Nach Hundeattacke„Es könnte besser sein“: Eindrücke zum Sicherheitsgefühl im Bahnhofsviertel

Nach Hundeattacke / „Es könnte besser sein“: Eindrücke zum Sicherheitsgefühl im Bahnhofsviertel
Die Sicherheitsleute und ihre vierpfotigen Partner: Seit der Hundeattacke vom 5. September stehen sie im Fadenkreuz der Öffentlichkeit Foto: Editpress/Tania Feller

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In Luxemburgs Bahnhofsviertel wurde am 5. September ein Mann von einem Hund einer Sicherheitsfirma attackiert. Viele Fragen kamen in den folgenden Tagen auf. Bürgermeisterin Lydie Polfer sieht das Problem nicht bei den Sicherheitskräften, sondern in der immer schlimmer werdenden Situation im Bahnhofsviertel. Eine konkrete Antwort, wie es zum Vorfall kam, gibt es noch nicht. Das Tageblatt hat sich ein Bild von der Stimmung im Bahnhofviertel gemacht und Menschen gefragt, wie sicher sie sich fühlen.

Zwei Security-Mitarbeiter und ein Hund. Im „Garer Quartier“ sind die privaten Sicherheitskräfte seit längerem anzutreffen. Auch am Dienstagmittag drehen die Männer ihre Runden, ihr Hund trägt einen Maulkorb. Nach der  Hundeattacke vom 5. September wurde die Diskussion um den Einsatz der Security-Leute neu entfacht. Bürgermeisterin Lydie Polfer sieht das Problem nicht bei den Sicherheitskräften, sondern beim Mann, der vom Hund verwundet wurde. Die Bürgermeisterin sagte in einer Pressekonferenz am Montag, sie wolle die Einwohner des Bahnhofviertels fragen, ob man die Sicherheitsfirma weiterhin mit der Überwachung des Bahnhofsumfelds beauftragen soll. „Wenn die Leute sagen, dass die Sicherheitskräfte nicht helfen, werden wir das sofort beenden“, sagte Polfer. Aber was denken die Menschen aus dem Viertel überhaupt? Sind die Security-Leute eine Garantie für die Sicherheit oder machen sie es schlimmer? Das Tageblatt hat am Dienstag im Viertel nachgefragt.

„Es ist eine regelrechte Katastrophe“

„Man müsse das ganze Viertel neu aufbauen“, sagt eine Frau, die in einem Bürogebäude im Bahnhofsviertel arbeitet, im Gespräch mit dem Tageblatt. „Es ist eine regelrechte Katastrophe, was ich hier jeden Tag erlebe.“ Mit der „Katastrophe“ meint sie die Dealer, die schon am frühen Morgen vor ihrem Arbeitsplatz gegenüber dem Bahnhof ihr Drogen verkaufen. „Jeden Morgen sehe ich, wie Drogensüchtige sich spritzen“, sagt die Frau. Sicher fühle sie sich in dem Stadtviertel überhaupt nicht. Ihr Mitarbeiter, ein Mann mittleren Alters, ist auch nicht begeistert, was rund um den Bahnhof passiert. „Jeden Tag kommt es zu Vorfällen“, sagt der Mann. Die Hundeattacke überrascht die beiden Kollegen nicht. Sie glauben nicht an ein Fehlverhalten des Sicherheitsleute. „Der Mann hat seine Arbeit richtig gemacht.“ Der Hund würde nicht ohne Grund jemanden auf der Straße anspringen, sagte die Frau. Fühle sich die Frau mit Sicherheitskräften auch sicherer? – „Es ist im Viertel nicht sicher – gar nicht sicher.“

„Es könnte besser sein“

Chloé fühlt sich ziemlich sicher, es könnte ihrer Meinung nach aber besser sein
Chloé fühlt sich ziemlich sicher, es könnte ihrer Meinung nach aber besser sein Foto: Louis Grün

