BGL LigueDiogo Pimentel, eine Pferdelunge mit Pferdestärke

BGL Ligue / Diogo Pimentel, eine Pferdelunge mit Pferdestärke
Diogo Pimentel (l.) genießt seine offensiven Freiheiten   Foto: Gerry Schmit

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Die Hartnäckigkeit der Escher Vereinsdirigenten hat sich im Falle Diogo Pimentel ausgezahlt: Der 23-jährige Mittelfeldspieler profitiert bei der Fola von seiner neuen Box-to-Box-Rolle. Die Erfolgskurve zeigt jedenfalls steil nach oben.

Diogo Pimentel ist definitiv bei der Escher Fola angekommen. Dafür brauchte es allerdings einen zweiten Anlauf. Bereits 2016 hatten Sportdirektor Pascal Welter und der Trainerstab die Fühler nach dem damaligen Mittelfeldspieler aus Schieren ausgestreckt, der als 14-Jähriger nach Luxemburg ausgewandert war – und dessen Potenzial und Talent sich schnell im Land herumgesprochen hatten. Doch Ausbildungsentschädigungen standen dem Wechsel auf den Galgenberg damals im Weg. In Portugal hatte er mit sechs Jahren als Torhüter beim GC Figueirense seine ersten Spiele bestritten, bevor es ihn später, als Sechser, ins größere Ausbildungszentrum des Drittligisten Despertar SC nach Lissabon zog. Beide Vereine hätten bei einem Transfer in die erste Liga Geld verlangt. So führt ihn der Weg damals noch nach Ettelbrück und in die Ehrenpromotion.

Vier Jahre später, im Sommer 2020, sind die Vorzeichen andere. Der Ligakonkurrent der Etzella hatte zwei Hauptargumente, Finanzen standen keine mehr im Weg. „Als der Transfer damals gescheitert war, hatte Pascal mir versichert, dass er mich im Auge behalten würde. Ich musste nicht lange überlegen, als sich die Chance zum zweiten Mal bot. Es gab bereits eine Verbindung, zudem träumt jeder davon, eine Champions-League-Partie zu bestreiten.“ Und so startete der 23-Jährige, dessen letzte Saison für die Deich-Truppe nicht unbedingt von Erfolg gekrönt war (verletzungs- und coronabedingt nur acht Einsätze), mit einem 90-minütigen Auftritt in der Königsklasse in eine neue Etappe seiner Karriere – exakt drei Wochen nach Trainingsauftakt.

Kein Aufräumer mehr

Mit dem Wechsel in ein neues Umfeld haben sich auf die Anforderungen an den vielseitigen Mittelfeldspieler geändert. Statt bei einem abstiegsgefährdeten Klub hauptsächlich mit unangenehmen Aufräumarbeiten beschäftigt zu sein, genießt Pimentel beim Titelkandidaten wesentlich mehr Freiheiten. „In unserem ersten Gespräch hat der Coach mir erklärt, dass er in mir keinen reinen defensiven Mittelfeldspieler sieht, sondern einen Box-to-Box-Spieler. Ich habe bereits auf der Sechs, auf der Acht und der Zehn gespielt.“ Aus gutem Grund: „Ich habe die Lungen dafür.“ Im Schnitt legt Pimentel zwischen zehn und elf Kilometer im Dress der „Doyenne“ zurück. „Und es gefällt mir wirklich sehr, dass ich mich offensiv einschalten kann.“

Sein aktueller Erfolg bestätigt diese Aussage. Dreimal traf er selbst ins Schwarze, achtmal bereitete er einen Fola-Treffer vor. Allein beim 5:0 gegen Düdelingen vor zwei Wochen gelangen ihm drei Vorlagen, am Sonntag glich er gegen Swift aus. Doch der bescheidene junge Mann erklärt: „Wenn das Kollektiv funktioniert, dann läuft es auch meist individuell gut. Zudem gibt es noch einige Dinge, die ich verbessern muss, beispielweise treffe ich nach einem Ballgewinn noch manchmal eine falsche Entscheidung.“ 

Fehler, die Trainer Sébastien Grandjean seiner Mannschaft nicht übel nimmt: „Ich hatte ihn vorher nie getroffen. Aber er hat uns gleich allen gezeigt, dass er uns völlig vertraut. Für ihn steht Solidarität an oberster Stelle. Ich gehe jetzt mehr Risiken ein. Wenn etwas schiefläuft, dann sagt er, dass es nicht schlimm ist. Deshalb sind wir auch alle selbstbewusst.“ Auch Gelbe Karten seien unter dem Belgier kein Thema, solange es sich um einen Dienst für die Mannschaft handele.

