Esch-Rümelingen„D’Seelebunn“ – ein künstlerisches Projekt verbindet zwei Gemeinden

Esch-Rümelingen / „D’Seelebunn“ – ein künstlerisches Projekt verbindet zwei Gemeinden
Einweihung des Projekts „D’Seelebunn“ Fotos: Editpress/Julien Garroy

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Die Drahtseilbahn zwischen Rümelingen und Esch ist erneut fast vollständig. Zumindest was ihre Stützpfeiler anbelangt. Mit seinen Holzskulpturen ersetzte der Bildhauer und Möbeldesigner Wouter van der Vlugt vier der durchgerosteten, eisernen Pfeiler. Am Samstag wurde diese Art Freilichtausstellung, die Alt und Neu vereint, offiziell eröffnet.

1906 wurde die landesweit längste Drahtseilbahn in Betrieb genommen. Auf 12,7 Kilometer transportierten „Buggis“ (Loren) Eisenerz aus den Gruben im französischen Ottange zum Eisenhüttenwerk in Differdingen. Insgesamt 144 Pfeiler mussten dazu errichtet werden. Eine Arbeit, die in zehn Monaten abgeschlossen wurde – eine heute kaum vorstellbare Rekordzeit, so Rümelingens Bürgermeister Henri Haine am Samstag. Die Seilbahn überquerte Rümelinger, Escher, Beleser und Differdinger Gebiet.  

 Fotos: Editpress/Julien Garroy

Etliche der eisernen Masten, über die die gespannten Drahtseile verliefen, sind auch heute noch zu sehen, insbesondere zwischen Esch und Rümelingen säumen sie einen beliebten Wanderweg von Rümelingen kommend in Richtung Ellergrund. Die einen sind noch recht gut erhalten, andere weniger. Vier von ihnen waren in solch desolatem Zustand, dass sie abgerissen werden mussten. Auf diesem Teilstück stehen die vier Holzskulpturen, die der Künstler Wouter van der Vlugt in den vergangenen Wochen anfertigte. 

Das Material für die vier bis fünf Meter hohen Skulpturen stammt aus dem Wald. Benutzt wurde Eichenholz, das den Witterungsverhältnissen besser standhält. Wie er zu den verschiedenen Formen kam? Natürlich habe er zuerst Skizzen gemacht, sagt der Künstler. Doch ohne Spontaneität und Überraschungsmomente ging es nicht. Denn schließlich musste man sich an die angelieferten Stämme orientieren. Mit einer Handvoll Mitarbeiter wurden die Skulpturen dann in drei bis vier Wochen erstellt. 

Mit der Zeit bekommen diese künstlichen Masten einer imaginären Drahtseilbahn ihre Patina. „Der Wald soll das zurückbekommen, was aus ihm genommen wurde“, so van der Vlugt. Von der Form und der Farbe her werden sie mit der umgebenden Waldlandschaft verschmelzen. 

150.000-Euro-Projekt

Die Holzskulpturen symbolisieren auf anschauliche Art den Übergang von einer von der Eisenindustrie geprägten Gesellschaft in eine neue Dienstleistungsgesellschaft, in der auch Kultur und Kunst eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Sie hauchen diesem Teil des Industriekulturerbes der Region gleichsam neues Leben ein, denken die Region neu. Und das entspricht eigentlich dem Gedanken von Esch2022. Ebenso wie der Umstand, dass die Seilbahn Gemeinden und Menschen verbindet. Trotzdem wurde das Projekt nicht als solches für das Kulturjahr Esch2022 ausgewählt. Es sei zu spät eingereicht worden, hieß es. Dennoch hielten Rümelingen und Esch darauf, es umzusetzen – auch wenn es rund 150.000 Euro kostet. 

Eine Aufwertung dieses Naherholungsgebiets sind die Holzskulpturen allemal. Der Escher Kulturschöffe Pim Knaff sah sie als einen Beitrag zur Erhöhung der Attraktivität der Region für die Einwohner und Touristen. 

Zum Schluss möchte man sich der Hoffnung des Escher Bürgermeisters Georges Mischo anschließen, die Kunstwerke mögen von Vandalismus verschont bleiben.

 Fotos: Editpress/Julien Garroy