LuxemburgDie Konjunktur boomt: Zahl der Arbeitsplätze steigt auf neues Rekordhoch

Luxemburg / Die Konjunktur boomt: Zahl der Arbeitsplätze steigt auf neues Rekordhoch
Landesweit waren Ende Februar insgesamt 4.136 Personen weniger auf Arbeitssuche als noch vor einem Jahr Foto: Editpress/Alain Rischard

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Nachdem die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche im Jahr 2021 deutlich rückläufig war, ist sie in den beiden ersten Monaten dieses Jahres weiter gesunken. Auch die Zahl der neu geschaffenen Jobs ist stark gestiegen.

Die boomende Konjunktur macht sich auch weiterhin auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt bemerkbar: Zählte das Land zum Ende des Jahres 2021 noch 16.403 Arbeitslose, so waren es zwei Monate später, im Februar 2022, nur noch 15.340. Dies teilte die Arbeitsagentur Adem am Montag per Pressemeldung mit.

Vor einem Jahr sah die Lage auf dem luxemburgischen Arbeitsmarkt noch deutlich düsterer aus. Im Februar 2021 waren, nach wie vor, deutlich mehr Menschen auf Arbeitssuche als vor der Corona-Krise. Insgesamt 19.476 Personen waren damals bei der Adem eingeschrieben.

Als Folge des Corona-Stillstands war die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche im März 2020 um 2.728 auf 18.398 Betroffene in die Höhe gesprungen. Im April 2020 hatte sich die Lage weiter verschlechtert: Die Zahl der bei der Adem eingeschriebenen Menschen stieg auf 20.253.

Erst seit Anfang 2021 hat sich die Lage auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt wieder spürbar verbessert. Im Sommer war die Zahl der Arbeitssuchenden dann erstmals seit Krisenbeginn wieder unter das Niveau von vor dem Corona-Stillstand (16.652 Personen) gefallen.

Auch die von Statec berechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote liegt bereits wieder unter dem Vor-Krisen-Niveau. Nachdem sie im Oktober 2021 auf 5,4 Prozent, und somit auf das gleiche Niveau wie in den fünf Monaten vor Beginn der Krise, gefallen war, liegt sie seit Januar 2022 auf guten 4,9 Prozent. Zu Jahresbeginn 2021 hatte sie noch deutlich schlechtere 6,4 Prozent betragen. Im Zeitraum Mai/Juni 2020 hatte sie, mit 7 Prozent, ihren „Corona-Höchststand“ erreicht.

Niedrigste Quote seit Dezember 2008

Die Arbeitslosenquote ist damit wieder nah an ihren historischen Bestmarken der letzten zehn Jahre. Nachdem sie als Folge der Finanz- und der Schuldenkrise bis Mitte 2014 auf einen Höchststand von 7,2 Prozent gestiegen war, hatte sie Ende 2018 mit 5,1 Prozent den Tiefpunkt der vergangenen zehn Jahre erreicht. Das letzte Mal, als sie noch besser war als die nun gemessenen 4,9 Prozent, war im Dezember 2008. Von den eigenen Traumzahlen aus der Vergangenheit bleibt Luxemburg jedoch noch weit entfernt. Bis vor 1990 zählte das Land weniger als 2 Prozent Menschen auf Arbeitssuche. Danach begann ein langsamer Anstieg. 2005 wurde die 4-Prozent-Marke überschritten.

Auch europaweit sind die Arbeitslosenzahlen derzeit rückläufig. In der Eurozone lag die Quote im Januar bei 6,8 Prozent. Das ist das niedrigste Niveau seit 1995, wie Statec im „Conjoncture Flash“ hervorhebt. Im August 2020 lag sie noch bei 8,6 Prozent. In den Vereinigten Staaten war die Arbeitslosenquote im Januar 2022 derweil auf 4 Prozent gefallen. Vor zwei Jahren lag sie bei 3,5 Prozent.

Hintergrund der guten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist die boomende Wirtschaft. Trotz eines nur leichten Einbruchs der Luxemburger Wirtschaftsleistung (um -1,8 Prozent) im Jahr 2020 soll die nationale Wirtschaft 2021 um satte 6,9 Prozent zugelegt haben, so die letzten Schätzungen des statistischen Instituts Statec. In den letzten 21 Jahren wurde nur zwei Mal eine höhere Wachstumsrate gemessen: im Jahr 2007 und im Jahr 2000. Im laufenden Jahr wird mit einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 3,5 Prozent gerechnet.

