LSAEin Flug in die Schwerelosigkeit: „Astronaut for a Day“ soll Jugendliche für Weltraum begeistern

LSA / Ein Flug in die Schwerelosigkeit: „Astronaut for a Day“ soll Jugendliche für Weltraum begeistern
Wer will den „Ranzen“ gegen einen Astronautenanzug tauschen?  Foto: Screeenshot/astronautforaday.lu

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Einmal in Schwerelosigkeit schweben und die Erde von oben sehen: Wer hat noch nicht davon geträumt, Astronaut zu werden? Für Jugendliche aus Luxemburg soll dieser Traum zumindest ansatzweise wahr werden. Zwar werden sie nicht zur International Space Station befördert, allerdings sollen sie im Verlauf des Wettbewerbs „Astronaut for a Day“ sämtliche Etappen erleben, die auch Astronauten bei einem Auswahlverfahren durchlaufen. Am Ende winkt dann ein Parabelflug in die Schwerelosigkeit.

Wer auf Raphaël Liégeois’ Spuren wandeln möchte, kann sich bis Ende März für „Astronaut for a Day“ bewerben
Wer auf Raphaël Liégeois’ Spuren wandeln möchte, kann sich bis Ende März für „Astronaut for a Day“ bewerben Foto : Editpress/Fabrizio Pizzolante

Die Luxemburger Weltraumbranche boomt. 70 Unternehmen haben sich in den letzten Jahren im Großherzogtum niedergelassen, rund 1.400 Mitarbeiter verdienen hierzulande im Space-Bereich ihren Unterhalt und die entsprechenden Studiengänge an der Universität Luxemburg werden immer populärer. „Die Zahlen haben sich seit 2016 quasi verdoppelt”, erklärte Wirtschaftsminister Franz Fayot (LSAP) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Dabei habe die Gründung der „Luxembourg Space Agency“ (LSA) im Jahr 2018 keine unwesentliche Rolle gespielt.

Die Luxemburger Weltraumagentur feiert dieses Jahr ihren fünften Geburtstag. Zu dieser Gelegenheit habe man sich denn auch etwas Besonderes einfallen lassen: „Astronaut for a Day“, ein Wettbewerb für junge Menschen zwischen 13 und 18 Jahren. „Wir wollten bewusst keine akademischen Sitzungen, sondern etwas Neues, um einerseits das Jubiläum zu feiern, andererseits die Branche zu fördern und Talente anzulocken“, so der Wirtschaftsminister.

Im Mittelpunkt des Wettbewerbs steht ein mehrmonatiges Auswahlverfahren in vier Etappen, das sich an den Erfahrungen von Raphaël Liégeois orientiert. Der belgisch-luxemburgische Wissenschaftler hatte sich im November am Ende eines 18 Monate langen Selektionsprozesses gegen 23.000 Mitbewerber durchgesetzt, um in die neue Astronauten-Klasse der ESA berufen zu werden.

Dass der in Belgien geborene Wissenschaftler mit doppelter Staatsbürgerschaft die Patenschaft von „Astronaut for a Day“ übernimmt, liegt demnach der Hand. „Als Schüler hätte ich alles dafür gegeben, an so einem Wettbewerb teilnehmen zu können. Die Luxemburger Weltraumbranche ist extrem dynamisch, die Initiativen in diesem Bereich äußerst vielfältig. Ich kann dieses Projekt nur unterstützen”, unterstrich der Astronaut, bevor er dem Wettbewerb eine gewisse Realitätsnähe attestierte. Die Etappen kämen dem eigenen Auswahlprozess sehr nahe, so Liégeois.

Ein Wettbewerb für alle Jugendliche

Ziel von „Astronaut for a Day“ ist es, Jugendliche für den Weltraum zu begeistern. Teilnehmen können sämtliche Schüler des Landes zwischen 13 und 18 Jahren (siehe Kasten). Auch junge Menschen mit einer körperlichen Behinderung, wie Fayot ausdrücklich hervorhob. Denn: In die jüngste ESA-Klasse wurde ein Para-Astronaut aus Großbritannien berufen, der mit seiner Beinprothese auf einen Flug ins Weltall vorbereitet werden soll. Demnach wolle man auch betroffene Jugendliche in Luxemburg dazu ermutigen, an dem Wettbewerb teilzunehmen, so Franz Fayot.

Nach ihrer Bewerbung auf astronautforaday.lu (bis Ende März) durchlaufen die Teilnehmer mehrere Etappen, bei denen sie ihre körperlichen und mentalen Fähigkeiten unter Beweis stellen können. Wie bei einem richtigen Auswahlverfahren werden auch beim Wettbewerb nach und nach Teilnehmer ausgesondert, bis nur noch 60 Anwärter übrigbleiben. Die müssen die Jury-Mitglieder anschließend bei einem persönlichen Interview von den eigenen Beweggründen überzeugen. Auf die 25 glücklichen Gewinner wartet dann ein Flug in die Schwerelosigkeit.

