektor der Handwerkskammer, gegenüber dem Tageblatt. „Die einen mussten von heute auf morgen den Betrieb einstellen – andere dürfen weiterarbeiten, was jedoch nur noch schwer möglich ist.“

Das größte Problem der Betriebe sei derzeit die Liquidität, so Wirion weiter. „Das ist akut. Es geht ans Eingemachte. Gerade kleine Betriebe haben oft nicht viele Reserven. Einige haben viel Geld investiert.“ Die Mehrheit der Firmen habe derweil Kurzarbeit angefragt. „Sie wollen ihre kompetenten Mitarbeiter behalten. Auch für nach der Krise.“

Die „Chambre des métiers“ spricht im Namen von rund 7.000 Handwerksbetrieben mit fast 90.000 Beschäftigten. Satte 4.500 Fragen von Unternehmen hat die Kammer auf ihrer Hilfs-Hotline gezählt, die sie vor 17 Tagen eingerichtet hat.

Nicht jeder Betrieb erhält die 5.000 Euro

Zu den bisher vom Staat angekündigten Maßnahmen meint Wirion, dass sie „sehr positiv“ seien. Mit der Länge der Dauer des Stillstands verschärfe sich die Situation jedoch. Unternehmen hätten neben Miete und Gehältern noch viele andere Ausgaben, etwa auch Leasing für Maschinen. Jetzt, wo fest steht, dass ein Ende der Maßnahmen „nicht für übermorgen“ ist, werde es schwieriger. „Es muss nachgebessert werden.“

Auch bedauert er, dass noch lange nicht jeder Handwerksbetrieb von der aktuellen 5.000-Euro-Hilfe profitieren könne. „Schreiner oder Schlosser beispielsweise, die von einem Atelier aus arbeiten können, sind ausgeschlossen.“ Doch auch sie seien von der Krise beeinträchtigt, sagt Wirion. „Der Bau, ihr wichtigster Auftraggeber, steht still.“

Sorgen bereitet ihm auch die Frage, wie geeignet die derzeitigen Beihilfemaßnahmen für Unternehmen mit verstärkten Liquiditätsproblemen sind. Es handle sich nur um zusätzliche Kredite. „Und wie die Banken es handhaben werden, müssen wir noch sehen.“

Spätestens „ab Mai wird es dreckig“

„Alles ist eine Frage der Dauer“, so Wirion weiter. Spätestens „ab Mai wird es dreckig“, sagt der Direktor der Kammer. „Das wäre eine Prognose. Wenn nicht deutlich nachgebessert wird, kommen dann die ersten Pleiten.“

Aus diesen Gründen wünscht die Handwerkskammer eine Verstärkung der nicht rückzahlbaren Direktbeihilfen. Sie sollten auf 9.000 Euro (für Firmen mit weniger als vier Mitarbeitern), 15.000 Euro (für Firmen mit 5-9 Mitarbeitern), 30.000 Euro (für Firmen mit 10-49 Mitarbeitern) und 50.000 Euro (für Firmen von 50-249 Mitarbeitern) ausgeweitet werden. Die Kosten einer solchen Maßnahme beziffert die Kammer auf 119 Millionen Euro.

„Die Krise geht irgendwann vorüber“, so Wirion. „Aber der Mittelstand ist eine wichtige Stütze der Gesellschaft. Wir müssen versuchen, so viele wie möglich mit über den Berg zu bringen.“ Heute helfen käme den Staat zudem billiger als später „eine Pleitewelle zu verkraften“. Man solle versuchen, dafür zu sorgen, dass möglichst niemand durch das Netz fällt.

Schrittweise Wiederaufnahme der Aktivitäten

Die Kammer fordert die Regierung zudem auf, eine Strategie der schrittweisen Wiederaufnahme der Aktivitäten zu entwickeln. Das Handwerk wolle sich vorbereiten, um im Respekt der sanitären Regeln wieder arbeiten zu können.

Die Kammer selber hat sich bereits Gedanken gemacht: Man könne zu Beginn beispielsweise das Erledigen kleiner Arbeiten an der frischen Luft oder Tätigkeiten, wo nur wenige Mitarbeiter zusammenkommen (Verlegen von Fliesen z.B.), erlauben. Das wäre „alles besser als ein Stillstand, der bereits seit drei Wochen dauert … und noch länger“. Das würde wenigstens etwas Druck von den Unternehmen nehmen. „Stillstand in der Wirtschaft ist nicht gut“, wiederholt Wirion.