Die Zahl der Neuanmeldungen ist, auch im Februar, relativ gering geblieben, schreibt die Adem weiter. Tatsächlich hatten sich 1.848 Menschen neu bei der beim Adem angemeldet, was einem Rückgang um 267 Personen verglichen mit Februar 2021 entspreche. Das letzte Mal, dass die Zahl der monatlichen Anmeldungen so niedrig war, war 2018, so die Arbeitsagentur.

Im Laufe des Monats sei die Zahl der Arbeitssuchenden in allen Kategorien zurückgegangen, präzisiert die Adem weiter, einschließlich derjenigen, die schon seit mehr als zwölf Monaten arbeitslos sind. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen betrage dennoch immer noch 49,2 Prozent aller verfügbaren Arbeitssuchenden.

Gut entwickelt sich derweil auch die Zahl der offenen Stellen, die die Arbeitgeber der Adem melden. Im Laufe des Monats Februar waren dies 3.507 neue offene Stellen. Die Zahl der bei der Agentur gemeldeten offenen Stellen belief sich zum Monatsende auf 11.027. Das sind fast 50 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im September 2021 hatte die Zahl der offenen Stellen erstmals die Marke von 10.000 freien Stellen überschritten.

Zu den am meisten gesuchten Qualifikationen/Berufen zählten im nun abgelaufenen Monat Mitarbeiter für die Bereiche Informations- und Kommunikationstechnologie, Buchhaltung und Sekretariat. Auch gesucht waren Küchenpersonal sowie Spezialisten im Risikomanagement.

1.183 Jobs mehr als vor einem Monat

Die Zahl der Arbeitsplätze insgesamt erreicht derweil, mit saisonbereinigt 497.601 Stellen, erneut ein neues Rekordhoch. Das sind 1.183 Jobs mehr als vor einem Monat – und 17.612 Jobs mehr als Ende Februar 2021. Seit Ende 2019 (also vor der Krise) ist es ein Plus von 27.552 Arbeitsplätzen. In manchen Sektoren macht sich ein regelrechter Mangel an Fachkräften bemerkbar.

Wenn die Zahl der Arbeitsplätze weiter derart schnell wächst wie derzeit, dann dürfte Luxemburg dieses Jahr erstmals die Marke von 500.000 Arbeitsplätzen überschreiten. Die Marke von 400.000 Jobs war im Februar 2015 überschritten worden, die von 300.000 im Juni 2004. Zum Vergleich: Das Land zählt aktuell insgesamt 634.730 Einwohner.

Deutlich zugelegt hat in den letzten Monaten demnach auch die Zahl der Grenzgänger. Sie stieg im Februar auf saisonbereinigt 218.425 Personen. Das sind 9.506 mehr als vor einem Jahr. Mit der Corona-Krise war ihre Zahl zu Beginn letzten Jahres um rund 4.000 Personen eingebrochen, erreicht seit August 2020 jedoch fast jeden Monat wieder neue historische Rekordhöhen. Seit Ende 2019 ist die Zahl der Grenzgänger um 14.753 Personen gestiegen.

Je nach Sektor ist das Wachstum der Zahl der Arbeitsplätze zuletzt jedoch ziemlich unterschiedlich ausgefallen, wie neue Zahlen von Statec zeigen. Von den rund 14.000 Jobs, die 2021 neu geschaffen wurden, entfallen rund 5.000 auf den Staat (1.600 neue Jobs in der Verwaltung, 1.200 im Bildungswesen und rund 2.300 im Bereich Gesundheit und Soziales). Auch im Finanzwesen (plus 1.500 Jobs), im Bauwesen (plus 1.900 Jobs) und bei den Unternehmensdienstleistungen (plus 3.700 Jobs) wurden starke Zuwächse verbucht.
Rückgänge wurden im Restaurant/Hotel-Bereich (minus 400 Jobs) sowie in der Industrie (minus 300 Jobs) verbucht. In den beiden Sektoren wurden bereits im Jahr 2020 ähnlich hohe Rückgänge gemessen.

Die Entwicklung der Arbeitslosenquote in den vergangenen Jahren: Die Folgen des Corona-Stillstands wie auch die relativ schnelle Erholung sind in der Grafik nicht zu übersehen