BildungGesundheitsberufe können in Luxemburg bald studiert werden – ausgebooteter OGBL nennt  Reform „realitätsfern“

Bildung / Gesundheitsberufe können in Luxemburg bald studiert werden – ausgebooteter OGBL nennt  Reform „realitätsfern“
Die Reform der Ausbildung der Gesundheitsberufe passt so nicht, findet der OGBL Foto: Pixabay

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Gesundheitsberufe können jetzt auch in Luxemburg studiert werden. Gleich zwei Bachelor-Studiengänge führen etwa zum Krankenpfleger samt „Plus“. Dass es aber keinen Master gibt – und die BTS-Ausbildung überhaupt noch –, daran stört sich der OGBL massiv.

Dass die Ausbildung für die Gesundheitsberufe in Luxemburg längst nicht mehr zeitgemäß ist und umgestaltet werden muss, ist längst Konsens zwischen praktisch allen Akteuren. Jetzt hat sich Entscheidendes getan: Der Regierungsrat hat die Grundzüge einer Reform der Ausübung und Ausbildung bestimmter Kategorien von Gesundheitsberufen in Luxemburg (Krankenpflegehelfer, Krankenpfleger, spezialisierte Krankenpfleger und Hebammen) zum 30. April 2021 genehmigt.

Eingerichtet wird dazu ein Bachelor-Studiengang für Krankenschwestern und Krankenpfleger der allgemeinen Pflege. Dieser wird zum akademischen Jahr 2023/2024 eingeführt, dauert drei Jahre und ist für alle Inhaber eines Sekundarschulabschlusses zugänglich.

Außerdem gibt es vier Bachelor-Studiengänge „Fachkrankenschwester/-pfleger“ (180 ECTS) in vier Fachrichtungen: Medizinisch-technischer Assistent in der Chirurgie, Krankenschwester/-pfleger in Anästhesie und Reanimation, Kinderkrankenschwester/-pfleger und Krankenschwester/-pfleger in der Psychiatrie. Diese Studiengänge sollen zum akademischen Jahr 2022/2023 oder 2023/2024 für Inhaber eines BTS in allgemeiner Krankenpflege sowie für jede andere Person mit einem anerkannten Diplom in allgemeiner Krankenpflege zugänglich sein.

Zwei Bachelors machen ein „Plus“

Dazu gesellen sich zwei Bachelor-Studiengänge für die Ausbildung zur Hebamme und zum medizinisch-technischen Assistenten in der Radiologie, die zum akademischen Jahr 2023/2024 für alle Inhaber eines Sekundarschulabschlusses zugänglich sein sollen.

Und schließlich ist ein Bachelor-Studiengang für „Plus“-Krankenschwestern/Krankenpfleger vorgesehen: Dieser einjährige Studiengang folgt dem dreijährigen zum allgemeinen Krankenpfleger. „Diese neue Ausbildung wird zusätzliche, qualifiziertere Aufgaben beinhalten, um dem wachsenden Bedarf an hochspezieller Pflege gerecht zu werden“, heißt es in einer Mitteilung der Regierung.

„Synergieeffekte“ oder …

Bildungsminister Claude Meisch zufolge ist „die Lehre der allgemeinen Krankenpflege und bestimmter Pflegespezialisierungen auf Universitätsniveau ein wichtiger Schritt für den Gesundheitssektor und für die Universität Luxemburg: Sie wird es ermöglichen, dass in Luxemburg mehr Gesundheitsfachkräfte ausgebildet werden, um den wachsenden Bedarf des Landes zu decken.“

Gleichzeitig solle das „Lycée pour professions de santé“ (LTPS) ein „wichtiger Akteur in der Ausbildung von Fachkräften in diesem Sektor bleiben“. Dank der „Synergien“ zwischen LTPS und Universität werde es gelingen, „einen progressiven und kohärenten Ausbildungsweg anzubieten, der zu mehreren Qualifikationsstufen führt“.

Die Existenz solcher „Synergien“ bezweifelt man beim OGBL allerdings deutlich: In einer Pressemitteilung  kritisiert der Gewerkschaftsbund am Donnerstag die Reform als „realitätsfremd“, denn sie schlittere „total an den Bedürfnissen und der Realität in der Praxis vorbei“. 

… „Luxemburger Sauce“?

Zwar begrüße man grundsätzlich die Schaffung eines Bachelordiploms für die Krankenpflegerausbildung, jedoch habe die Regierung „eine wichtige Chance verpasst, das luxemburgische Modell kohärent an internationale Gegebenheiten anzupassen“. Resultat, laut OGBL: Es werde mal wieder eine „sauce luxembourgeoise“ serviert.

