Luxemburg-StadtGemeinderat stimmt für die Fahrradbrücke Cents-Weimershof

Luxemburg-Stadt / Gemeinderat stimmt für die Fahrradbrücke Cents-Weimershof
Das Fragezeichen kann verschwinden: Läuft alles nach Plan, ist die Brücke im Juni 2025 fertiggestellt. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Am Montag hieß der Rat der Stadt Luxemburg mit großer Mehrheit das Projekt einer Fußgänger- und Fahrradbrücke von Cents nach Weimershof gut. Der Kostenpunkt des seit schon fast 15 Jahren diskutierten Projekts liegt nun bei 24 Millionen Euro. Im Juni 2025 soll die Brücke fertiggestellt sein.

Es ist zwar keine unendliche Geschichte, aber doch eine sehr lange. Seit fast 15 Jahren wurde in der Gemeinde über eine Fußgängerbrücke diskutiert, manchmal sogar gestritten, die Cents über das Neudorf hinweg mit Weimershof/Kirchberg verbindet. Im März hatte das Tageblatt (s. Ausgabe vom 19.3.2021) über die Meinungsverschiedenheiten bei den Anwohnern bezüglich des Projekts berichtet.

Am Montag wurde es nun mit den Stimmen von CSV, DP, „déi gréng“ und LSAP gutgeheißen, doch Diskussionen gab es auch dort. Was der Opposition vor allem missfiel, war der ihrer Meinung nach zu große Impakt auf die Umwelt. Insbesondere wurde sich um das Schicksal von Uhus gesorgt, die dort leben. LSAP, Grüne und ADR vermissten die nötigen Umweltstudien. Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) versicherte jedoch, dass alles Nötige getan werde, was die Experten in Sachen Vogelschutz sagen werden, und diverse Studien könnten erst gemacht werden, nachdem das Projekt vom Gemeinderat gutgeheißen wurde.

Der Preis des Projekts dürfte wohl so manchem die Sprache verschlagen: Ging man noch im März dieses Jahres von 18 Millionen Euro aus, liegt der Kostenpunkt mittlerweile bei 24 Millionen Euro.

Die viereinhalb Meter breite und 200 Meter lange Brücke wird ausschließlich der sanften Mobilität vorbehalten sein. Das Viertel Neudorf soll indessen mittels eines 50 Meter hohen Aufzugs an die Brücke angebunden werden. Der Aufzugschacht soll allerdings architektonisch unabhängig von der Fußgängerbrücke sein: Ein Abstand von vier Metern wird Aufzug und Brücke voneinander trennen. Die Kabine des Aufzugs erhält eine voll verglaste Wand, die nach Westen in Richtung der rue de Neudorf zeigt. Auf der Centser Seite wird die „Passerelle“ in die rue Tawioun münden, auf Weimershof in die rue des Bleuets. Die Plätze bei der Brücke in den beiden Straßen werden neugestaltet.

Beim Aufzug im Neudorf wird ein Spielplatz entstehen. Laut Guy Foetz („déi Lénk“) sei dies jedoch ein schlechter Tausch für das Viertel: Für den alten Spielplatz, der 510 Quadratmeter groß war, erhielten die dortigen Bewohner nun einen, der nur 145 Quadratmeter groß werde.

Neudorf per Lift angebunden

Auf dem Vorplatz, wo der Aufzugschacht stehen wird, ist ebenfalls eine Vel’OH-Station geplant. Waren bei vorherigen Versionen des Projekts noch vier Pfeiler für die Brücke vorgesehen, gibt es bei dem nun berücksichtigten Plan nur noch einen zentralen Pfeiler im Norden der Neudorfer Straße. Umweltpolitisch sieht Guy Foetz keinen großen Nutzen: Es könne noch überhaupt nicht gesagt werden, wie stark die Brücke tagtäglich benutzt werde. Um den CO2-Ausstoß zu kompensieren, die der Bau der Brücke nach sich ziehe – allein für die Stabilisierung der Brücke würden 16.000 Tonnen Beton benötigt und 40 bis 60 Bäume gefällt –, müssten sehr viele Menschen tagtäglich ihr Auto stehen lassen, und auf das Rad umsteigen, was er allerdings bezweifele. Für Foetz handelt es sich bei der Investition um „24 Millionen Euro für ein Freizeitprojekt“.

Claude Radoux (DP) stimmte ihm insofern zu, als auch er nicht glaubt, dass es mit der Brücke zu einem rapiden Mentalitätswechsel in Sache Mobilität kommen werde. Doch es sei ein Angebot mehr und sei das Infrastruktur-Angebot groß, werde das auch die Nachfrage steigern. Die andere Oppositionspartei „déi gréng“ steht indessen voll und ganz hinter dem Projekt; für Claudie Reyland überwiegt der Mehrwert der Brücke bei weitem die negativen Seiten. Die ADR stimmte aus umweltpolitischen Erwägungen gegen die Brücke.

Lange war das Projekt in der Diskussion; zwei frühere Versionen des Projekts wurden von allen Seiten abgelehnt, weil die Einschnitte in die Natur doch zu groß waren, sagte Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP). Die Eröffnung des Aufzugs im Pfaffenthal im August 2016 habe dem Projekt jedoch wieder Auftrieb gegeben und man habe sich entschieden, den gleichen Architekten mit der Ausarbeitung einer Version „light“ des Projekts zu beauftragen.

Läuft alles nach Plan, könnten die Arbeiten vor Ort laut Mobilitätsschöffe Patrick Goldschmidt (DP) Anfang 2023 beginnen, und im Juni 2025 könnte die Brücke dann nach 30 Monaten Bauzeit in Betrieb genommen werden.