Großherzog Henri spaziert durch die Kolonialgeschichte

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Drei Tage lang ist Großherzog Henri auf offizieller Visite im Senegal. Er wird von den Ministern Carole Dieschbourg und Romain Schneider sowie von Staatssekretärin Francine Closener begleitet. Nach dem offiziellen Empfang am Flughafen von Dakar stand am Sonntag ein Rundgang über die sogenannte „Sklaveninsel“ auf dem Programm. Die kleine Île de Gorée gewährt den Besuchern durch die vielen gut erhaltenen Bauten einen Einblick in die Kolonialgeschichte.

Die nur drei Kilometer von Senegals Hauptstadt Dakar entfernt liegende Insel Gorée trägt den bitteren Beinamen „Sklaveninsel“. Dass dieser Name heute mehr Mythos als Geschichte ist, macht die Insel aber deswegen nicht unwichtiger. 1978 kam die Île de Gorée schließlich auf die Unesco-Liste des Weltkulturerbes.

VIDEO: Die Senegalesen begrüßen den Großherzog auf der Ile de Gorée

Gleich zu Beginn der offiziellen Visite aus Luxemburg begleiten Senegals Kulturminister Abdou Latif Coulibaly und der Bürgermeister der Insel, Augustin Emmanuel Senghor, den Großherzog samt Ministern Carole Dieschbourg, Romain Schneider und Staatssekretärin Francine Closener über die Île de Gorée. Zu Fuß, natürlich. Denn die Insel ist autofrei. Nach dem warmherzigen musikalischen Empfang mit Trommeln der Gruppe Assico legt sich eine vermeintliche Stille über die Insel. Diese Stille, die man erlebt, nachdem man die hektische Millionenstadt Dakar verlassen hat, gibt der Insel etwas Idyllisches. Die schönen Buchten, die Palmen und die bunten Häuser verstärken diesen Eindruck.

Symbolik für Sklavenhandel

Doch es wäre politisch nicht korrekt, an diesem Ort von Idylle zu sprechen. Schließlich galt die Insel lange Zeit als einer der wichtigsten Umschlagplätze für den Sklavenhandel. Doch jüngst haben Historiker dies widerlegen können. Nach neuesten Angaben sollen über den gesamten Zeitraum des Sklavenhandels „nur“ etwa 3.500 Menschen von der Insel über den Atlantik nach Amerika verschifft worden sein. Dennoch ist die Symbolik für den Sklavenhandel bis heute geblieben.

Das zeigt auch die „Maison des esclaves“ mit ihrer rosafarbenen Fassade. Sie wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts errichtet und ist heute ein Museum zur Geschichte der Sklavenverschiffung. Der Keller soll als Verlies gedient haben, wo die Sklaven vor ihrer Verschiffung ausharren mussten. Doch auch dies gilt durch neue geschichtliche Erkenntnisse als zweifelhaft, genauso wie die „Porte sans retour“ – die „Tür ohne Wiederkehr“ –, ein Durchlass zum Meer, durch das die Sklaven auf die Schiffe gelangt sein sollen. Doch die Felsküste an genau dieser Stelle lässt Zweifel darüber aufkommen, ob die Schiffe dort überhaupt hätten anlegen können.

Auszeichnung für den Großherzog

Im ersten Erdgeschoss setzt Großherzog Henri seine Unterschrift in das Goldene Buch. Weiter geht es zur Kirche Saint-Charles-Borromée. An der place du Souvenir, die sich gegenüber dem Rathaus befindet, verleiht Bürgermeister Senghor Großherzog Henri die höchste Auszeichnung der Insel und ernennt ihn zum „pèlerin-ambassadeur“, also zum Botschafter der Pilger. Zur Erinnerung an den großherzoglichen Besuch wurde zudem eine Gedenktafel auf dem Platz angebracht, und zwar neben den Tafeln für Nelson Mandela, Barack Obama und Papst Johannes Paul II.

Die Île de Gorée vereint die Jahrhunderte der Kolonialzeit auf der kleinen, nur einen Kilometer langen und 300 Meter breiten Insel. Die Ersten, die die Insel für sich beanspruchten, waren die Portugiesen im Jahre 1444. Sie nannten das kleine Eiland „Palma“. Im Jahr 1617 wurde die Insel an die Niederländer verkauft. Danach stritten sich Franzosen und Briten um deren Besitz. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte sie insgesamt 17 Mal den Besitzer. Ein Rundgang um die Insel ist wie ein Spaziergang durch die Kolonialgeschichte. Und ausgerechnet der heutige Bürgermeister der Insel steht symbolisch für das Ende dieser Kolonialzeit. Denn sein Großvater, Léopold Sédar Senghor, wurde 1960 zum ersten Präsidenten Senegals nach der Unabhängigkeit gewählt. Das Ende der Kolonialzeit war eingeläutet.

René Charles
24. Januar 2018 - 10.38

Dat ganzt as jo luewenswert: Lëtzebuerg hëlleft engem Land wat d'Fransousen "gnädech" an d'Onofhängechkeet entlooss hun, nodeem se alles nach ausgereibert haten wat d'Englänner an d'Hollänner do iwreg gelooss hun. Mat wat fir Zommen an Initiativen hëllefen déi fréier Kolonialhären dem Senegal? Wien wees ët?