DüdelingenEin „Kabaischen“ im Kühlbecken der Arbed: Der Floater ist bald fertig

Düdelingen / Ein „Kabaischen“ im Kühlbecken der Arbed: Der Floater ist bald fertig
Ortstermin: Ivica Repusic, Sascha Franzen, Jos Dell, Dan Biancalana und Franck Miltgen Foto: Lucien Montebrusco

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Eigentlich sollte der Floater auf dem Wasser des Kühlbeckens der „Diddelenger Schmelz“ schwimmen. Daraus wurde nichts. Nun liegt er am selben Ort nur wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel. Der Floater ist das Düdelinger „Kabaischen“, in dem müde Wanderer des Minett Trail bald erholsame Stunden verbringen können.

Von fern sieht er an diesem Morgen wie eine schwarze, mit halb geöffneten Raffstores versehene Kiste aus. Erst beim Nähertreten erschließt sich die Idee, die Architekt und Künstler mit diesem Bauwerk umsetzen wollten, denn seine Außenhaut ist keinesfalls eben langweilig.

„Wir wollten ein Konzept entwickeln, das Architektur und Kunst integriert“, sagt Jos Dell vom Architektenbüro M3, das den Wettbewerb um das Düdelinger Projekt für sich entscheiden konnte. „Wir haben mit dem Projekt versucht, das zu übertragen, was seinerzeit im Tagebau auf der Haard geschah, wie das Eisenerz abgebaut, umgewandelt und genutzt wurde.“ Die Fassade auf beiden Seiten des „Kabaischen“ ist das genaue Spiegelbild einer Steilwand („front de taille“) im heutigen Naturschutzgebiet Haard, sozusagen der Abdruck des Felsens. Die Felswand wurde mit einem 3D-Scanner an Bord einer Drohne abgetastet und dann in Metallplatten für die Außenwand und in Birkenholz für die Innenverkleidung gefräst.

„Wir wollten eine Verbindung mit der Umwelt, mit der Natur und mit der Haard schaffen“, erklärt der Künstler Franck Miltgen den Werdegang des Vorhabens. Mit dem „front de taille“ stelle man eine Verbindung zur industriellen Vergangenheit her. Die ausgewählte Steilwand sei die größte, von Menschenhand gehauene in Europa, heißt es. Das sei ein magischer Moment, sagt Miltgen bei unserem Ortsbesuch am Mittwoch. „Wir entdecken, an was wir während Monaten gearbeitet haben.“

Mit dem Projekt wollten seine Autoren auch das Zusammenspiel zwischen Wasser und Luft wiedergeben. Daher sollte der Floater in seiner ursprünglichen Version etwas tiefer im Wasser liegen. Das wurde jedoch nicht genehmigt, der Floater daher auf Stelzen gesetzt, nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche. Auch so sei diese Spannung spürbar, sagt Dell.

Vier Schlafplätze mitten auf dem Wasser

Orientiert ist die Struktur so, dass ihre Bewohner vor indiskreten Blicken geschützt sind. Andererseits bleibt die Sicht auf Zeugen der industriellen Vergangenheit frei. Und so schaut man vom Floater auf den „Waassertuerm“ mit dem „Pomhouse“ und den „Quartier italien“, neue Heimat etlicher Migrantenfamilien und Schmelzarbeiter.

Das „Kabaischen“ bietet vier Schlafplätze, eine kleine Küche und ein Badezimmer mit WC und Dusche an. Rucksäcke und anderes Gepäck werden in einem gesonderten Raum aufbewahrt. Realisiert wird das Projekt von der auf Holzbau spezialisierten Echternacher Firma ZDK Langer. Fast alles wurde in der Werkstatt vorgefertigt. Angeliefert wurden die Bauteile am 19. Mai. In einer knappen Woche sei das Ganze aufgebaut worden, sagt Bauleiter Sascha Franzen.

Der Floater wird noch in diesem Monat fertiggestellt. Und die feierliche Eröffnung? Eindeutig will Bürgermeister Dan Biancalana die Frage nicht beantworten. Derzeit sucht das ORT Süden nach einem Verwalter für sämtliche Unterkünfte auf dem Minett Trail durch die elf Pro-Sud-Gemeinden. In der Zwischenzeit habe man Kontakt zu einem lokalen Hotelbetreiber aufgenommen. Er könnte die Anlage während einer Übergangszeit betreuen und verwalten. „Als Gemeinde stehen wir dazu, dass die elf Unterkünfte zur selben Zeit geöffnet werden, andererseits wollen wir vermeiden, dass der Floater leersteht, weil noch kein Betreiber gefunden wurde“, so Biancalana. Leer stehen dürfte das „Kabaischen“ im ehemaligen Arbed-Kühlbecken selten. Interessenten hätten sich bereits gemeldet, sagt Ivica Repusic vom Architekturdienst der Gemeinde Düdelingen.

Bauträger ist die Gemeinde. Sie investierte 1,3 Millionen Euro in dieses Projekt. 50 Prozent der Kosten werden jedoch vom Tourismusministerium in Form von Subsidien zurückerstattet. „Die steigenden Preise für Baumaterial haben die Kosten in die Höhe getrieben“, sagt Biancalana. Der Gemeinderat hat bereits einen zusätzlichen Kredit von mehreren hunderttausend Euro gestimmt.

Eine Übernachtung für vier Personen dürfte rund 150 Euro kosten, so eine vorläufige Schätzung. Die Belegdauer wird auf wenige Tage begrenzt sein, um auch anderen Wanderern die Chance zu bieten, hier ihr müdes Haupt zum Schlafen niederzulegen.