Im verpackungsfreien Biogeschäft „Ouni“ in der rue Glesener sind die Töne nicht so harsch. „Ich fühle mich im Bahnhofsviertel mittelmäßig sicher“, sagt Chloé, eine Angestellte im Geschäft. Die junge Mutter, die in Bonneweg lebt, habe ein wenig Angst, da schon drei Mal im Geschäft eingebrochen wurde – das letzte Mal erst vor zwei Wochen. „Vorher hatte ich bis 21 Uhr gearbeitet und das mochte ich gar nicht“, sagt Chloé. Sie bevorzuge es, abends nicht alleine durch die Straßen zu gehen. Trotz des Hundevorfalls gäben die privaten Sicherheitsleute ihr ein Gefühl der Sicherheit. „Ich sehe oft, wie sie ihre Runden im Viertel drehen. Auch in Bonneweg kann man die Sicherheitskräfte antreffen und ich fühle mich sicherer“, sagt die Verkäuferin. Zur Frage, ob die Stadtverwaltung etwas für ihre Sicherheit besser machen könne, antwortet Chloé, dass die Stadt an einigen Orten mehr Straßenlampen aufstellen könnte, um diese besser zu beleuchten. Die junge Verkäuferin habe auch Vorhänge an den Fenstern angebracht, um ihr eigenes Sicherheitsgefühl zu verbessern. „Ich fühl mich momentan nicht sehr unsicher, aber es könnte besser sein.“

„Vor allem im Winter wird es einem ein wenig mulmig“

Der Dienst „A vos côtés“

Der Dienst „A vos côtés“ wurde vom gemeinnützigen Verein Inter-Actions ins Leben gerufen, um auf das Unsicherheitsgefühl der Einwohner der Stadt Luxemburg zu reagieren. Das Team „A vos côtés“ hat zum Ziel, die Bewohner des Viertels zu beruhigen, indem es ihnen auf ihren täglichen Wegen, vor ihren Schulen, Geschäften, Lieblingsrestaurants oder an Treffpunkten sichtbar „zur Seite“ steht. (Quelle: inter-actions.lu)

Eine Verkäuferin in einem Geschäft in der Avenue de la Liberté freue sich auch über die Präsenz der Sicherheitsfirma und deren vierpfotigen Begleiter. Sie sei schon öfters in der rue du Fort Neipperg von Bettlern angehalten und bedroht worden, weil sie sich weigerte, ihnen Geld zu geben. „Wir fühlen uns schon sicherer, wenn wir nicht alleine sind – vor allem im Winter wird es einem ein wenig mulmig“, sagt die Verkäuferin.

Die Hundeattacke habe die Verkäuferin nicht schockiert. Der Hund habe seine Arbeit gemacht und seinen Meister beschützt. „Wir sind nicht gegen den Hund, sondern für den Hund.“ Das Video hat die junge Verkäuferin nicht gesehen, sagte sie. Die Sicherheitskräfte hätten trotz des Vorfalls ihre Hunde gut im Griff, findet sie. „Ich habe viel Vertrauen in die Hunde und die Sicherheitsleute.“ Als Frau fühle man sich im Bahnhofviertel manchmal unsicher und die Sicherheitsdienste und Leute von „A vos côtés“ böten ein gewisses Sicherheitsgefühl. Die Anwesenheit der Sicherheitsfirma hielte manche Drogenhändler davon ab, ihre Produkte in aller Öffentlichkeit zu verkaufen. „Gelegentlich verschwinden manche Dealer, wenn die Security-Männer auftauchen, aber ab fünf Uhr sieht man trotzdem, wie einige Händler ihr Rauschgift anbieten“, sagt die Verkäuferin. Ihr eigenes Sicherheitsgefühl am Bahnhof schätzt die junge Frau, trotz der Sicherheitskräfte, 50/50 ein.

„Wer kommt überhaupt noch ins Gare-Viertel?“

„Es ist schwer, den Vorfall einzuschätzen“, verriet eine 60-jährige Dame dem Tageblatt. Die ältere Frau wolle keine Person beschuldigen, ohne die Details zum Vorfall zu kennen. Trotzdem lobte sie Bürgermeisterin Lydie Polfer. „Sie macht eine fantastische Arbeit und verdient unseren größten Respekt“, sagte die Dame. Sie habe sich aber schon vor dem Vorfall vom 5. September nicht mehr sicher im Bahnhofviertel gefühlt. Die Kriminalität steige, behauptet die Frau. „Vor zehn Jahren war es noch angenehmer – wer kommt heute überhaupt noch ins ‚Garer Quartier‘?“ Die Dame würde sogar andere Wege einschlagen, um der Kriminalität aus dem Weg zu gehen. Sie beobachte oft, wie sich schon am Mittag die Drogenhändler auf den Straßen herumtrieben. Die Sicherheitsleute und die Polizei leisteten gute Arbeit, sagte die Frau. „Mehr können sie nicht tun“, meint sie.