Die Jugendlichen werden nämlich Ende September zu einem Parabelflug eingeladen. Dabei fliegt das Flugzeug spezielle Manöver, die verminderte Schwerkraft simulieren. Die Teilnehmer können auf diese Weise erleben, wie sich Schwerelosigkeit anfühlt. Ein wahres Highlight, mit dem man die Jugendlichen für Technik und Wissenschaften im Allgemeinen zu sensibilisieren gedenkt. Gleichzeitig sollen die Schüler im eigenen Umfeld als Botschafter für die LSA und die Luxemburger Weltraumbranche agieren.

Astronaut for a Day

Teilnehmen können sämtliche Schüler in Luxemburg im Alter von 13 bis 18 Jahren. Auch junge Menschen mit einer körperlichen Behinderung werden ermutigt, ihre Bewerbung einzureichen. Sie alle sollen mit dem Wettbewerb dazu angeregt werden, sich mit Wissenschaften und sportlicher Tätigkeit auseinanderzusetzen. Der Fokus liegt dabei natürlich auf der Raumfahrt und der Luxemburger Space-Branche. 

Teilnehmen können interessierte Schüler auf der Internetseite astronautforaday.lu mit einem kurzen CV und einem Formular, das die Eltern ausfüllen müssen. Sie erhalten dann Zugang zu einem Tool, mit dem sie ein Bewerbungsvideo von 60 Sekunden einreichen können, in dem sie ihre Beweggründe und Erwartungen darstellen. Dieser sogenannte „Launch Call“ beginnt bereits am 1. März und dauert bis zum 17. April.

Anschließend werden 250 Teilnehmer für die zweite Phase des Wettbewerbs zurückbehalten. Sie werden zwischen dem 17. und 26. April zur Logikprüfung geladen, bei dem u.a. die mentalen Fähigkeiten und das Denkvermögen auf die Probe gestellt werden. Nach dieser Phase wird erneut die Hälfte ausgesondert. Die verbliebenen 125 Anwärter werden Mitte Mai zu fünf sportlichen Prüfungen geladen, bei denen sie nicht nur ihre Ausdauer und körperliche Fitness unter Beweis stellen müssen, sondern auch Koordination und Teamfähigkeit.

Bei dem sogenannten „Shuttle Run“ wird etwa die körperliche Ausdauer der Kandidaten geprüft. Das  „Parkour“ simuliert indessen eine hügelige Mondlandschaft, während beim „Triple Long Jump“ die Muskeln in der unteren Körperhälfte gefordert werden. Es folgen Reaktionstests sowie Prüfungen der Teamfähigkeit. Wer auch diese Etappe erfolgreich besteht, wird in der vierten und letzten Phase Mitte Juni zum Interview gebeten. 60 Kandidaten müssen einer Jury ihre Beweggründe nochmals darlegen und begründen, warum gerade sie „Astronaut for a Day“ werden sollen. Auf die 25 glücklichen Gewinner wartet am 28. September ein Parabelflug, bei dem sie Schwerelosigkeit erleben dürfen. (MaW)

Bildungsminister Claude Meisch, ESA-Astronaut Raphaël Liégeois, Wirtschaftsminister Franz Fayot und Sportminister Georges Engel sind überzeugt, dass viele Schüler am Wettbwerb teilnehmen werden
Bildungsminister Claude Meisch, ESA-Astronaut Raphaël Liégeois, Wirtschaftsminister Franz Fayot und Sportminister Georges Engel sind überzeugt, dass viele Schüler am Wettbwerb teilnehmen werden Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Ein Traum wird wahr

Getragen wird das Projekt von der LSA sowie den Ministerien für Wirtschaft, Bildung und Sport. Für Bildungsminister Claude Meisch (DP) war die Teilnahme quasi eine Selbstverständlichkeit. Der Wettbewerb reihe sich nicht nur in die Bestrebungen des Ministeriums ein, junge Menschen für wissenschaftliche Berufe zu begeistern: „Wer hat als Kind nicht davon geträumt, ins Weltall zu fliegen? Hiermit ermutigen wir Mädchen wie auch Jungs dazu, ihren Traum auszuleben“, so Meisch.

Sportminister Georges Engel sieht in „Astronaut for a Day“ indessen eine gute Gelegenheit, junge Menschen im Rahmen von „Lëtzebuerg lieft Sport“ für Bewegung und körperliche Tätigkeiten zu begeistern. Zwar müsse man als Astronaut nicht unbedingt Hochleistungssportler sein – eine gewisse körperliche Fitness sei jedoch Voraussetzung für einen Flug ins Weltall. Die Auswahl der sportlichen Tests soll denn auch Spaß an körperlicher Ertüchtigung vermitteln.

Zum Abschluss hatte Astronaut Raphaël Liégeois noch einen Rat für die Teilnehmer parat: Sie sollen sich immer treu bleiben. „Ich rate den jungen Menschen, sich im Klaren darüber zu sein, weshalb sie an diesem Wettbewerb teilnehmen wollen. Diese Linie sollen sie im Anschluss vertreten und sich nicht verbiegen“, so der Wissenschaftler.

Raphaël Liégeois wurde Ende November 2022 in Paris als Mitglied der neuen ESA-Astronautenklasse vorgestellt
Raphaël Liégeois wurde Ende November 2022 in Paris als Mitglied der neuen ESA-Astronautenklasse vorgestellt Foto: Eric Lalmand/BELGA/dpa