Noch einen Monat

Selbstbewusstsein, Sicherheit und das Vertrauen des Trainers hatten zur Folge, dass auch Pimentel sich pudelwohl bei den Rot-Weißen fühlt. „Ich habe in diesem Jahr bereits einen Schritt nach vorne gemacht. Ich hätte selbst nicht erwartet, auf diesem Niveau zu sein. Unsere Spielweise, Ball am Boden, gefällt mir sehr. In Ettelbrück hatte ich die Möglichkeit nicht, umso zufriedener bin ich jetzt.“ 

Obschon er sich mit seinem Tor in der Europa-League-Qualifikation bereits einen kleinen Traum erfüllt hat, will der 23-Jährige in dieser Saison noch Größeres erreichen. Ein erster Meistertitel rückt näher denn je. „Aber jedes Team hat den Willen, gegen den Leader zu gewinnen. Ich sehe ab jetzt alle Partien wie ein Endspiel. Es bleibt uns ein Monat. Je näher das Ende kommt, umso öfter denkt man auch an den Titel.“ Die Resultate gegen die beiden stärksten Konkurrenten F91 (5:0) und Swift („ein leistungsgerechtes 2:2“) haben laut Pimentel nichts an der Ausgangssituation der Escher geändert. Morgen führt die Reise nach Rosport. Bislang hat Pimentel noch kein Spiel „um Camping“ verloren. „Das Spielfeld ist etwas kleiner, aber wir haben die Qualitäten, um zu gewinnen.“ Und Pimentel den großen Wunsch, im Meisterrennen keinen zweiten Anlauf nehmen zu müssen …

Ein weiterer Kandidat

Der Papierkram ist erledigt, es fehlt nur noch eine gute Nachricht: Diogo Pimentel könnte in naher Zukunft die Luxemburger Staatsbürgerschaft erhalten und wäre damit ein weiterer Kandidat für die FLF-Auswahl. „Wer träumt nicht davon, für die Nationalmannschaft zu spielen? Ich habe die Möglichkeit bekommen, diese Papiere auszufüllen, und damit auch neue Türen geöffnet. Ob es reicht … weiß ich nicht. Wenn nicht, werde ich weiter hart an mir arbeiten.“

„Der nächste Profi“

Wie lange Diogo Pimentel den Eschern noch erhalten bleibt, ist ungewiss. Seine aktuelle Leistungskurve ist auch den ausländischen Scouts nicht entgangen. So hat mit Greuther Fürth bereits ein Verein aus der 2. Bundesliga Interesse am 23-Jährigen bekundet. Für Sportdirektor Pascal Welter keine Überraschung: „Er ist noch stärker geworden und damit auch wohl der nächste angehende Profi.“ 

Neue Termine bekannt

Die FLF hat am Montagmorgen die drei ausstehenden Nachholtermine bekannt gegeben. Am 19. Mai werden die coronabedingten Ausfälle (Wiltz 71 – Déifferdeng 03 sowie RM Hamm Benfica – Etzella) nachgeholt. Eine Woche später, am 26. Mai, wird die Partie Fola gegen Wiltz ausgetragen. 

André Schmit
27. April 2021 - 9.47

Ich schreibe mir zu Gute, dass ich frühzeitig das außergewöhnliche Talent von Diogo erkannt habe und ihn Jean-Paul Gennari Vorstand der FOLA empfohlen hatte. Leider hat Diogo wegen seiner portugiesischen Nationalität nie die Chance bekommen die Fußball Schule der FLF zu durchlaufen. Kritisieren muss ich das Scouting der FLF. Vor 6 Jahren spielte Diogo bei einem Sichtungsmatch der FLF in Mertzig. Beide Trainer hatten anscheinend Wichtigeres zu tun als das Spiel zu verfolgen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass einer der beiden Trainer heute Trainer bei einem BGL League Verein aus dem Norden ist dessen Präsident sich vergeblich um Diogo bemühte. SCHMIT Andre Vize Präsident FC Jeunesse SCHIEREN