GeldpolitikEZB erhöht Zinsen um weitere 0,25 Prozent

Geldpolitik / EZB erhöht Zinsen um weitere 0,25 Prozent
Eine Zinspause, wie sie die US-Notenbank Fed gerade eingelegt hat, deutete Christine Lagarde nicht an. „Wir denken nicht an eine Pause, wie man sieht.“ Foto: AFP/Daniel Roland

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Die EZB setzt ihren Zinserhöhungskurs im Kampf gegen die Inflation mit einer erneuten Anhebung der Schlüsselsätze fort.

Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag, wie schon im Mai die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte hochzusetzen. Das ist bereits die achte Anhebung in Folge, seit die Notenbank im vergangenen Sommer nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik auf einen Straffungskurs umgeschwenkt war.

Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit künftig bei 3,50 Prozent – das höchste Niveau seit 22 Jahren. Die EZB teilte zudem mit, dass die künftigen Beschlüsse des EZB-Rats dafür sorgen werden, dass die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau gebracht werden. Dies soll eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Zwei-Prozent-Ziel ermöglichen.

Die Euro-Wächter haben damit seit dem vergangenen Sommer die Schlüsselsätze um insgesamt 4,00 Prozentpunkte angehoben. Die Arbeit der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Inflation in der 20-Länder-Gemeinschaft ist aber voraussichtlich noch nicht erledigt, obgleich der Zinsgipfel nach Einschätzung von Volkswirten immer näher rückt. Denn die Inflation lag mit 6,1 Prozent im Mai zuletzt immer noch klar über der von der Notenbank angestrebten Zielmarke von zwei Prozent. Die viel beachtete Kernrate, bei der die schwankungsreichen Energie- und Rohstoffpreise herausgerechnet sind, beginnt zudem erst, sich langsam abzuschwächen. Mit 5,3 Prozent im Mai ist sie ebenfalls noch deutlich zu hoch. Die Kernrate gilt als guter Indikator für die zugrundeliegenden Inflationstrends und wird deshalb von den Währungshütern genau verfolgt.

Rückgewinnung von verloren gegangenem Vertrauen

Die konjunkturelle Gemengelage ist für die Währungshüter nicht einfach. Denn die Wirtschaft in der Euro-Zone war im Winter in eine Rezession gerutscht und für das Gesamtjahr erwarten Volkswirte derzeit nur ein bescheidenes Wachstum. Zudem beginnen die bisherigen Zinserhöhungen ihre Wirkung zu entfalten. So hat sich beispielsweise die Dynamik bei der Kreditvergabe bereits deutlich abgeschwächt. Die Notenbank will aber möglichst vermeiden, dass die Wirtschaftsaktivitäten im Zuge ihres Straffungskurses ausgebremst werden. Auf der anderen Seite des Atlantiks hat die US-Notenbank Fed nach zehn Zinserhöhungen in Folge erst einmal eine Pause eingelegt. Die Fed deutete aber an, dass sie noch bis zu zwei kleinere Schritte für dieses Jahr ins Auge fasst. 

Die EZB hat ihren Zinsbeschluss nach Angaben ihrer Chefin Christine Lagarde in sehr breitem Einvernehmen gefasst. Man habe tiefgreifende und „ziemlich harmonische“ Diskussionen in dem Führungsgremium geführt, sagte sie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Sie verwies darauf, dass der EZB-Rat neben der Zinserhöhung auch bestätigt habe, dass er die Tilgungsbeträge aus dem Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) ab Juli nicht wieder anlegen wird.

„Die EZB macht derzeit einen überzeugenden Job, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen“, sagte Friedrich Heinemann vom Mannheimer Forschungszentrum ZEW. Trotz eines ungünstigen Konjunkturausblicks hebe sie die Zinsen weiter an und demonstriere, dass die Rückkehr zur Preisstabilität Priorität habe. Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank erklärte: „Die EZB hat klar signalisiert, mit Zinserhöhungen weiterzumachen.“ Statt müde zu werden, sei sie bezüglich der Inflationsaussichten weiter hellwach. Unverändert werde ein ausreichend restriktives Zinsniveau angestrebt.

Auf der anderen Seite des Atlantiks hat die US-Notenbank Fed nach zehn Zinserhöhungen in Folge erst einmal eine Pause eingelegt. Die Fed deutete aber an, dass sie noch bis zu zwei kleinere Schritte für dieses Jahr ins Auge fasst. (Reuters)

EZB erwartet weniger Wachstum im Euro-Raum

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Wachstumsprognosen für die Währungsunion leicht gesenkt. Nunmehr erwarten deren Volkswirte für dieses Jahr nur noch ein Wachstum von 0,9 (März-Prognose: 1,0) Prozent, wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Für 2024 rechnen sie dann mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,5 (1,6) Prozent. Für 2025 veranschlagen die Notenbank-Volkswirte nach wie vor ein Wachstum 1,6 Prozent. Die EZB veröffentlicht vier Mal im Jahr Konjunktur- und Inflationsprognosen ihrer Volkswirte.

Bei der Inflation erwarten die Notenbank-Ökonomen jetzt für dieses Jahr eine Rate von 5,4 (bisher: 5,3) Prozent. Im kommenden Jahr soll sie dann auf 3,0 (2,9) Prozent zurückgehen. Für 2025 sagen die Volkswirte dann einen Anstieg der Verbraucherpreise von 2,2 (2,1) Prozent voraus. Damit würde die Teuerungsrate noch immer oberhalb des Stabilitätsziels von 2,0 Prozent Inflation liegen, das die EZB mittelfristig anstrebt.

JJ
17. Juni 2023 - 9.05

Ab einem gewissen Alter sollte man keine wichtigen Entscheidungen mehr treffen.Hier wäre die Rente mit 62 angebracht.Wann feiert die Dame denn ihren 100.? Aber sie ist ja nicht alleine.So wie Joe Biden beim Treppensteigen wird sie ja beraten und sie ist nur Überbringerin der schlechten Nachrichten. Allerdings ist Inflation ja auch nicht ohne und wir werden nicht mehr soviel auf Pump leben können.In der Zeitung da kannst' lesen was is gwesen.Stand da nicht ,dass Banken Rekordgewinne eingefahren haben?

Quo Vadis Ltzbg
16. Juni 2023 - 11.27

Die USA haben gemerkt dass Sie in eine Rezession rutschen. Deswegen haben die USA die Zinsen nicht mehr erhöht. Die EZB und Frau Lagarde haben das noch nicht gemerkt, und machen munter weiter. Frau Lagarde hat in jeder Hinsicht viele Fehlentscheidungen gemacht. Und macht es noch immer. Wo die Rezession in den USA wahrscheinlich verlangsamt wird, werden die Endscheidungen von der EZB und Frau Lagarde, es im Europa Raum eher beschleunigen. Gut festhalten. Die Talfahrt beginnt gleich!