KriminalitätEU-Staaten verlieren 15 Milliarden Euro wegen Produktfälschungen

Kriminalität / EU-Staaten verlieren 15 Milliarden Euro wegen Produktfälschungen
Gefährlich sind insbesondere gefälschte Medikamente Foto: AFP/Tang Chhin Sothy

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Den EU-Staaten würden durch Produktfälschungen jährlich Einnahmen bis zu 15 Milliarden Euro entgehen, stellt das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) in einem gestern veröffentlichten Bericht fest.

Das Problem der Produktfälschung und Markenpiraterie ist offenbar nicht in den Griff zu bekommen. In den vergangenen Jahren habe der internationale Handel mit gefälschten Waren deutlich zugenommen. Das gehe aus Studien hervor, die das EUIPO gemeinsam mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in den vergangenen Jahren durchgeführt hat. Demnach liege der Anteil gefälschter Waren an den Gesamteinfuhren in die Europäische Union im vergangenen Jahr bei 6,8 Prozent. Dies stelle einen Wert von 121 Milliarden Euro dar, so das EU-Amt, das in seinem Bericht zu der Schlussfolgerung gelangt: „Diese Zahlen sind deutlich höher als in der 2016 veröffentlichten früheren Studie der beiden Organisationen, was darauf hindeutet, dass sich das Problem in den letzten Jahren weiter zugespitzt hat.“ Laut Schätzung des EUIPO und der OECD machten Produktfälschungen und -piraterie im Jahr 2016 insgesamt 3,3 Prozent des weltweiten Handels aus.

Neben den Einbußen vor allem bei den Steuereinnahmen, die in den EU-Mitgliedstaaten dem Bericht zufolge jährlich bei 15 Milliarden Euro liegen, hat der Handel mit gefälschten Produkten vor allem negative Konsequenzen für die Unternehmen. Nach Schätzungen des EUIPO beliefen sich für 11 Branchen in den Jahren 2013 bis 2017 die Umsatzeinbußen auf 83 Milliarden Euro jährlich. Zudem seien dadurch 671.000 Arbeitsplätze verloren gegangen.

Das EUIPO verweist dabei insbesondere auf die Branchen Kosmetik und Körperpflege, Weine und Spirituosen, Pharmazeutika, sowie Spielwaren und Spiele. Hier geht das EU-Amt von jährlichen Umsatzeinbußen von bis zu 19 Milliarden Euro aus. Allein im vergangenen Jahr hätten die Umsatzeinbußen in der Kosmetik- und Körperpflegebranche um 2,5 Milliarden Euro auf 9,6 Milliarden Euro zugenommen.

Einbußen in Luxemburg

In Luxemburg würden diese Einbußen bei 16 Millionen Euro liegen. Die Wein- und Spirituosenbranche sei hierzulande durch Produktfälschung mit einem Ausfall von neun Millionen Euro konfrontiert (EU: 2,3 Milliarden Euro). Die Pharmabranche müsste laut EUIPO drei Millionen Euro (EU: 6 Milliarden Euro), die Spielwarenbranche vier Millionen Euro (EU: eine Milliarde Euro) Verluste durch gefälschte Waren in Luxemburg hinnehmen.

Das EUIPO macht in ihrem Bericht allerdings nicht nur auf den finanziellen Schaden für die Staaten und Unternehmen durch Produktfälschung aufmerksam. Die illegalen Waren unterliegen keinerlei Qualitätskontrollen und sind daher eine Gefahr für Leib und Leben. 97 Prozent der von der EU-Marktaufsichtsbehörde erfassten gefälschten Produkte wurden demnach als „Waren mit ernsthaften Risiken eingestuft“. Dabei warnen die Behörden vor allem vor gefälschten Arzneimittel, die es nicht nur im Segment der sogenannten Lifestyle-Medikamente gibt, sondern auch zur Behandlung schwerer Erkrankungen eingesetzt werden. Aktuell würden im Zuge der Corona-Pandemie nicht nur gefälschte Virentests und mangelhafte Schutzkleidung gehandelt. Im Angebot seien bereits Medikamente gegen Covid-19, obwohl es diese noch gar nicht gibt, so das EUIPO weiter.

Schließlich verweist das EU-Amt auf zwei gemeinsam mit Europol veröffentlichte Berichte, die auf den Zusammenhang zwischen Produktfälschung und organisierter Kriminaliltät aufmerksam machen. Die Herstellung illegaler Waren gehe auch schon mal mit Menschenhandel und Zwangsarbeit einher, so das EUIPO.