BascharageDonnerkeile und Dinosaurierkot: Das Geologiemuseum zeigt Millionen Jahre Erdgeschichte

Bascharage / Donnerkeile und Dinosaurierkot: Das Geologiemuseum zeigt Millionen Jahre Erdgeschichte
Roby Haas und Roland Felten sind seit vielen Jahren begeisterte Hobbygeologen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Einen steinernen Streifzug durch die Geografie Luxemburgs bieten die „Amis de la géologie, minéralogie et paléontologie“ in Käerjeng. Dort hat die Vereinigung nicht nur ihren Sitz, sondern betreibt auch ihr eigenes Museum.

Da die Treppe sehr schmal ist, fungiert eine Eisenstange anstelle eines Geländers. Im ersten Stock des alten Hauses in der rue de la Résistance befindet sich eines der kleinsten, wenn nicht sogar das kleinste Museum des Landes. Das Gebäude gegenüber dem Käerjenger Rathaus beherbergt unter anderem die ortsansässige Vereinigung „Amis de la géologie, minéralogie et paléontologie“ und deren Fossiliensammlung.

Belemniten besaßen zehn Fangarme und einen Tintenbeutel
Belemniten besaßen zehn Fangarme und einen Tintenbeutel Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Rund hundert Steine verschiedener Größe sind dort auf wenigen Quadratmetern ausgestellt. Versteinerte Austern, prähistorische Fische, zahlreiche Ammoniten (Kopffüßler), sogar Dinosaurierknochen gibt es.

Das bizarrste Ausstellungsstück sieht allerdings auf den ersten Blick für einen Laien nach nichts Besonderem aus. Doch der graue Stein mit weißem Einschluss hat es wortwörtlich „in sich“ – und erweist sich auch als ideal dafür, Kinder für die Materie zu begeistern.

„Es gibt stets einen großen Lacher unter den sehr jungen Besuchern, wenn sie erfahren, was es ist: Das ist nämlich versteinerter Dinosaurierkot“, erklärt Robert Haas, der Präsident der Vereinigung.

Die Wände des Hauses aus dem Jahr 1711 passen mit ihren Quadersteinen hervorragend zu den Ausstellungsgegenständen, die teilweise über 100 Millionen Jahre alt sind. Dass die Wahl ihres „siège social“ auf Bascharage fiel, sei einer Ausstellung in der lokalen Schule vor 22 Jahren geschuldet, erzählt Haas. Die Ausstellung habe einem Schöffen so gut gefallen, dass die Gemeinde den Hobbygeologen Räumlichkeiten zur Verfügung stellte.

Ausflüge in den Steinbruch

 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Viele der Ausstellungsstücke stammen aus der Zeit, als die „Collectrice du Sud“ gebaut wurde, erklärt der Sekretär der Vereinigung, Roland Felten. „Das war ein wahres Eldorado für Sammler.“

Um neue Fossilien zu suchen, organisiert der Verein regelmäßig Ausflüge. Ziel dieser „Expeditionen“ ist oft ein Steinbruch in Rümelingen, wo man übrigens viele versteinerte Austern findet, sagt Felten. „Eine versteinerte Perle haben wir allerdings noch nicht gefunden.“

Das Vorzimmer des Mini-Museums ist das ehemalige Badezimmer des Hauses. Dort können sich Gäste in das grüne Buch – „Wir haben leider kein Goldenes“, sagt Haas – eintragen. Sogar die sich noch dort befindliche Badewanne wird als Aufbewahrungsort einiger Fundstücke genutzt. In einem kleinen Raum nebenan befinden sich Ausstellungsvitrinen – wie geschaffen für eine Fossilien- und Mineraliensammlung. „Die standen mal auf einem Bürgersteig in Düdelingen für 100 Euro zum Verkauf. Ich habe sie selber restauriert“, erzählt Haas, aus dessen Privatsammlung rund 98 Prozent der Ausstellungstücke stammen.

Robert Haas ist seit fast 50 Jahren begeisterter Hobbygeologe. Mit dem Virus der Paläontologie und Geologie hat er sich als 14-jähriger Schüler infiziert: Ein Lehrer hatte einen Belemniten (siehe Kasten) mit in die Schule gebracht. Als er das Alter des Fundstücks hörte, war er fasziniert: Die Vorstellung, dass etwas 180 Millionen Jahre alt sein kann, ließ ihn nicht mehr los. „Ich war so fasziniert von den Steinen, am liebsten hätte ich einen gestohlen, ich traute mich aber nicht.“

Haas ist in den hiesigen Fachkreisen kein Unbekannter. So machte er vor einigen Monaten in der Nähe seines Wohnortes eine spektakuläre Entdeckung. Als er hörte, dass in der dortigen Gewerbezone eine neue Lagerhalle gebaut wird, ging er auf Schatzsuche und fand einen versteinerten Fisch, der die Profis aus dem „naturmusée“ dazu veranlasste, während zwei Wochen dort Grabungen zu unternehmen. Die Mitarbeit der freiwilligen Helfer wissen die Berufspaläontologen durchaus zu schätzen: „Sie haben vielleicht kein Diplom, doch viele dieser Hobbygeologen wissen genauso viel über die Materie wie wir“, sagte uns ein Paläontologe aus dem „naturmusée“ bei der Vorstellung der Ausgrabungsergebnisse Ende Mai.

Jede Ecke des Wohnhauses aus dem 18. Jahrhundert wird genutzt
Jede Ecke des Wohnhauses aus dem 18. Jahrhundert wird genutzt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Haas ist seit 1975 Mitglied der Vereinigung. Bis in die 1990er-Jahre gab es großen Zulauf. „Bis zu 60 Personen nahmen an unseren Treffen teil.“ Und wie steht es um den Nachwuchs heute? „Schlecht“, sagt er. „Die jungen Leute interessieren sich heutzutage nicht mehr für solche Sachen.“ Nur ab und zu zeige ein Schüler bei einer Klassenführung durch das Museum so viel Interesse, dass er in dem Verein beitrete. Enttäuscht ist Haas allerdings, was die Anzahl der Klassen angeht, die das Museum besuchen. Das läge vor allem am mangelnden Interesse des Lehrpersonals, nicht der Kinder, meint er.

Der Besuch des Museums ist nur bei Voranmeldung unter der Telefonnummer 691 717 278 möglich. 

Donnerkeil

Belemniten sind eine Gruppe fossiler Kopffüßler. Sie existierten vom Unterkarbon bis zum Ende der Kreidezeit, also vor etwa 358 bis 66 Millionen Jahren. Wegen der Form ihrer versteinerten Überreste dachten die Menschen in früheren Zeiten, die fossilen Elemente fielen bei Blitzeinschlägen auf die Erde. Von dort stammt der umgangssprachliche Name „Donnerkeil“. Aber auch als „Teufelsfinger“ werden die Kopffüßler im Volksmund bezeichnet.