„I feel safe“

Ein Mann afrikanischer Abstammung sagtdass er sich im Bahnhofviertel sicher fühlt. „Die Security-Männer sind nicht besonders unfreundlich oder rau“, verrät der englischsprachige Mann. Er habe von der Hundeattacke gehört, aber könne nicht einschätzen, wer im Fehler sei. Der Mann glaube auch nicht, dass die Sicherheitskräfte strenger gegen dunkelhäutige Menschen vorgehen würden. „I feel safe“, antwortet er auf die Frage, ob die Sicherheitskräfte eine gute Arbeit leisten.

Im „Euro-Indian Market“ verriet uns ein Mitarbeiter indischer Abstammung ebenfalls, dass er sich im Bahnhofviertel wohl und sicher fühle. Er beobachte oft, wie die Sicherheitsleute durch die Straßen patrouillieren. „Durch ihre Präsenz fühle ich mich schon sicherer.“

In der Avenue de la Gare wurde ein Mann in der Nähe des „Café Périgord“ von einem Hund einer privaten Sicherheitsfirma gebissen
In der Avenue de la Gare wurde ein Mann in der Nähe des „Café Périgord“ von einem Hund einer privaten Sicherheitsfirma gebissen Foto: Editpress/Tania Feller
De Pier
9. September 2021 - 15.10

Wann een an de "SOCIAL MEDIAS " nëmmen déi mat engem IQ iwwert 90 (Duerschnëtt beim Mënsch ass 100) géIf zouloosen da geng do net vill geschriwwen/kommentéiert ginn. .

Nëckel
9. September 2021 - 14.14

@ J.C. Kemp / 8.9.2021 - 19:34 : Leider ass hautesdags all "Puups" eng "Affär". An e "sozialt" Netzwierk gëtt et net, méi asosial geet jo net. Leider féiert den Egoismus an der Gesellschaft dozou, dass all Krimnellen, dé bestrooft gëtt, en Märtyrer ass an déi, déi d'Allgemengheet beschützen, sin déi Béis. Wisou fannen mer net méi genuch Polizisten ? Wéini fannen mer net méi genuch Dokteren ? Genuch Politiker ? Mär kräischen, dass vill jonk Leit keng Verantwortung méi wëllen iwwerhuelen. Mä ass et verwonnerlech, wann all Aktioun déi e mecht souwisou vun irgendenger Säit géint é verwend gëtt ? Anstatt ze filmen, hätten déi Hauli'en dem "armen" Kriminellen jo och kënnen hëllefen, oder ?

Francise
8. September 2021 - 20.28

Wat ass elo mam Mup geschitt

J.C. Kemp
8. September 2021 - 19.34

@Realist: Wart Dir dobäi, ech och net? Mais! Ouni sozial Netzwierker wier et ënnert den Teppech gekiert gin. An de Mann hätt d'Zänn am Bee gespuert a säi Schued. Iwwregens, wéi ass et da mat de Biller vun dene berühmte Visupol-Kameraën? Haten déi vläit zoufälleg eng Pann den Owend? Déi misste jo alles matkrut hun. Dovu gët jo net geschwaat.

Realist
8. September 2021 - 14.33

Dat do ass rem sou eng typesch Social-Media-Story. Do ginn 10 Sekonnen vun enger Situatioun gefilmt an "viral" gedeelt, an da mengt jiddereen diekt, hien wier ëmfaassend informéiert a wéisst Bescheed, wat do alles gelaaf ass. Ouni Facebook & Co wier dee "Skandal" allerhéchstens en 3-Zeiler an der Dagespress wäert gewierscht. Gitt dem Hond e Leckerli an dann ass et gutt. Dat geet dach op keng Kouhhäut, dat Gedeessems do.

Nomi
8. September 2021 - 10.40

""ein Mann von einem Hund einer Sicherheitsfirma attackiert"" Oder den Hond go'uf provozei'ert an huet sein Meeschter verteidegt !