Mit der Entscheidung, die BTS-Ausbildung für Krankenpfleger nicht abzuschaffen, werde die eigentliche Reform verpasst, sondern lediglich eine neue Ausbildung neben der alten eingeführt. Das, so glaubt man beim OGBL, wird Folgen haben, die man mit der Reform aber gerade ausmerzen wollte: „Es ist klar, dass die kostengünstigere Variante des BTS-Krankenpflegers von den meisten Arbeitgebern bevorzugt werden wird“, sind die Gewerkschafter sicher. Dadurch werde der Beruf kaum und die Pflege noch weniger aufgewertet: „Die Präsenz der neu ausgebildeten Fachkräfte am Bett des Patienten wird im Nachhinein bestenfalls marginal sein“, glaubt man.

Dass der spezialisierende Studiengang nur als weiterer Bachelor daherkommt, der dann 180 ECTS-Punkte bringt, stößt auf besondere Kritik: Der OGBL hatte für ein Masterdiplom für die „Infirmiers spécialisés“ plädiert. Die Ausbildung zum „Infirmier spécialisé“ werde in Zukunft noch weniger in Anspruch genommen zu werden, als dies aktuell bereits der Fall ist.

OGBL musste draußen bleiben

OGBL-Zentralsekretär Pitt Bach
OGBL-Zentralsekretär Pitt Bach Foto: Editpress-Archiv/Julien Garroy

Schiefgegangen sei die Reform auch, weil sie „ohne Einbeziehung aller Akteure und hinter verschlossenen Türen entschieden“ worden sei: Die Forderung des OGBL, dessen Syndikat „Gesundheit und Sozialwesen“ in die Vorbereitung der Reform einzubeziehen (das Tageblatt berichtete), war nämlich auf taube Ohren gestoßen: Es sei ein Unding, „dass die größte Organisation der Menschen, die in dem Bereich arbeiten, ausgeschlossen wurde“, bekräftigt Zentralsekretär Pitt Bach seine Kritik am Donnerstag gegenüber dem Tageblatt. Die in die Gespräche einbezogene Nationale Vereinigung der Krankenpfleger („Association nationale des infirmières et infirmiers du Luxembourg“, ANIL) sei zwar „sehr kompetent“, lobte Bach, allerdings vertrete sie eben nur genau eine Berufsgruppe.

Im Ministerium für Hochschulwesen und Forschung tut man die Warnung vor einer „Zwei-Klassen-Pflege“ gelassen ab: „Aktuell ist die beschriebene Situation schon Realität in der Praxis mit Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern mit einem BTS-Abschluss des LTPS sowie Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern mit einem an einer Universität in einem Nachbarland erworbenen Bachelor-Abschluss“, heißt es auf Anfrage des Tageblatt.

Der Ausschluss der Gewerkschaften sei zudem nicht ungewöhnlich: „Im Allgemeinen waren keine Gewerkschaften direkt in den Konsultationsprozess eingebunden“, heißt es aus dem Ministerium. Immerhin seien ja mehrere beruflich repräsentative Verbände wie ANIL, „Association luxembourgeoise des sages-femmes“ (ALSF) und „Association luxembourgeoise des infirmiers/ières en pédiatrie“ (ALIP) vertreten gewesen – sowie der Verband der luxemburgischen Krankenhäuser („Fédération des hôpitaux luxembourgeois“, FHL).

Fieberkurve könnte steigen

Allgemein habe es sich „in erster Linie um eine ‚prise de température‘ unter den betroffenen Akteuren im Zusammenhang mit Änderungen in der Ausbildung und den Kompetenzbereichen der Gesundheitsberufe“ gehandelt.

Die Temperaturkurve beim Syndikat des OGBL dürfte diese Analogie wohl kaum nach unten drücken: Es fordert jedenfalls, „dass das aktuelle Projekt unverzüglich auf Eis gelegt und umgehend im Sozialdialog überarbeitet wird“.

Leola
8. Mai 2021 - 16.26

Wei wann een deen Premiere huet.. duerno géif op d‘Uni studéiere goen.. fir Infirmiere ze ginn. Ok en oder deen anere wäert e fannen. Mee dat léist de Problem net. De Problem kennt scho virdrun. Déi déi dat gär géife machen komme net bis op Premiere, well dir se mat ären onméigleche sproochlechen Ufuederunge regelrecht futti mat!